Darum sollten wir uns alle mehr mit dem Tod beschäftigen
Es ist ein Thema, über das wir nicht gerne sprechen und es so lange wie möglich vor uns herschieben. Doch wenn es dann so weit ist, sind wir und unsere Liebsten meist völlig unvorbereitet. Die Rede ist vom Tod. Deshalb sollten wir uns mehr mit dem Sterben unserer Verwandten sowie mit unserem eigenen Ableben beschäftigen.
Ein groß angelegter Sterbereport zeigt, wie Menschen in Österreich zum Thema Tod stehen.
Der Tod: Darum sollte sich jeder damit beschäftigen
Am 1. November, der für die katholische Kirsche als Allerheiligen gefeiert wird, gedenken wir meist den Verstorbenen. Ein Besuch beim Grab, das Anzünden von Kerzen und Gottesdienste stehen dabei bei vielen Menschen am Programm. Doch wie sieht es eigentlich mit dem eigenen Tod und jenen der engsten Verwandten aus? Wie vorbereitet sind wir wirklich? Damit hat sich jetzt der groß angelegte „Österreich Sterbereport 2023“ in Kooperation von Bestattung Himmelblau und dem Marktforschungsinstitut TripleM beschäftigt und einige interessante Einblicke geliefert.
Wie aus der Onlinestudie (mit 1.500 Teilnehmenden) hervorgeht, wissen Österreicher:innen relativ wenig über den Tod und die nachfolgenden Bestattungen. Dabei werden in Österreich jeden Tag rund 250 Begräbnisse von 517 Bestattungsunternehmen durchgeführt. Dennoch herrscht grade im Bereich des Sterbens eine große Tabuisierung. Oft ist es unangenehm oder traurig darüber zu sprechen, oft möchte man sich einfach nicht mit dem eigenen Ableben und jenen von Familienmitgliedern beschäftigen.
Doch damit einen der Tod nicht allzu überraschend trifft, hat sich Bestattung Himmelblau vorgenommen, das doch etwas düstere Thema als normalen Bestandteil des Lebens zu verstehen. „Der Tod betrifft uns alle und doch bewegt sich die Branche im Verborgenen. Warum also nicht das Schweigen brechen?“, so Alexander Hovorka, Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens.
„Über den Tod zu sprechen, ist für alle wichtig“
Auch wenn das Thema Tod für einige Menschen noch eines ist, das sie lieber vor sich herschieben, beginnt der Tabubereich langsam aufzubrechen. Laut der Studie ist es für 56 Prozent der Österreicher:innen mittlerweile recht einfach, in der Familie über das Sterben zu sprechen. Auch Kinder sollen dabei Teil des Gesprächs sein. 60 Prozent der Befragten finden, dass bereits Volksschulkinder mit dem Tod und der Sterblichkeit naher Angehöriger konfrontiert werden sollten. „Egal, in welchem Alter: Über den Tod zu sprechen, ist für alle wichtig. Denn nur so verliert er an Schrecken“, betont Hovorka.
Social Media als Hilfe zur Trauerbewältigung
Ein spannendes Detail in der Studie: Social-Media-Plattformen können als Hilfe zur Trauerbewältigung gesehen werden. Der Grund: 43 Prozent der befragten Bevölkerung sind dem Tod bereits auf sozialen Medien begegnet. Etwa in Form von Nachrufen und Traueranzeigen von betroffenen Privatpersonen, aber auch von prominenten Menschen.
Das kann ein wichtiger Bestandteil sein, dass sich auch junge Menschen mit dem Sterben beschäftigen. Hovorka dazu: „Social Media Plattformen sind für die Aufklärungsarbeit ein wichtiger Treffpunkt. So wird nicht nur der Austausch mit Branchenvertreter:innen gefördert, sondern auch der Austausch unter Betroffenen“.
Die Aufklärungsarbeit zur Enttabuisierung zeigt auch in der digitalen Welt ihre Wirkung: Mehr als ein Drittel der österreichischen Bevölkerung (36 Prozent) sieht in den sozialen Medien eine geeignete Plattform, um sich über den Tod auszutauschen. Am offensten sind diejenigen, die bereits mit dem Thema auf Social Media in Berührung gekommen sind (56 Prozent).
