„And just like that“: Wir müssen über die „SATC“-Fortsetzung reden
Monatelang haben wir darauf gewartet, jetzt ist es endlich so weit. Carrie, Miranda und Charlotte kehren zurück und zeigen in „And just like that“, wie die „Sex and the City“-Charaktere das Leben in New York in ihren 50ern navigieren. Und zwar mit viel Style, aber auch einigen Klischees.
Achtung, es folgen einige Spoiler für die ersten zwei Folgen von „And just like that“!
Kann „Sex and the City“ ohne Samantha funktionieren?
Seien wir einmal ganz ehrlich: Reboots, Reunions und Remakes von erfolgreichen Filmen und Serien der 90er und 2000er sind mittlerweile in etwa so originell wie Blumenmuster im Frühling zu tragen (vielen Dank Miranda Priestly). Dass „Sex and the City“ nach zwei Ableger-Filmen aber tatsächlich noch einmal für eine Serie zurück auf unsere Bildschirme kommt, war dennoch eine kleine Sensation. Denn private Streitigkeiten zwischen den Hauptdarstellerinnen ließen eine Reunion lange Zeit unmöglich erscheinen.
Doch die Macher von „And just like that“ haben einen Weg gefunden. So wird aus dem legendären Quartett in der neuen Serie einfach ein Trio. Carrie, Miranda und Charlotte müssen den Alltag in New York nämlich ab sofort ohne Samantha bestreiten. Denn diese ist für einen Job nach London gezogen. Eine wirklich gute Ausrede der Serienmacher, denn so kann Samantha immer wieder eine kleine Rolle spielen, ohne dass die Schauspielerin Kim Cattrall involviert sein muss.
Den angeblichen Streit zwischen Cattrall und Hauptdarstellerin Sarah Jessica Parker klammern die Serienmacher aber nicht ganz aus. Auch in der Serie herrscht dicke Luft und Funkstille zwischen den beiden.
Auch wenn Samantha wirklich fehlt, muss man gleich zu Beginn einfach klarstellen, wie schön es ist, die vertrauten Stimmen und Gesichter in „And just like that“ wiederzusehen. Das Trio harmoniert wie damals und auch einige Nebencharaktere erfreuen uns mit kleinen Gastauftritten. Die ersten beiden Folgen haben dadurch einen enormen Nostalgiefaktor! Besonders schön und traurig ist es, als Willie Garson aka Stanford zu sehen ist. Denn nachdem der Schauspieler im September gestorben ist, ist es eine der letzten Möglichkeiten, ihn nochmal in seiner legendären Rolle zu sehen.
Podcasts statt Kolumnen
In den ersten zwei Folgen der neuen Serie fühlt es sich an wie ein Klassentreffen, an dem man teilnehmen darf – etwa zehn Jahre nach dem letzten Wiedersehen. Und wie das bei Klassentreffen so üblich ist, hat sich einiges verändert. Denn wir bekommen kaum mehr Voiceovers von Carrie; statt über ihre Kolumne spricht sie jetzt über einen Podcast und ihren Instagram-Account. Genau da liegt auch der erste Kritikpunkt an der neuen Serie. Denn das übergreifende Problem, mit dem die drei Hauptfiguren konfrontiert sind, ist „die neue Welt“.
Sei es Miranda, die in der „Black Lives Matter“-Thematik noch nicht ganz genau weiß, was man sagen und tun soll und was einfach unangebracht ist, oder Charlotte, die nicht ganz akzeptieren kann, wie unterschiedlich ihre beiden Töchter sind. Auch Carrie ist mit dem Wandel der Zeit konfrontiert, der sie vor enorme Herausforderungen wie Instagram-Accounts und Podcasts über Sexualität stellt.
Immer wieder scheint der Witz hinter dem Ganzen zu sein, dass die drei Frauen zu alt für die neue, sich ständig wandelnde Generation sind. Sie agieren wie ein Fisch aus dem Wasser und haben keine Ahnung, was sie eigentlich tun und sagen können. Für drei Frauen, die in den 90er-Jahren den Anstoß für so viele tiefgründige Unterhaltungen zum Thema Sexualität, Unabhängigkeit, Karriere und Co. gegeben haben, ist das ein ziemlich bitterer Anblick.
Social Media und Black Lives Matter als Herausforderung
Denn so löblich es auch ist, dass gerade eine so oft kritisierte Serie wie „Sex and the City“ sich jetzt endlich auch Themen wie Gender und Rassismus widmen möchte, so steif wirken eben diese Szenen. Irgendwie glaubt man als Zuschauer einfach nicht, dass eine so taffe Frau wie Miranda, die immer mit Wissen und Intelligenz glänzte, plötzlich so überfordert mit dem Thema Rassismus ist. Zugegeben, Social Media kann schnell überfordernd sein – aber das gilt für alle – egal ob man 50 oder 15 Jahre alt ist.
