Der 51-Jährige dreht seit einigen Jahren den Spieß um und schießt mit seiner Leica zurück, wenn er der üblichen Wand an Fans und Paparazzi gegenübersteht. Ein Spiel vom Sehen und Gesehen-Werden.

So liegt der besondere Reiz der ersten Fotoausstellung des Rockmusikers in der Variation ein und desselben Motivs in 50 verschiedenen Versionen, wenn sich wie im Auge des Orkans ruhige Momente ergeben, in denen ein Fan inmitten des Trubels heraussticht. Dabei sei das Projekt ursprünglich gar nicht als solches geplant gewesen, unterstrich Kravitz am Montag bei der Präsentation von „Flash“.

„Hatte kein Wahl“

„Ich hatte keine Wahl“, gestand der Star. Letztlich sei ihm diese Motivik einfach notgedrungen passiert: „Zuerst war ich frustriert – ich wollte ja raus und die Welt fotografieren.“ Da seien jedoch immer die Menschen gewesen, die ihn selbst fotografierten: „Es wurde dann dieser interessante Tanz.“ Ein Tanz, der den Fotografierten meist ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Zeit, während des eigentlichen Prozesses eine Motivwahl zu treffen, habe er dabei allerdings nicht: „Es geht alles so schnell.“ Erst im Nachhinein wähle er die Fotos aus, so Kravitz. In jedem Falle habe er schon Tausende Aufnahmen dieser Art in seinem Leben gemacht.

Auch die Veröffentlichung der Bilder sei nie seine Intention gewesen: „Ich hatte das nie geplant.“ Nach Los Angeles und dem Leica-Firmensitz Wetzlar ist das Vorhaben nun aber in Wien gelandet, einer Stadt, von der er bereits in seiner Zeit als Mitglied im California Boys Choir geträumt habe: „Schon als Kind hatte ich die Fantasie, eines Tages hier zu sein.“

Fasziniert vom Design

Kravitz fotografiert mit der Leica, da sein Vater als einstiger Korrespondent von NBC-News in Vietnam solch eine Kamera verwendet und das Gerät ihn schon als Kind wegen ihres Designs fasziniert habe. Die Wahl von Schwarz-Weiß für seine Aufnahmen sei für ihn heute auch eine ästhetische Überlegung: „Es ist realistischer und surrealer zugleich als Farbe.“ So würden die starken Gesichter und Persönlichkeiten der Porträtierten stärker zur Geltung kommen und die Bilder zeitloser altern. So geht Kravitz mit seiner Arbeit auf ironische Distanz zum Starrummel und betreibt ein hintergründiges Spiel mit der Öffentlichkeit.

Parallelen zum Songschreiben

Dabei sehe er durchaus Parallelen zwischen dem Songschreiben und der Fotografie: „In beiden Fällen geht es um den Moment.“ Beide hätten etwas Unplanbares in sich, das aus dem Nichts entstehe. Dennoch sei eine eigene Ausstellung sicherlich etwa Neues im Leben des Rockstars, zeigte sich Ostlicht-Chef Peter Coeln überzeugt: „Das ist ein neuer Schritt in seinem Leben.“ Die gemeinsame Idee dazu sei schon vor über einem Jahr entstanden: „Ich dachte, dass wir Lenny Kravitz in einem anderen Licht zeigen.“

Ergänzt werden die Kravitz-Aufnahmen durch 32 Fotos, die Mathieu Bitton von dem Rockstar über die Jahre gemacht hat. Diese liefern den spannenden Kontrast des Inszenierten, Stilisierten zu den Spontanprodukten des Porträtierten und erweitern die Schau zum selbstreferenziellen Porträt eines Starlebens, das jüngst durch die Aufregungen um eine geplatzte Hosennaht bei einem Konzert in Stockholm eine neue Facette erhielt.

Wer es nicht bis 22. August in die Galerie Ostlicht schafft, der kann auch zum Fotobuch „Flash“ greifen, das der Rockstar zu Jahresanfang mit den Aufnahmen herausgegeben hat. Oder man erwirbt eine der gezeigten Aufnahmen. Die Kravitz-Werke kosten je nach Format und Rahmung zwischen 1.500 und 3.900 Euro.

Neue Schau geplant

Und bei der einen Ausstellung dürfte es ohnedies nicht bleiben. Er gehe bereits durch seine Archive und plane eine neue Schau, die dann nicht unter einem Überthema laufen solle, sondern einen Querschnitt durch sein fotografisches Schaffen bieten könne, kündigte Kravitz an. Und da dürften dann auch einige Aufnahmen aus Wien dabei sein.

INFO:

Lenny Kravitz: „Flash“ und Mathieu Bitton: „Ascension“ von 11. bis 22. August in der Galerie Ostlicht, Absberggasse 27, 1100 Wien. Geöffnet von Mittwoch bis Samstag 12 bis 18 Uhr. www.ostlicht.at