„Mein fabelhaftes Verbrechen“: Schauspielerin Rebecca Marder über ungleiche Behandlung und die Freiheit des französischen Films
Was so ziemlich alle französischen Komödien gemeinsam haben: Sie bringen uns herzhaft zum Lachen und transportieren dabei eine bestimmte Message mit. Genauso wie das neueste Werk des französischen Regisseurs François Ozon, „Mein fabelhaftes Verbrechen“. Die Liebeserklärung an die Filme der 1930er-Jahre startet am 1. September in den österreichischen Kinos.
Wir haben mit Rebecca Marder, eine der Hauptdarstellerinnen, gesprochen.
„Mein fabelhaftes Verbrechen“: Eine charmante Verschwörung
In typisch französischer Manier schafft die neue Krimi-Komödie „Mein fabelhaftes Verbrechen“ des französischen Star-Regisseurs François Ozon das, was sie tun sollte: uns mit Witz und vieeel Charme zum Lachen bringen. Dafür verantwortlich ist aber auch der Cast des Films, der auf harmonische Weise eine Gemeinschaft bildet, der man einfach gerne zusieht. Wie etwa den beiden Schauspielerinnen Nadia Tereszkiewicz und Rebecca Marder, die ein schlagkräftiges Duo bilden, das den einen oder anderen Mann – zurecht – ins Verderben stürzt.
Aber von vorne: Wir befinden uns im Paris der 1930er Jahre. Mit anderen Worten: Männer sind mächtiger denn je, Frauen nur ihr nerviges Anhängsel. Und mittendrin befinden sich Madeleine (Nadia Tereszkiewicz) und Pauline (Rebecca Marder). Während erstere erfolglos versucht, als Schauspielerin groß durchzustarten, versucht sich zweitere als Anwältin. Doch dann passiert etwas, das das Leben der beiden vollkommen auf den Kopf stellt. Denn ein Filmproduzent, mit dem Madeline auch etwas zu tun hatte, wird ermordet. Der Verdacht fällt sofort auf die Schauspielerin – sie soll ihn angeblich aus Rache getötet haben.
Ihre Unschuld versucht Madeleine erst gar nicht zu beteuern, dafür hat sie schließlich Pauline, ihre Anwalts-Freundin an ihrer Seite. Also plädieren sie auf Notwehr. Mit einem ausgeklügelten Plan und überzeugender Redekraft gelingt es ihnen schließlich, dass Madeleine freigesprochen und von allen Anwesenden für ihren Mut und ihre Durchsetzungskraft gefeiert wird. Die Folge: Sie kann sich vor Rollenangeboten nicht retten und scheint endlich ihren großen Durchbruch zu schaffen. Bis Grand Dame Odette (Isabelle Huppert) auf der Bildfläche auftaucht und ihren Plan durchkreuzt. Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht 😉
Rebecca Marder im miss-Interview
Wir haben mit Pauline-Darstellerin Rebecca Marder gesprochen, die sich im Film nicht nur als humorvolle und schlagkräftige Frau präsentiert, sondern auch auf äußerst subtile Weise andeutet, in eine Frau verliebt zu sein – und das im Paris der 30er! Ihre Dialoge sind bissig, smart und unheimlich lustig. Am Ende des Films ist man sich sicher: Man will mehr von der 28-Jährigen sehen.
Im Interview verrät sie uns, was „Mein fabelhaftes Verbrechen“ für sie so besonders macht. „Bei diesem Dreh hat mir alles gefallen“, so Rebecca. „Mich mithilfe der wunderbaren Kostüme und der schlagfertigen Antworten in das ‚Goldene Zeitalter‘ des Kinos zu versetzen. Mit ganz außergewöhnlichen Partnern zu spielen. François Ozon bei der Arbeit zu beobachten. Er ist sehr gewissenhaft, begibt sich von einem Film zum anderen wie ein Archäologe in ganz unterschiedliche Welten. Er hat eine Kraft und Energie bei der Arbeit, die ansteckend wirkt, alles mitreißt und das ganze Team nach oben zieht“, so die Schauspielerin.
Ozons Werk grenzt insgeheim an die MeToo-Debatte und liefert Fans von französischen Filmen zusätzlich noch unzählige humorvolle Szenen, die sie lieben werden. Auch untereinander hatte es der Cast immer sehr lustig, wie uns Rebecca verrät. „Wir haben sehr viel gelacht, auch wenn wir alle ziemlich konzentriert waren. Das hat schon beim Casting begonnen! Vor den Versuchsaufnahmen habe ich mit Nadia in einem Park den Text geprobt. Nadia meinte dann, es sei besser, nicht zu sagen, dass wir uns schon vorher getroffen haben. Als wir ins Büro kamen, haben wir uns begrüßt, als hätten wir uns das erste Mal gesehen. Ab diesem Augenblick fühlten wir uns wie Komplizinnen“, scherzt die Französin.
„Ich bin nicht auf den Mund gefallen“
Eine Sache, die wir von „Mein fabelhaftes Verbrechen“ definitiv lernen können: Ungerechtigkeiten – vor allem in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen – dürfen keine Chance mehr haben! Doch oft ist es gar nicht mal so einfach, eine schlagfertige Antwort im richtigen Moment zu finden, wie uns auch Rebecca zustimmt. „Oft fällt einem eine gute Antwort erst eine oder zwei Stunden nach dem Affront ein. Aber wie Pauline hasse ich Ungerechtigkeit und reagiere ziemlich spontan. Ich bin wirklich nicht auf den Mund gefallen! Vor allem, wen es darum geht, andere zu verteidigen, dann traue ich mich viel mehr“.
Während ihrer langjährigen Karriere – Rebecca steht bereits seit ihrem fünften Lebensjahr vor der Kamera -sind ihr ungleiche Behandlungen im Filmbusiness bisher erspart geblieben. „Zum Glück habe ich nie schlechte Erfahrungen gemacht“, erzählt die Französin. „Männliche Regisseure haben mir tolle weibliche Rollen angeboten, mit unglaublichen Schicksalen. In diesem Film hat François Ozon zum Beispiel die beiden Hauptrollen in einer Komödie Frauen angeboten. Das ist selten“, stellt Rebecca fest. Dann fügt sie noch hinzu: „Aber der Weg ist noch weit. Die Dinge ändern sich, immer mehr Frauen sind Produzentinnen, Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen. Das gibt Hoffnung, wenn auch noch sehr viel zu tun bleibt“.
Zum Abschluss haben wir Rebecca noch gefragt, was sie an französischen Filmen – im Vergleich zu internationalen Produktionen – am meisten schätzt. „Ich liebe ihre Freiheit“, erzählt uns die 28-Jährige. Ihr großer Traum ist allerdings, einmal in einem Musical in den USA zu spielen, wie sie uns verrät.