„Silber und das Buch der Träume“: Ist dieser Film das „Twilight“ der Gen Z?
Mit „Silber und das Buch der Träume“ startet Prime Video derzeit eine neue Fantasy-Reihe, die von einer Buchvorlage inspiriert wurde. Eigentlich das perfekte Rezept für einen neuen Teenie-Hype, oder?
Ganz so einfach ist es leider nicht.
„Silber und das Buch der Träume“: Was passiert, wenn man in fremde Träume eintauchen kann?
Es gab wohl kaum einen Fantasy-Hype, der so groß war wie jener rund um „Twilight“. Denn damals – in den frühen 2000ern – kam man einfach nicht an der Frage nach „Team Edward oder „Team Jacob“ vorbei. Aber unabhängig von dieser Frage gab es zwei klar abgegrenzte Teams: entweder man liebte „Twilight“ – oder man hasste es abgrundtief! Dazwischen gab es eigentlich nichts.
Gemeinsam mit dem Vorgänger „Harry Potter“ startete „Twilight“ einen richtigen Hype rund um Teenie-Literatur und ihre Verfilmungen. Da gab es die „Tribute von Panem“-Reihe, die beiden „Percy Jackson“-Filme und die „Maze Runner“-Trilogie. Dann wurde es nach und nach stiller. Der große Hype rund um Teeniebuch-Verfilmungen blieb zuletzt aus, genauso wie die große Kontroverse um ihre Qualität.
Zwischen Lovestory und Luzidem Träumen
Doch es scheint ganz so, als stehe die nächste Teeniebuch-Renaissance schon vor der Türe. Denn neben dem „Hunger Games“-Prequel „The Ballad of Songbirds and Snakes“ gibt es mit „Silber und das Buch der Träume“ jetzt auch wieder eine neue Teeniebuch-Verfilmung! Angelehnt an den Roman „Silber – Das erste Buch der Träume“ von Kerstin Gier dreht sich darin alles um die 17-jährige Liv, die gemeinsam mit vier Mitschülern in die Welt des luziden Träumens eintaucht und die Fähigkeit besitzt, auch in die Träume von fremden Menschen einzutauchen. Eine Gabe, die auch ganz schön gefährlich werden kann. Denn rund um Halloween werden entweder alle größten Träume der Gruppe wahr – oder ihre Albträume.
Gepaart wird das ganze dann noch mit jeder Menge Lovestory, Familien-Streitigkeiten und Schuldrama. Also fast so, als wäre „Inception“ in die Schulzeit versetzt worden. „Silber“ ist eine internationale Produktion und beinhaltet neben einigen Newcomer:innen auch bekannte Gesichter wie Jana McKinnon (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) und „Sex Education“-Star Chaneil Kular.
„Silber“: Buchvorlage aus dem Jahr 2013
Die Buchvorlage „Silber – Das erste Buch der Träume“ von Kerstin Gier entstand übrigens bereits 2013, also in einer Zeit, in der wir Millennials noch die Nachwehen des „Twilight“-Hypes mitbekamen und mit „Catching Fire“ der wohl beste Teil der „Tribute von Panem“ ins Kino kam. Die Fortsetzungen schafften es damals sogar auf den ersten Platz der Spiegel-Bestsellerlisten und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Grundvoraussetzungen für einen Hype à la „Twilight“ sind also eigentlich schon gegeben.
Wie in den frühen 2010er-Jahren gibt es bei „Silber“ schließlich schon eine ziemlich große Fancommunity rund um die Bücher. Aber genauso wie damals sind die Fans des Originals auch ganz schön kritisch. Könnt ihr euch noch erinnern, welche Kontroverse es rund um die Besetzung von Robert Pattinson als Edward Cullen gab? Tja auch bei „Silber“ gab es schon Kritik, bevor der Film überhaupt draußen war. Schließlich wurde der Titel ja geändert.
Stehen wir vor der Fantasy-Renaissance?
Und auch die Tatsache, dass der Film sich nicht 1:1 an dem Buch orientiert und einige Änderungen vorgenommen hat, wird wohl nicht jedem Fan der Originalreihe gefallen. Hier bekommt Liv eine tragische Hintergrundgeschichte, wird älter gemacht und nicht jeder Charakter aus dem Buch kommt auch im Film vor. Aber auch dieses „Problem“ kennen wir Millennials aus „Harry Potter“ und Co ja nur allzu gut. Und wenn es eines auf jeden Fall schafft, dann definitiv Unterhaltungen über den Film.
Und auch wenige Tage nach dem Release sieht man, dass es zwar Kritik an den Änderungen gibt, gleichzeitig aber auch jede Menge Lob für den Film und einige Fans der Bücher, die schon eifrig betonen, dass man das Buch auf jeden Fall lesen sollte – die Verfilmung aber auch zelebrieren. Vor allem die Lovestory zwischen den beiden Hauptfiguren scheint einigen Fans jetzt schon zu gefallen. Wer auf Tiktok nach dem Film sucht findet etwa schon den ersten Zusammenschnitt der Couple-Momente zu einem Taylor Swift Song. Für alle, die die Tumblr-Hochphasen der 2010er-Jahre verpasst haben: das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen für den Film!
Aber genau dieser mögliche Zwiespalt ist dem Team dahinter bewusst. Produzentin Lena Schömann betont in einer Presskonferenz zum Film etwa: „Als wir die Szenen entwickelt haben, haben wir einige Szenen spannender gestaltet, vor allem, wenn die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen […] Wir wollten einen Film schaffen, der sowohl die erwachsenen Leser von damals als auch die junge Fangemeinde von heute fasziniert.“ Und auch die Regisseurin Helena Hufnagel betont, dass der Film deutlich mehr in Richtung „inspiriert von“ einem Buch geht, als in eine 1:1 Buchverfilmung.
Folgen Teil zwei und drei?
Dass das Publikum diese Änderungen akzeptiert, hofft natürlich auch der Cast. Riva Krymalowski – die im Film die Schwester von Hauptfigur Liv spielt – erzählt in der Pressekonferenz etwa, dass sie schon vorab auf Tiktok einiges an Kritik an den ersten Unterschieden wie etwa dem Aussehen der Figuren gesehen hat. „Ich hoffe, die Leute sind nicht irritiert von einigen Ereignissen, die im Buch vorkommen und im Film nicht ganz korrekt sind“, betont sie. „Ich hoffe einfach, dass die Leute den Änderungen, die wir im Film vorgenommen haben, aufgeschlossen gegenüberstehen“, ergänzt auch Jasper-Darsteller Efeosa Afolabi.
Ob dieses Experiment aufgeht, wird sich zeigen. Doch die Pläne der Produktionsfirma scheinen jetzt schon klar zu sein: „Unser Ziel ist es, Teil zwei und drei im nächsten Jahr zu drehen und die Trilogie hoffentlich zu vollenden“, so Schönmann. Bleibt also abzuwarten, ob wir gerade den Beginn der Teenie-Fantasy-Renaissance erleben. Die Zeit wäre 15 Jahre nach dem ersten „Twilight“-Film auf jeden Fall reif.