Und ja, natürlich ist es naheliegend, dass das Alter der Frauen in der Fortsetzung eine Rolle spielt. Aber hin und wieder entsteht durch diese Betonung der Eindruck, als wären Carrie, Miranda und Charlotte die letzten 20 Jahre einfach nicht aus dem Haus gegangen und würden jetzt von all den Innovationen einfach erschlagen werden.
„And just like that“: Warum wird die Pandemie thematisiert?
Apropos nicht aus dem Haus gehen: Die Covid-Pandemie spielt auch eine Rolle in „And just like that“. Und an dieser Stelle hat die Autorin dieser Zeilen eine ganz große Bitte an künftige Film- und Serienprojekte. Bitte hört auf, über die Pandemie zu sprechen – ganz besonders, wenn ihr so tut, als wäre sie mittlerweile vorbei!
Denn Witze wie „Ach wisst ihr noch, als wir zwei Meter voneinander Abstand halten mussten“ sind angesichts der steigenden Zahlen nicht lustig, sondern eine immer wiederkehrende Erinnerung, wie sehr sich diese Pandemie schon in die Länge zieht. Aber zur Verteidigung der Serienmacher: Das konnte bei der Produktion niemand wissen. Und immerhin haben wir dadurch eine neue Outfit-Inspiration für die kommenden Monate bekommen: Stylische Aufzughandschuhe!
Outfit-Inspirationen en masse
Wo wir schon beim Thema sind: Die Outfits sind ein absolutes Highlight der Show. Sei es der umwerfende cremefarbene Jumpsuit, den Carrie gleich zu Beginn trägt, die blauen Pumps, die nach ihrer Hochzeit mit Big ein Comeback feiern oder die weißen Blumenkleider, die Charlotte für sich und ihre Töchter kauft. Wenn „And just like that“ eines geschafft hat, dann dass unsere Shopping-Wunschliste mal wieder deutlich länger geworden ist.
Dementsprechend groß ist die Hoffnung, dass wir noch mehr Einblicke in Carries begehbaren Kleiderschrank bekommen, der in der ersten Folge schon einen Gastauftritt hatte. Ein Teil stach in den ersten beiden Folgen übrigens besonders heraus: Carries Kleid, das sie bei Mr. Bigs Beerdigung trägt.
Und da wären wir auch schon bei dem größten WTF-Moment der ersten beiden Folgen. Denn nach nur 42 Minuten verlässt Mr. Big – auf eine schon fast absurde Art und Weise – das „And just like that“-Universum. Nach einem Homeworkout auf einem Peloton-Rad erleidet er nämlich einen Herzinfarkt, während Carrie bei einem Konzert ist.
Mr. Big stirbt am Ende der ersten Folge in ihren Armen und setzt damit scheinbar den inhaltlichen Schwerpunkt der kommenden Folgen. So traurig dieser Serienstart auch ist, so vorhersehbar war er ab dem Moment, ab dem Carrie und Mr. Big als perfektes Paar ohne Probleme und Sorgen auf der Bildfläche erschienen – das wäre auf Dauer einfach langweilig geworden.
Lohnt sich „And just like that“?
Mr. Bigs Tod wirft letztlich aber vor allem eine große Frage in den Raum: Lohnt sich die Fortsetzung wirklich oder zerstört es das Original? Am besten hat diese Frage eigentlich Lisa Kudrow, aka Phoebe aus „Friends“, beantwortet. Denn sie meinte Anfang des Jahres, dass eine „Friends“-Fortsetzung aus einem einfachen Grund unnötig ist: Die Friends hatten endlich ihr Happy End gefunden; um eine interessante Fortsetzung zu schaffen müsste man eben dieses Glück zuerst zerstören. Und was für die „Friends“-Darstellerin scheinbar nicht in Frage kommt, wird eben genau jetzt für „And Just like that“ angewendet.
Ob es sich tatsächlich lohnt, für ein paar neue Folgen mit Carrie und Co. eine der aufregendsten Liebesbeziehungen der Fernsehgeschichte zu beenden, wird sich vermutlich erst am Ende der Serie zeigen. Denn spannend ist die Fortsetzung durch ihren dramatischen Start auf jeden Fall. Wir hoffen allerdings, dass es in den kommenden Folgen nicht nur Dramen und Klischees gibt, sondern auch deutlich mehr tiefgründigere Momente und vielleicht sogar das ein oder andere Schmunzeln.