Sexismus in der Werbung: Ab hier ist es zu viel
Manchmal glaube ich fast, dass wir es geschafft haben. Oder dass wir zumindest sehr, sehr nahe am Ziel sind. Da würde ich fast meinen, dass wir uns zurecht der wachsenden Gleichberechtigung zuschreiben. Das sind Momente, in denen Sexismus immer kleiner wird und ich das Gefühl habe, wir besiegen ihn.
Aber es dauert meist nicht lange, bis ich mich wieder am Boden der Tatsachen befinde. Da, wo Geschlechterrollen, Sexualität und Menschenrechte noch lange nicht angekommen sind. Dort, wo sie eigentlich hingehören. Und dann weiß ich wieder wie oft er passiert, der Sexismus. Immer, überall und genau da, wo wir Menschen sind. Subtil, offensichtlich, unabsichtlich, weil man es nicht anders kennt oder vollkommen beabsichtigt. Man sieht also, dass es kaum darauf ankommt, wo man ist, was man tut oder denkt. Sexismus findet immer seinen Weg – selbst in der Werbung.
Werbung ist sexistisch, wenn sie bezogen auf das Geschlecht diskriminiert
Sexismus in der Werbung ist allgegenwärtig. Das ist keine Meinung, sondern Fakt.
Diese Art der Werbung bewirkt, dass veraltete Rollenbilder weiterhin bestehen bleiben. Dass besonders Frauen, auf ihren Körper oder ihre Sexualität reduziert werden. Und ich finde, wenn es in der heutigen Zeit immer noch bis zu einem gewissen Grad normalisiert wird, haben wir ein größeres Problem, als erwartet. Denn sexistische Werbung wirkt sich negativ auf uns aus. Sie weist mir als Frau eine Rolle in der Gesellschaft zu, die ich nicht einnehmen möchte. Und das suggeriert mir sofort, dass ich mich unwohl fühlen muss.
Wir beraten euch auch gerne.
1. Lasst das!
2. Beteiligt euch nicht an diesem alljährlichen #beachbody Unfug.
2. Ernsthaft jetzt, lasst das! pic.twitter.com/AFY6FOpP1i— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 23. April 2019
Frauen, die sich gegen das Frauenbild, das vor allem in der Werbung sehr häufig zu sehen ist, sträuben, stehen oft im Kampf mit sich selbst. Auch wenn sie vielleicht sogar wissen, dass es unnatürliche Körpermaße, sexistische Herangehensweisen und Abwertungen sind, fragt man sich, woher es kommt. Das Bild, dem man entsprechen soll. Vielleicht ist es doch besser, wenn ich mich tatsächlich so verhalte, wenn mir die Mehrheit der Werbung ein Frauenbild zeigt, dass immer das selbe ist. Wieso verdammt nochmal, sehe ich nicht so aus? Und warum bin ich als Frau immer die, die putzt, sexualisiert wird oder dümmer ist, als ihr männliches Gegenüber?
Durch solche Werbungen wird der Wert einer Frau reduziert. Das Einzige, was wir sind, sind Sexsymbole. Oder Nutzgegenstände, die sich in der Küche am wohlsten fühlen.
Wie ist das nochmal mit den Menschenrechten?
Wenn wir uns ganz ehrlich sind, dann sind Abwertungen, Stereotypen oder das generelle Frauenbild in den Medien eine Diskriminierung. Und zwar solch eine, die aufgrund des Geschlechts passiert. Aber auch eine, die menschenrechtlich gesehen, vollkommen verkehrt ist. Da frage ich mich schon, wie es sein kann, dass Sexismus in der Werbung die Regel anstatt der Ausnahme ist.
Sexismus in der Werbung: Deshalb funktioniert er
Eine Werbung basiert auf dem Prinzip, dass sie von allen verstanden wird. Immerhin möchte der Anbieter, dass möglichst viele sein Produkt kaufen. Welche Leute das tun, ist ihm in der Regel eher egal. Deswegen wird darauf geschaut, dass die breite Maße weiß, worum es geht und dass ihre Aufmerksamkeit geweckt wird.
