Soft Girl Era: Ist die Zeit der Girlboss-Ästhetik vorbei?
Habt ihr schon von dem Soft Girl Lifestyle gehört? In den Sozialen Medien trendet diese Lebensart schon seit einigen Wochen und betont, dass der Hustle-Mode, den wir aus den Girlboss-Zeiten kennen, nicht länger zeitgemäß ist.
Aber liegt die Lösung wirklich im kompletten Gegenteil?
Ist es Zeit für die Soft Girl Era?
New year, new me! Nein, wir können den Satz auch bald nicht mehr hören. Dennoch ist der Wunsch nach Veränderungen bei vielen von uns wohl besonders rund um den Jahreswechsel groß. Schließlich prahlen alle online und offline mit ihren Neujahrsvorsätzen und betonen, wie sehr sie ihr eigenes Leben optimieren wollen. Da kann man oft nicht widerstehen und will auch mitmachen.
Die Vorsätze waren dabei in den vergangenen Jahren oftmals die gleichen. Man will sich im Job verbessern, Karrieregoals erreichen und obendrauf auch noch mehr Sport machen, sich gesünder ernähren und und und. Doch in diesem Jahr gibt es vor allem mit Blick auf die Sozialen Medien eine neue Form der Lebensoptimierung. Denn statt mehr Arbeit und Anstrengung sehnen sich viele online nach dem sogenannten Soft Life.
Gemeint ist damit ein Fokus auf die Dinge, die für Entspannung und Selfcare stehen. Große Karrieregoals werden hier gegen ganz entspannte Daily Routines und Selfcare Sundays eingetauscht. Es soll das genaue Gegenteil von dem Ideal sein, dass wir jahrelang unter Hashtags wie #Girlboss oder #Hustlemode beworben bekommen haben. Eben jene Idee der besonders harten Arbeit und steilen Karriere, der hohen Ansprüche und vollen Terminkalender. Stattdessen wollen die Menschen, die in ihrer Soft Girl Era sind, jetzt eben den Fokus auf ihre mentale und körperliche Gesundheit legen und sich nicht länger ihr gesamtes Leben durch ihren Beruf prägen lassen. „2024 will ich einfach nur relaxen“, betont eine Influencerin auf Tiktok und nennt 2024 ihr „Jahr der Unbeschwertheit“.
Lob und Kritik für den Lifestyle
Die Soft Girl Era variiert dabei von Person zu Person. Manche beziehen es auf die Art und Weise, wie sie sich im Job verhalten. Andere wollen ihr Soft Girl Dasein im Privatleben einsetzen und dort alles ein bisschen ruhiger angehen lassen. Immer wieder werden damit auch ein spezieller Look und Trends in Verbindung gebracht. Besonders stereotype feminine Kleidung und zahlreiche Schleifen findet man online genauso unter dem Hashtag wie Dating-Tipps und einen Fokus auf Self- und Skincare.
Viele Frauen betonen, dass sie sich aus dem karriereorientierten Leben zurückziehen wollen, nachdem sie lange Zeit Teil der Hustle Culture waren und diese sie nicht erfüllt hat. Andere betonen währenddessen unter dem Hashtag ihre Sehnsucht nach einem Leben als Hausfrau und Mutter und schreiben von den Ansprüchen, die sie an ihren Ehemann haben.
„Burnout ist nicht spezifisch auf maskuline oder feminine Energie zugeschnitten“
Das alles klingt für manche nach einer Utopie, für andere aber vor allem eines: ziemlich toxisch. Denn einige kritisieren, dass das Soft Girl Leben mit Feminismus, finanzieller Unabhängigkeit und Freiheit nichts mehr zu tun hat und betonen, dass es auch ein Rückschritt sein könnte, sich nurmehr auf die vermeintlich „schönen“ und vor allem häuslichen Dinge des Lebens zu fokussieren. Dass man zu diesem Extrem greift, kritisieren viele. Sie betonen aber auch, dass der Soft Girl Trend einfach eine extreme Reaktion auf die oftmals beworbenen und idealisierten Girlbosse ist – und das beide Trends ihre Vor- und Nachteile haben. „Ich denke man muss sich nicht zwischen Hustle Culture oder Soft Girl entscheiden, um ein Gefühl von Identität zu haben“, betont etwa die Influencerin Shania. „Man kann alles sein, was man will und man sollte sich gestärkt darin fühlen, das zu sein, was man will und alles tun zu können.“
Viele andere sehen es ähnlich und betonen: nur, weil einem die Hustle Culture manchmal zu viel wird oder man die toxischen Seiten der Bewegung erlebt hat, heißt das noch lange nicht, dass man automatisch eine 180 Grad Wendung machen sollte. Die Lösung für ein erfülltes Leben sollte stattdessen irgendwo dazwischen liegen. Alle beruflichen und privaten Träume komplett aufzugeben, um ein Leben in Entspannung zu führen und einem Trend zu folgen, klingt ebenso wenig nach Utopie wie ein Alltag voller Stress. Denn das Leben in Extremen – sei es extrem arbeitend oder extrem entspannend – schränkt in den meisten Fällen nun einmal doch mehr ein, als dass es befreit.