Argentinien: Künftiger Präsident will Abtreibung legalisieren
Am 27. Oktober wählte Argentinien Alberto Fernández zum neuen Präsidenten. Der Politiker verspricht Abtreibung zu legalisieren, wenn er am 10. Dezember sein Amt antritt. In dem streng katholischen Land demonstriert die Bevölkerung seit vielen Jahren gegen das Verbot.
Nach Kuba und Uruguay wäre Argentinien erst das dritte südamerikanische Land, das Abtreibungen nicht mehr unter Strafe stellt.
Alberto Fernández verspricht, Abtreibung zu legalisieren
„Ich setze mich dafür ein, der Kriminalisierung von Abtreibung ein Ende zu setzen“, sagte Fernández in einem Interview gegenüber der argentinischen Tageszeitung Página/12. Der gewählte Staatschef hat vor, nach seinem Amtsantritt einen Gesetzesvorschlag an den argentinischen Nationalkongress zu schicken. Wenn der Entwurf angenommen wird, ist Argentinien das erste große Land in Südamerika, das Abtreibung legalisiert. In den wesentlich kleineren Ländern Uruguay und Kuba ist Abtreibung seit 2012 beziehungsweise 1965 erlaubt.
Das Versprechen von Fernández liegt im Widerspruch mit der eigentlichen politischen Strategie des katholischen Landes. Erst letztes Jahr hatte man eines Gesetzesvorlage von Frauenrechts-AktivistInnen mit 38 zu 31 Stimmen abgelehnt. Der damalige Präsident Mauricio Macri hatte sich geweigert einer Legalisierung zuzustimmen.
AktivistInnen begrüßen Vorhaben der Legalisierung
Seit Jahren kämpfen Aktivisten in Argentinien gegen die Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. So ist auch die feministische Bewegung „Ni Una Menos“ entstanden. „Ni Una Menos“ bedeutet so viel wie „nicht eine weniger“. Man möchte nicht noch eine Frau an männliche Gewalt verlieren. Femizid also Frauentötung ist in Argentinien ein großes Problem. Alle 30 Stunden wird eine Frau Opfer dieser Gewalt. „Die Frauenbewegung ist eines der wichtigsten politischen Vorkommnisse der letzten Jahre. Ich glaube, es ist an der Zeit, mit der Unterstützung des neuen Präsidenten, dass es zu einer Legalisierung von Abtreibung kommt“, sagt Ana Correa, ein Mitglied von „Ni Una Menos“.
Derzeit ist eine Abtreibung in Argentinien nur nach einer Vergewaltigung erlaubt oder, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums werden jedes Jahr rund 354.000 illegale Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Die Befürworter der Legalisierung argumentieren auch mit der Gesundheit der Frauen. Mehr als 40 Frauen sind vergangenes Jahr nach einem illegalen Schwangerschaftsabbruch gestorben.