Oralsex begünstigt Kehlkopfkrebs, laut neuer Studie
Forscher:innen aus England haben nun eine Studie veröffentlicht, die aufhorchen lässt. Demnach soll Oralsex das Risiko für HPV-bedingten Mund- und Rachenkrebs deutlich erhöhen.
In manchen Ländern werde hier bereits von einer Epidemie gesprochen.
Studie: Anstieg bei Mundrachenkrebs durch Oralsex
Durchaus beunruhigende Nachrichten für alle, die gerne Oralsex praktizieren. Forschende der der Universität Birmingham in England konnten nun in einer neuen Studie einen Zusammenhang zwischen Kehlkopfkrebs und Oralsex nachweisen. Bereits seit Jahren beobachteten die Wissenschaftler:innen einen besorgniserregenden Anstieg von Mundrachenkrebserkrankungen. „In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Zahl der Kehlkopfkrebserkrankungen im Westen so stark zugenommen, dass manche sogar von einer Epidemie sprechen“, so Dr. Hisham Mehanna von der Universität Birmingham gegenüber dem Magazin The Conversation.
Auslöser für den ungewöhnlichen Anstieg sei Oralverkehr. In der Studie habe das Team rund um Professor Mehanna nun nämlich festgestellt, dass Tumore, die im hinteren Teil des Rachens entstehen, in vielen Fällen durch Humane Papillomviren – also HPV – ausgelöst werden. Denn durch Oralsex kann das Virus zu einer Infektion im hinteren Teil des Rachens oder in der Nähe der Mandeln führen. Diese Infektionen verschwinden in den meisten Fällen von selbst, können aber manchmal bestehen bleiben und Krebs verursachen, erklärt der Experte.
Oralverkehr erhöht Krebsrisiko um 8,5 Prozent
Schon seit längerer Zeit hatten Forscher:innen über einen möglichen Zusammenhang von HP-Viren und Mundrachenkrebs spekuliert. Überraschend war für die Mediziner:innen der Universität Birmingham nun aber, wie deutlich sich der Zusammenhang im Rahmen der sogenannten Kohortenstudie, bei der eine Patientengruppe über viele Jahre beobachtet wird, zeigte.
Denn laut des Berichts erhöhte Oralverkehr das Risiko, Tumore im Mund-Rachen-Raum zu entwickeln, um bis zu 8,5 Prozent. Entscheidend sei hier aber die Anzahl der Sexualpartner:innen. „HPV wird sexuell übertragen. Der Hauptrisikofaktor für Speiseröhrenkrebs ist die Anzahl der Sexualpartner im Leben, insbesondere beim Oralsex. Bei Personen mit sechs oder mehr Oralsexpartnern im Leben ist das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, 8,5 Mal höher als bei Personen, die keinen Oralsex praktizieren.“, erklärt Mehanna.
Umkehr des Trends durch Impfung möglich
Besonders überraschend an den Aussagen der neuen Studie: Oralsex als Risikofaktor für die Entstehung von Krebs sei damit noch deutlich vor Rauchen, Alkoholkonsum und einer ungesunden Ernährung. Allerdings seien hier noch weitere Studien nötig, die diese These stärken. Zudem sei nicht ganz klar, ob HPV allein ausreicht, um Oropharynxkrebs (also Mundrachenkrebs) zu verursachen, oder ob andere Faktoren – wie Rauchen oder Kautabak – mit HPV interagieren, um diese Krebsarten zu fördern.
Die Experten liefern allerdings auch einen Lichtblick. Denn laut Mehanna könnte die HPV-Impfung den Negativ-Trend sogar wieder umkehren. Zudem deute sich an, dass Jungen in Ländern mit einer hohen Durchimpfungsrate bei Mädchen (über 85 Prozent) durch die sogenannte Herdenimmunität auch geschützt sind. „Zusammengenommen kann dies hoffentlich in einigen Jahrzehnten zu einer Verringerung von Oropharynxkrebs führen.“, so der Professor.
8 von 10 Menschen infizieren sich im Laufe des Lebens mit HPV
Besondere Aufmerksamkeit erlangte das Thema bereits vor einigen Jahren, als der US-Schauspieler Michael Douglas an Mundrachenkrebs erkrankte. Auch er hatte seinerzeit öffentlich HPV als Auslöser genannt.
Dass Humane Papillomviren ein Auslöser für Kehlkopfkrebs sein können, wissen viele Menschen nicht. Generell ist das Wissen rund um das Thema HPV in der Gesellschaft noch mangelhaft. Und das, obwohl etwa acht von zehn Menschen sich im Laufe ihres Lebens mit HPV infizieren. Es kann aber auch bei der Geburt passieren, und auch „intensiverer Hautkontakt reicht unter Umständen aus“, erklärt Prof. Dr. Elmar Joura, Gynäkologe und Professor an der MedUni Wien. Während die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die Infektion in den meisten Fällen wieder von selbst abheilt, kann HPV aber auch die Ursache für schwerwiegende Erkrankungen sein, wie nun eben auch die neue Studie aus England zeigt. Denn insgesamt gibt es weit über 100 verschiedene Stämme – „eine Handvoll hat die unangenehme Eigenschaft, krebserregend zu sein“, so der Experte.
Mehr Infos zum Thema HPV, und wie ihr euch vor der Infektion schützen könnt, haben wir hier noch für euch zusammengefasst.