Muss ich mich fürs Fliegen schämen?
Die Schweden haben seit Kurzem ein Wort dafür: „Flygskam“ hast du, wenn du dich davor schämst in den Flieger zu steigen, während der Klimawandel weiter voranschreitet. Nicht jeder hat aber die Zeit, mit dem Zug und dem Schiff nach Amerika zu reisen.
Wer trotzdem ein schlechtes Gewissen hat, kann seine Reise kompensieren und den verbrauchten CO2-Ausstoß ausgleichen.
Fliegen ist oft billiger und schneller
Die Welt ist dazu da, um sie zu erkunden und das geht mit dem Flugzeug oftmals am leichtesten. Wer möchte schon doppelt so viele Urlaubstage verbrauchen, damit er mit dem Zug anreisen kann? Außerdem ist Fliegen mittlerweile oftmals viel günstiger. Dank der vielen Billigflieger muss man für einen Langstreckenflug nicht mehr sein ganzes Bankkonto leeren. Mit der ÖBB-Sparschiene kostet ein Zugticket nach Kopenhagen 89 Euro in eine Richtung. Wer rechtzeitig bucht, zahlt bei der Billig-Airline Laudamotion für Hin- und Rückflug nur 46 Euro. Es ist also klar, dass sich die Mehrheit bei internationalen Reisen für die Luft entscheidet. Letztes Jahr reisten laut Statistik Austria 31,7 Millionen Passagiere von Österreichs Flughäfen ab. Das ist ein Anstieg von 9,6 Prozent zum Vorjahr. Durch den Flugverkehr nehmen die CO2-Emissionen zu.
Sind Flugzeuge die neuen Kraftwerke?
Die Billig-Fluglinie Ryanair hat es dieses Jahr sogar unter die Top Ten Klimasünder Europas geschafft. Die Statistik erfasst jedoch nur innereuropäische Flüge. Airlines wie die Lufthansa könnten aufgrund ihrer internationalen Strecken noch viel mehr CO2 ausstoßen. Auf den anderen neun Plätzen neben Ryanair befinden sich übrigens ausschließlich Kraftwerke, sieben davon aus Deutschland. Diese haben aber dafür auch einen wesentlichen höheren CO2-Ausstoß. Die Treubhausgase des Kraftwerks Neurath haben sich 2018 genauso negativ auf das Klima ausgewirkt, wie der gesamte inländisches Flugverkehr des Landes innerhalb von 12 Jahren.
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Muss ich mich schämen, wenn ich ins Flugzeug steige?
Greta Thunberg und die „Fridays for Future“ Bewegung haben es geschafft, dass der Trend zum nachhaltigen Leben und somit auch zum nachhaltigen Reisen massentauglich geworden ist. Die 16-jährige Schwedin bereist die Welt, nimmt an Klimademonstrationen Teil und hält Reden darüber, dass wir uns ändern müssen, um den Planeten zu retten. In ein Flugzeug steigt sie aber nie. Sie möchte sogar Mitte August mit einer emissionsfreien Hochseejacht nach Amerika segeln. Nicht jeder kann die Geschäftsreise mit Segelschiff absolvieren. Wer ab und zu in den Flieger steigt, braucht kein schlechtes Gewissen zu haben. Auch Vielflieger müssen sich nicht schämen, sie können dank Anbietern wie Atmosfair, MyClimate oder Primaklima ihre Reise kompensieren. Die Organisationen bieten an, Flugreisen, Hochseekreuzfahrten oder Fernbusreisen auszugleichen und im Gegenzug Klimaschutzprojekte durchzuführen.
So kompensiere ich meinen Flug
Wer nach einer Reise seinen CO2-Ausstoß kompensieren möchte, muss sich erstmal für einen der Anbieter entscheiden. Der ökologische Fußabdruck hat nämlich bei jeder Organisation einen unterschiedlichen Preis. Das kommt daher, dass der CO2-Ausstoß immer unterschiedlich gerechnet wird. Je nachdem ob Flughöhe, Zwischenlandung oder Sitzplatzkategorie einberechnet werden, kommen die verschiedenen Anbieter für die gleiche Flugstrecke auf unterschiedliche Ergebnisse. Wie viel man zahlt, kann man ganz leicht mit dem Emissionsrechner auf der Website der jeweiligen Anbieter ausrechnen. Atmosfair fragt hier beispielsweise nach der Sitzklasse, Flugart und dem Flugzeugtyp. Für einen Flug von Wien nach London würde man hier 67 Euro zahlen, um sein Gewissen zu beruhigen.
Umweltfreundliches Fliegen: Gibt es das?
Das Fliegen ist noch immer die umweltschädlichste Form zu reisen. Einen Flug auszugleichen, indem man für umweltfreundliche Projekte spendet, wird an dieser Tatsache nichts ändern. Ein Flugzeug stößt noch immer Unmengen an klimaschädlichen Substanzen aus, auch wenn sich Fluglinien wie die Lufthansa bemühen klimafreundlicher zu werden. Die deutsche Airline möchte beispielsweise ihren Bodenbetrieb bis 2030 CO2-neutral gestalten, indem sie Ökostrom oder elektrische Antriebe einsetzt. Bis die Forschung aber den Flugverkehr komplett revolutioniert, sollte man weiterhin so gut es geht auf alternative Transportmittel umsteigen. Bei Reisen innerhalb Österreichs oder in unsere Nachbarländer ist der Zug also noch immer die bessere Variante.