Beim Begräbnis wird nicht gespart
Hat man den ersten Schritt, nämlich über den Tod zu sprechen, erstmal geschafft, folgt der nächste Part: Die Bestattung. Zunächst sollte man sich bewusst machen, dass man hierfür mit höheren Kosten rechnen muss. Laut Sterbereport sind die Österreicher:innen im Jahr 2023 jedoch bereit, mehr für ein Begräbnis auszugeben – trotz Teuerung. So wollten 2021 noch rund 54 Prozent bei den Kosten für ein Begräbnis unter 7.500 Euro bleiben, 2023 sind es nur noch 51 Prozent. Und jede:r Fünfte ist sogar bereit, mehr als 7.500 Euro für das letzte Fest auszugeben.
„Bedenkt man, dass ein Begräbnis im Durchschnitt zwischen 4.500 bis 5.500 Euro kostet, ist die hohe Zahlungsbereitschaft ein starkes Zeichen“, sagt Alexander Hovorka über die Ergebnisse. „Ein großes, letztes Fest auszurichten ist für die Österreicher:innen bedeutsamer als der finanzielle Aspekt. Das zeigt die Umfrage auch in diesem Wert: 62 Prozent der Befragten gaben an, dass eine Beerdigung bzw. eine Trauerfeier sich wie eine (Familien-)Feier anfühlen darf.“
Barrieren bei queere Bestattungen
Auch mit dem Thema Tod in der LGBTQIA+ Community in Österreich hat sich der Report beschäftigt. Zwischen 66 und 74 Prozent der Community schätzt es, wenn Bestattungsunternehmen aktiv auf diverse Gruppen zugehen. Allerdings: Jede:r Dritte (29 Prozent), der sich der LGBTQIA+ Community zugehörig fühlt, gibt an, auf Barrieren zu stoßen. 26 Prozent sehen sich mit Ablehnung und Diskriminierung konfrontiert.
„Ich bin polyamorös und homosexuell. Wenn meine Familie für mich ein traditionelles Institut auswählen würde, stelle ich es mir schwieriger vor, dass meine beiden Partner:innen es so gestalten können, wie ich es mir gewünscht hätte“, lautet etwa das Urteil einer Person, die an der Studie teilgenommen hat. „Death Positivity bedeutet offen gegenüber allen Kulturen und Lebensformen zu sein. Als Bestattungsunternehmen ist es unsere Aufgabe, bestehende Informationslücken zu schließen und allen Bedürfnissen Raum zu geben“, stellt Alexander Hovorka klar.
Das sind die beliebtesten Bestattungsformen
Eine Erdbestattung als beliebteste Bestattungsform gehört der Vergangenheit an. Mehr als die Hälfte der Österreicher:innen (55 Prozent) wünscht sich eine Feuerbestattung. Etwa ein Drittel (31 Prozent) bevorzugt eine Naturbestattung, die in den meisten Fällen eine Feuerbestattung benötigt. Nur noch 13 Prozent bevorzugen eine Erdbestattung.
Auch Künstliche Intelligenz ist mittlerweile ein Thema in der Bestattungsbranche. Jede:r Fünfte (22 Prozent) kann sich demnach vorstellen, bei Beerdigungen auf Hologramme oder andere KI-Technologien zu setzen.
Übrigens: Zwei Drittel der Frauen (67 Prozent) sind dazu bereit, auf ein Grab zu verzichten, um ihre Angehörigen mit der Grabpflege zu entlasten. Bei den Männern liegt dieser Anteil bei 58 Prozent. „Eine Zahl, die nicht überrascht”, so Hovorka. „Traditionell gesehen ist es nach wie vor die Rolle der Frauen, die Grabpflege zu übernehmen. Sie wissen somit besser über den Aufwand Bescheid und wollen diesen ihren eigenen Angehörigen ersparen.“