Unsere Haare verraten uns, ob wir unter Stress stehen
Haare können mehr, als man vielleicht denkt. Denn sie verraten uns so einiges über unsere körperliche und auch geistige Gesundheit. Wie Forscher:innen aus Rotterdam jetzt herausgefunden haben, zeigen sie auch an, ob und wie sehr wir unter Stress stehen.
Das wiederum könnte dabei helfen, Herzkrankheiten vorherzusagen.
Ihr steht unter Stress? Eure Haare verraten es
Sind wir gestresst, dann produzieren wir das Hormon Cortisol in hohen Mengen. Das kann in unseren Haaren nachgewiesen werden. Warum das so wichtig ist? Erkennt man das erhöhte Stresslevel so früh wie möglich, dann könnte man das Risiko auf einen stressbedingten Herzinfarkt oder Schlaganfall verringern. Damit haben sich auch Forscher:innen aus Rotterdam beschäftigt und ihre neue Studie auf dem European Congress on Obesity in Dublin präsentiert.
„Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass chronischer Stress ein schwerwiegender Faktor für die allgemeine Gesundheit ist. Nun deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Menschen mit langfristig höheren Glukokortikoidspiegeln im Haar offenbar deutlich häufiger an Herz- und Kreislauferkrankungen leiden“, erklärt Hauptautorin Dr. Eline van der Valk vom Erasmus University Medical Center Rotterdam.
Das Forschungsteam aus den Niederlanden untersuchte dabei die Langzeitwerte von Cortisol sowie Cortison, das Stresshormon in seiner inaktiven Form, auf menschlichem Kopfhaar. Wurden diese Hormone nachgewiesen, konnte man davon ausgehen, dass die Proband:innen in den Monaten zuvor dem sogenannten Steroidhormon Glukokortikoid ausgesetzt waren. Denn das ist eine körperliche Reaktion auf Stress.
6.000 analysierte Haarproben
Für die Studie hat man anschließend in etwa 6.000 Haarproben analysiert und die Teilnehmenden fünf bis sieben Jahre lang beobachtet. Die Wissenschaftler:innen wollten dabei einen Zusammenhang zwischen Cortisol- und Cortisonspiegel sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden. Während dieser Langzeitstudie konnte man in 133 Fällen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen. Ein medizinischer Meilenstein! Denn darüber sind in bisherigen Forschungsdaten nicht ausreichend Informationen zu finden. Vielmehr ist bekannt, dass die beiden Stresshormone den Stoffwechsel sowie die Fettverteilung im Körper beeinflussen können.
Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen verdoppelt sich mit hohen Cortisolwerten
Mit der neuen Studie haben die Forschenden aus den Niederlanden jetzt ein weiteres, medizinisches Risiko in Zusammenhang mit Stress festgestellt. Denn auch die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, verdoppelt sich bei Personen mit erhöhten Cortisolwerten. Bei etwa 57 Jahre alten Menschen oder jüngeren Personen steigt dieses Risiko sogar auf das Dreifache an. Ist man allerdings älter als 57, konnten die Forscher:innen keinen signifikanten Zusammenhang feststellen.
„Wir hoffen, dass sich die Haaranalyse letztendlich als Test erweisen wird, mit dem Ärzte feststellen können, bei welchen Personen ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht“, so Studienautorin Professor Elisabeth van Rossum. „In Zukunft könnte die gezielte Beeinflussung der Auswirkungen von Stresshormonen im Körper vielleicht ein neues Behandlungsziel werden“, zeigt sich die Forscherin hoffnungsvoll.