War „Elvis“ den Hype wirklich wert oder schwärmen wir alle nur für Austin Butler?
Wer aktuelle Preisverleihungen verfolgt, kommt am „Elvis“-Biopic einfach nicht vorbei. Die Geschichte über den King of Rock ’n‘ Roll ist jetzt auch auf dem Weg zur Oscar-Trophäe. Aber wäre der Sieg als „Bester Film“ gerechtfertigt, oder steckt etwas anderes hinter dem „Elvis“-Hype.
Wir haben uns den Film beim Oscar-Watching nochmal ganz genau angesehen.
Gewinnt „Elvis“ den Oscar als bester Film?
Biopics gehören zu den Oscars wie der Hüftschwung zu Elvis Presley. Als das Biopic „Elvis“ für den besten Film nominiert wurde, war das dementsprechend keine große Überraschung. Denn die zweieinhalbstündige Verfilmung von Baz Luhrmann hat auf dem Papier wirklich alles, was ein Oscar-Anwärter braucht. Einen starbesetzten Cast, jede Menge Musik, Drama – und nicht zu vergessen –ausgefallene Kostüme. Und obendrauf gab es für „Elvis“ im vergangenen Jahr auch noch einen richtigen Hype. Denn Fans feierten den Film und seinen Hauptdarsteller in den Sozialen Medien; Songs aus dem Biopic gingen auf TikTok viral und die Stimme, die Elvis-Darsteller Austin Butler für seine Rolle annahm, sorgt bis heute für Schlagzeilen.
Denn der ehemalige Kinderstar verwandelt sich auf der Leinwand in Elvis. Die letzte Szene, in der zwischen ihm und dem tatsächlichen King gewechselt wird, lassen einen mit Gänsehaut zurück. Die Aufopferung, die Austin für diese Rolle in Kauf genommen hat, kann wirklich mit kaum einem Star verglichen werden. Dass Social Media ihn dafür lobt und für den 31-Jährigen schwärmt, ist deshalb nicht verwunderlich.
Zwischen Oscars und Goldener Himbeere
Ist das Rennen um den besten Film des Jahres also eigentlich schon vorbei? Ganz so einfach ist es nicht, denn wer sich „Elvis“ ganz genau (oder mehrmals) ansieht, merkt: so fehlerlos, wie ihn Social Media darstellt, ist „Elvis“ nicht. Denn auch, wenn die Songs, Looks und Designs überzeugen; es gibt Momente, die einen aus dem Film werfen. Wie etwa der unangenehme Akzent von Colonel Parker-Darsteller Tom Hanks, der jetzt für den schlechtesten Preis der Filmbranche, die Goldene Himbeere, nominiert ist. Oder die Musikvideo-ähnliche Montage zu „Viva Las Vegas“, die kaum Inhalt vermittelt, sondern einfach nur verwirrt zurücklässt. Oder die Tatsache dass ausgerechnet die Fangirls – jene Mädchen und Frauen, die für Elvis die wohl wichtigste Rolle in seiner Karriere gespielt haben – absolut nicht zu Wort kommen.
Zugegeben, man könnte jetzt sagen, dass es bei all den opulenten Stilelementen des Films einfach nicht genug Platz für tiefe Inhalte gab und diese zu Regisseur Baz Luhrmann gehören. Denn mit Filmen wie „Moulin Rouge“ schaffte er einen Oscar-Gewinner, den manche als absolutes Meisterwerk der Filmgeschichte feiern und andere als absoluten Kitsch verteufeln. Es gehört zu Baz Luhrmann, bunte und extravagante Opulenz zu zeigen. Und es gehörte auch zum Image von Elvis, eben diesen Luxus mit Glitzer und Glamour nach außen hin zu tragen.
„Elvis“: Ein zweistündiger Trailer ohne Tiefgang
Aber auch die größte Glitzer-Explosion auf der Leinwand kann nicht von den teils hölzernen Dialogen ablenken. Und auch nicht von der Tatsache, dass uns das Voiceover zwar viel ÜBER Elvis und sein einzigartiges Talent, seine Inspirationen und seinen bahnbrechenden Charme erzählt, eben dieser aber leider nur in seltenen Momenten wirklich auf die Leinwand kommt. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass das Biopic das eigentlich Unmögliche versucht: die legendäre Lebensgeschichte eines Mannes, der an einem Tag so viel erlebt hat wie andere in Jahren, in nur zwei Stunden darzustellen.
Da muss der ein oder andere Moment einfach zu kurz kommen. Ein ganzes Jahrzehnt wird da kurzerhand in eine zweiminütige Montage gepackt. Die Filmkarriere des King ist dabei nur in Ausschnitten auf der Leinwand, bevor man sich auch schon dem Ende der Karriere widmet. Dadurch fühlt sich „Elvis“ teilweise so an, als würde man einen mehrstündigen Trailer sehen, der eigentlich nur auf Highlights hindeutet, die später näher beschrieben werden.
„Elvis“: Der King hat mehr verdient
Doch eben diese nähere Beschreibung passiert nie. Konflikte lösen sich mit einem Blick auf. Essentielle Dinge wie Betrug und Affären werden von Montagen abgelöst und die Beziehung zwischen Elvis und seiner Priscilla ist eine Aneinanderreihung von traurigen Blicken und Enttäuschungen. Die Tatsache, dass „Jailhouse Rock“ – einer der wohl legendärsten Einschnitte in der Karriere des Kings – fast nicht erwähnt wird, zeigt: es fehlte einfach an Zeit.
Wäre „Elvis“ etwa eine mehrteilige Miniserie geworden, mit den gleichen Stars und Produktionsteam, hätte diese Show das Potential zu einem Megahit gehabt. Stellt euch doch einfach vor, wir hätten uns in jeder Folge einem Jahrzehnt der Karriere gewidmet; den Auf und Abs, den Krisen und auch den Menschen, die das Leben von Elvis prägten. (Kurz gesagt: Priscilla, Elvis Mutter und all die anderen Frauen in seinem Leben könnten endlich auch zu Wort kommen!) Zugegeben, auf dem Niveau dieses Blockbusters eine ganze Serie zu drehen, hätte wohl auch das größte Hollywood-Budget gesprengt. Aber man wird ja noch träumen dürfen! Denn letztendlich hätten wir uns von „Elvis“ einfach mehr gewünscht.