„The Last of Us“: Wie wahrscheinlich ist eine Pilz-Zombie-Pandemie wirklich?
Die neue Serie „The Last of Us“ versetzt Streaming-Fans derzeit in Angst und Schrecken. Denn in dem HBO-Hit lässt eine Pilz-Pandemie einen Großteil der Menschheit zu aggressiven Zombies mutieren. Viele User:innen frage sich jetzt natürlich: wie wahrscheinlich ist eine solche Pilz-Zombie-Apokalypse im echten Leben?
Spoiler: Völlig unrealistisch ist das Szenario nicht!
„The Last of Us“: So wahrscheinlich ist eine Pilz-Zombie-Apokalypse wirklich
„The Last of Us“ ist der erste große Serien-Hit im Jahr 2023. Die HBO-Serie basiert auf dem gleichnamigen Videospiel, das sich bereits seit 2013 großer Beliebtheit erfreut. Angesichts der Popularität der Videospielreihe, ist der Erfolg der Serie zwar nicht wirklich überraschend, aber durchaus bemerkenswert. „The Last Of Us“ hat nach nur zwei Episoden bereits einen Streaming-Rekord aufgestellt. Keine andere Drama-Serie aus dem Hause HBO konnte bisher einen solchen Zuschauer-Zuwachs bei der zweiten Episode vorweisen wie die neue Serie.
Doch der Serien-Hit, der hierzulande auf Sky zu sehen ist, hinterlässt bei vielen auch ein etwas mulmiges Gefühl im Magen. Der Grund: In der Serie wird ein Großteil der Menschheit zu Zombie-artigen Kreaturen. Schuld daran ist ein Pilz! Ein Pilz, den es auch in echt gibt. Kein Wunder also, dass sich das Szenario fast zu nah an der Realität anfühlt. Könnte es tatsächlich sein, dass so ein grusliger Pilz auf den Menschen überspringt und dadurch die nächste Pandemie ausgelöst wird?
National Geographic hat sich genau mit diesen Fragen auseinandergesetzt und im Zuge dessen den Pilzgenetiker Ian Will von der University of Central Florida zu diesem Thema befragt. Der Experte kann gleich einmal Entwarnung geben: „Auf fantastische Weise sind die logischen Verbindungen vorhanden, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies im wirklichen Leben passiert“, so Will. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Idee allerdings nicht.
Pilze können Menschen tatsächlich befallen
Den Ophiocordyceps unilateralis, oft auch nur Cordyceps genannt, um den es in der Serie und dem Spiel geht, gibt es tatsächlich in der Natur. Er ist in tropischen Regenwäldern beheimatet und gedeiht bei wohligen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Der Parasit frisst sich durch den Panzer der Ameisen und dringt ins Gehirn ein. Ab dann bestimmt der Pilz das Verhalten der Krabbeltiere. Es ist unklar, wie genau dies geschieht – ob durch die Freisetzung einer Chemikalie oder der Veränderung der DNA eines Insekts, sagt Will. Demnach leben infizierte Ameisen zwar noch, aber sie haben keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Klingt gruselig, und das ist es irgendwie auch. Denn, dass Pilze auch Menschen befallen, ist leider keine Erfindung der Serienschöpfer.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Hefepilz Candida auris. Er wurde im Jahr 2009 erstmals im Gehörgang einer 70-jährigen Patientin in Japan entdeckt. 2018 wurde dann eine erste Infektion mit dem Pilz auch in Österreich nachgewiesen. Er kann viele Bereiche des Körpers befallen – so zum Beispiel das zentrale Nervensystem, Organe, Knochen und Augen. Seit seiner Entdeckung kommt es immer wieder zu lebensbedrohlichen Ausbrüchen vor allem in Spitälern. Insgesamt wurde der Pilz bisher in mehr als 50 Ländern nachgewiesen. Das Problem: Es stehen nur wenige Antimykotika (Arzneimittel gegen Pilzinfektionen) zur Verfügung, mit denen betroffene Patienten behandelt werden können. Zwischen 30 und 60 Prozent der Infektionen enden daher tödlich.
Das sagen Expert:innen zu dem Szenario
Dennoch sieht der Pilzgenetiker Ian Will keine große Gefahr darin, dass Pilze Menschen in Zombies verwandeln. Denn beim Ophiocordyceps ist die Übertragung von einer Ameisenart zu einer anderen äußerst selten. „Wenn ein Sprung von einer Ameisenart zu einer anderen schon schwierig ist, dann ist der Sprung zum Menschen definitiv Science-Fiction“, sagt Will. Allerdings mache ihm der Klimawandel Sorgen. Denn die steigenden Temperaturen seien durchaus ein reales Risiko, die Pilzinfektionen deutlich verschlimmern könnten – so wie das eben auch in der Serie dargestellt wird.
Dass es zu einer Pilz-Pandemie kommen könnte, ist zwar möglich, aber dennoch unwahrscheinlich. Elaine Bignell, führend auf dem Gebiet der Erforschung menschlicher Pilzpathogene, sagte gegenüber Sky News: „Wir müssen in einem Zustand der Vorbereitung sein. Wir müssen sehr gut verstehen, wie verschiedene Pilze menschliche Krankheiten verursachen können, wie unser Immunsystem mit diesen Mikroben fertig wird, und eine gute Hausapotheke mit Antimykotika, von denen wir wissen, dass sie wirksam sind.“ Die Expertin erklärte außerdem: „Einige Pilze können von einer Person zur nächsten weitergegeben werden – und in der Umwelt sind wir ihnen ständig ausgesetzt, aber es würde eine sehr spezielle Variante erfordern, um ein solches Artensterben verursachen zu können.“ Damit sieht auch Bignell keine reelle Gefahr auf uns zukommen. Also können „The Last of Us“-Fans nun hoffentlich wieder ruhig schlafen – zumindest bis zur nächsten spannenden Episode …