Gillette startet Kampagne gegen toxische Männlichkeit und erntet Shitstorm
Der Rasierer-Hersteller Gillette spricht in einem neuen Werbespot gegen Mobbing in jeglicher Form auch die #metoo-Bewegung an und setzt sich kritisch mit seinem eigenen Slogan „Das Beste was ein Mann kriegen kann“ auseinander. Die „echten Männer“ des Internets, die Sexismus im Alltag für ein Märchen halten, kaufen die Rasier-Utensilien für ihre männlichen Bärte in Zukunft bei anderen Firmen – das verkünden sie zumindest eifrig in Sozialen Medien.
Gillette: „Ist das das Beste, was ein Mann sein kann?“
Seit 30 Jahren gibt es den traditionellen Slogan „The best a man can get“ – jetzt hinterfragt sich der Rasierer-Hersteller selbst und kontert in einem neuen Spot mit der Frage „Ist das das Beste, was ein Mann sein (kriegen) kann?“. Die Werbung soll erst der Anfang einer groß angelegten Kampagne sein, die sich mit Sexismus im Alltag befasst. Ein wichtiger Schritt einer Marke, die sich mit ihren Marketing-Steps an sowohl weibliche als auch männliche Kunden richtet. Denn ja, Sexismus ist kein „Frauenthema“, sondern ein gesellschaftliches Problem. Wo man da am besten ansetzt? Bei der nächsten Generation. So sieht das auch der Rasierer-Hersteller: „Denn die Jungen von heute, sind die Männer von morgen“. In dem zweiminütigen Clip werden nicht nur sexistische Alltagsszenen gezeigt, auch Mobbing ist ein zentraler Kritikpunkt. Der Knackpunkt ist der Spruch „Boys will be boys“ also „Jungs sind eben Jungs“ – der als Entschuldigung für unterschiedlichste Verhaltensmuster dient. Es ist höchste Zeit, dass schlechtes Benehmen nicht mehr mit einer derart simplen und irrsinnigen Aussage abgetan werden kann. Für manche Dinge gibt es keine Entschuldigung und ein Penis ist wohl überhaupt die schlechteste von allen. „Es tut mir nicht leid, dass ich mich wie ein Idiot verhalte, aber ich habe einen Penis“, „Achso, na kein Problem!“ – äääh, nein.
Gillette will positive und gesunde Männlichkeit, das Internet nicht
Das Unternehmen gibt an, in den folgenden drei Jahren Non-Profit-Organisationen, die sich mit einer „positiven, erreichbaren, inklusiven und gesunden Version“ von Männlichkeit beschäftigen, mit jährlich einer Million Dollar zu unterstützen. Wie bei jeder Firma, steckt hier natürlich auch Eigeninteresse dahinter, immerhin geht die Kampagne gerade viral und macht so einiges an gratis Werbung für Gillette, dennoch ist es ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, ein Aufruf zu einem bewussteren Umgang miteinander und ein Appell an die Menschlichkeit. Einige Männer sehen sich von dieser positiven Männlichkeit aber derartig bedroht, dass sie nun im Netz um Hilfe schreien müssen. Neben den unzähligen positiven Kommentaren unter dem Video, finden sich auf Facebook, YouTube und Co nämlich auch tausende User, die „nie wieder Gillette“ verwenden werden. Sie fühlen sich unfair behandelt, in ihrem Stolz gekränkt und haben ganz offensichtlich den Punkt der Kampagne nicht verstanden. Gillette ist der Shitstorm wahrscheinlich ziemlich egal, es gibt schließlich keine schlechte PR. Es sprechen jetzt eben noch mehr Menschen darüber und das ist gut so.
Bestes Beispiel ist der US-amerikanische Moderator Piers Morgan, der sich in einem Tweet schockiert von dem „derzeitigen lächerlichen globalen Angriff auf die Männlichkeit“ zeigt. Ohne weitere Worte.
I’ve used @Gillette razors my entire adult life but this absurd virtue-signalling PC guff may drive me away to a company less eager to fuel the current pathetic global assault on masculinity.
Let boys be damn boys.
Let men be damn men. https://t.co/Hm66OD5lA4— Piers Morgan (@piersmorgan) 14. Januar 2019