Alabama: Neues Gesetz will Geschlechtsangleichung bei Minderjährigen verbieten
Im amerikanischen Alabama steht erneut ein Gesetzesentwurf in der Kritik. Denn der „Alabama Vulnerable Child Compassion and Protection Act“ sieht vor, dass Minderjährige nicht länger Hormone für ihre Transition bekommen dürfen.
Der hormonelle Schritt zur Geschlechtsangleichung wäre dann eine Straftat.
Alabama will LGBT-Rechte einschränken
Im republikanischen Alabama sorgt derzeit ein neuer Gesetzesentwurf für Entsetzen in der LGBTQIA+ Community und weit darüber hinaus. Denn mit dem sogenannten „Alabama Vulnerable Child Compassion and Protection Act“ will die Regierung ein Gesetz einführen, das die Rechte von transgender Personen stark einschränken würde.
Denn das Gesetz sieht vor, dass die hormonelle Geschlechtsangleichung für Minderjährige künftig verboten sein soll. Menschen unter 19 Jahren dürfen also keine Hormonbehandlungen oder Pubertätsblocker einnehmen, ganz egal, wie sicher sie sich über ihre Transition sind. Sollten Ärzte dennoch Medikamente verschreiben, oder sogar eine geschlechtsangleichende Operation durchführen, drohen ihnen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Der Gesetzesentwurf verbietet auch „den Eltern oder Erziehungsberechtigten eines Minderjährigen Informationen vorzuenthalten, die sich darauf beziehen, dass der Minderjährige der Meinung ist, dass sein Geschlecht oder seine Geschlechtszugehörigkeit nicht mit seinem Geschlecht übereinstimmt“. Medizinisches Personal sowie Lehrerinnen und Lehrer wären also dazu verpflichtet, den Eltern zu verraten, dass ihr Kind transgender ist; ganz egal ob die betroffenen Kinder das möchten oder nicht.
Keine Thematisierung im Unterricht
Doch damit noch nicht genug. Eine weitere Gesetzesvorlage plant, dass Grundschulen nicht länger über sexuelle Orientierung oder Geschlechter aufklären dürfen. „Wir halten es einfach nicht für angemessen, über Homosexualität und Geschlechtsidentität zu sprechen“, erklärt Senator Shay Shelnutt. „Sie sollten über Mathematik, Wissenschaft und Schreiben sprechen, besonders in der Grundschule.“
Die Verantwortlichen und Befürworter des Gesetzes begründen die Entscheidung mit dem Schutz der Minderjährigen. Denn: „Minderjährige und oft auch ihre Eltern sind nicht in der Lage, die Risiken und Auswirkungen auf das Leben, einschließlich der dauerhaften Sterilität, die sich aus der Verwendung von Pubertätsblockern, geschlechtsübergreifenden Hormonen und chirurgischen Eingriffen ergeben, zu begreifen und voll zu schätzen“, erklärt der Republikaner Wes Allen, der das Gesetz im Repräsentantenhaus eingebracht hat. „Ihr Gehirn ist noch nicht so weit entwickelt, dass sie langfristig entscheiden können, was diese Medikamente und Operationen mit ihrem Körper anstellen.“
Scharfe Kritik gegen Gesetzesentwurf
Viele Gegner des Gesetzes sehen das aber ganz anders. LGBT-Organisationen und Transgender-Aktivistinnen und Aktivisten setzen sich jetzt stark gegen das Gesetz ein. „Es ist ein Versuch, Ängste zu schüren, aber es spornt andere Staaten an, zu sehr extremen Maßnahmen zu greifen“, sagt Shelby Chestnut, Direktor für Politik und Programme des Transgender Law Center gegenüber der „New York Times“.
Kritik, die das Abgeordnetenhaus in Alabama wohl nicht als ausreichend ansieht. Denn am Donnerstag verabschiedete dieses das Gesetz mit 66:28 Stimmen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es für die Gegner des Gesetzes aber noch. Denn die Gouverneurin Kay Ivey hat den Entwurf bisher noch nicht unterschrieben. Ob die Republikanerin es letztlich jedoch machen wird und das Gesetz damit in Kraft treten kann, ist bisher unklar.
Die Nachrichten zu dem geplanten Gesetz kommen zu einem äußerst kritischen Zeitpunkt in der amerikanischen Politik. Denn erst kürzlich verabschiedete die Regierung in Florida ein Gesetz, das die Aufklärung im Schulunterricht stark einschränkt. Die „Don’t say Gay“-Bill verbietet es nämlich, dass in Grundschulen über sexuelle Orientierung und Homosexualität aufgeklärt wird. Das Gesetz steht derzeit unter scharfer Kritik, sogar der Disney-Konzern äußerte sich zuletzt dagegen und versprach, scharf gegen die Durchführung vorzugehen.