Das bedeutet aber auch, dass eine Darstellungsweise benutzt wird, die einfach ist. Auch ein Grund, wieso Rollenklischees verstärkt werden. Ich meine zu behaupten, dass es kaum überraschend ist, wenn Frauen beginnen an sich zu zweifeln, wenn Werbung ein Bild unterstützt, von dem man weg kommen muss. Wir fühlen uns dumm und auf unser Äußeres reduziert.
Werbung, die kurz vorm #Weltfrauentag massenhaft in unsere Werbemelderin reinrauscht. Es ist ein echtes Trauerspiel. pic.twitter.com/o96LXmttYA
— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 5. März 2019
Allgemein glaube ich, dass bei sexistischer Werbung eher darauf geschaut wird, was gut funktioniert als auf ethische, moralische Gründe. Leider ist es immer noch Fakt, dass eine nackte Frau viel mehr Aufmerksamkeit bringt als eine, die in ihrem normalen Umfeld gezeigt wird. Auch werden immer wieder Witze, die auf Kosten unserer Intelligenz gehen, gerne für Slogans verwendet. Das Bild der Frau, die dem Mann hinterher räumt, alles für ihn tut, ihn bemuttert und kocht, aber ihn dennoch nervt.
Wir dürfen nicht vergessen: Sexistische Werbung macht krank
Sexistische Werbung zeigt Frauen, wie sie auszusehen haben. Ich verstehe nicht, warum unrealistische Schönheitsideale für die breite Maße als erstrebenswert suggeriert werden? Wieso haben wir es noch immer nicht geschafft, unterschiedliche Körperformen von Frauen zu akzeptiert und wahr zu nehmen? Denn wenn nur ein ungesundes, nicht realistisches Bild der Frau bestehen bleibt, werden immer mehr Frauen durch dieses Schönheitsideal erkranken. Warum sieht das kaum jemand? Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder weiß, wie Werbung unsere Wahrnehmung formt.
Die Perfektion, die durch sexistische Werbung mitgegeben wird, beleidigt Frauen nicht nur auf einer Ebene, die sich auf Gleichberechtigung konzentriert. Sie übt einen Druck aus, genauso aussehen zu müssen. Im Fall der Fälle kann es auch passieren, dass Frauen dadurch krank werden. Ich sehe Frauen, die unter dem sexualisierten Bild leiden. Meist äußert es sich in Form einer Essstörung, Depression oder einem gestörtem Selbstbild, das man erst durch lange Behandlung verbessern kann. Da frag ich mich schon: Ist es das wert, liebe Vertreter der sexistischen Werbung?
Im Nachgang zu unserem Text über sexistische Kostümierungen hagelt es ein gruseliges Beipiel nach dem anderen ins Postfach.
✅ sexy Ebola Krankenschwester
✅ sexy Bibo
✅ sexy Wickelkind mit Schnuller (Fragt nicht!)
✅ sexy irgendwas – ausdrücklich damit Männer sich freuen pic.twitter.com/oV8rUfvasW— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 18. Februar 2019
Nicht sexistisch werben: Für so manche Firma wie @GdB_Germany mit ihrer Marke @PrinzenRolle eine krasse Herausforderung. Die möchte auch 2019 mit Männern als tumbe BH-Öffner und mit Frauen als Objekten zum Aufreißen punkten.
Wie unterwältigend. pic.twitter.com/5moPxqZ0Is— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 29. Januar 2019
Mit den Bonusangeboten von @STROGONStrom ist das so eine Sachen. Da will man mal in Ruhe auf dem Rücken liegend, perfekt frisiert in High Heels und Hotpants telefonieren, aber sie treiben einen doch irgendwie um.
😒 pic.twitter.com/hBWGPGCNOi— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 7. Dezember 2018
Mach doch mal Urlaub, haben sie gesagt. Wenn du zurück bist, ist bestimmt alles viel besser. 😞
via @Wasilisvonrauch pic.twitter.com/UTDvuHFNdA
— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 6. August 2018
Überzeugen Sie sich selbst von dem unangenehmen Gefühl, wenn Frauen zu Werbezwecken für jeden, wirklich jeden Scheiß objektifiziert und als sexuell verfügbar dargestellt werden. Freuen Sie sich jetzt schon mit uns überhaupt nicht auf die Wirkung, die so eine Werbung erzielt. pic.twitter.com/9495xekv6k
— Pinkstinks.de (@pinkstinksde) 18. Mai 2018