Von der High-Heel-Tante zur Fußbettfetischistin
Ein Einblick ins Leben einer Mops-Besitzerin und Mama zweier Rabauken
Unlängst musste ich eine deprimierende Feststellung machen, nur eine weitere über das Leben mit Kindern und das andere, gefühlte 300 Jahre davor. Nachdem ich es endlich geschafft habe mit meinem Mann auszugehen – der erste Abend ohne Kinder – hab ich mich natürlich mal wieder fachgemäß in Schale geworfen, fünf Outfits später waren wir endlich startklar. Also schnell das Babyphon der Tante in die Hand gedrückt und bei der Haustüre raus geschlichen.
Neeeiiiinnnn! Das darf nicht wahr sein, ich halte keine High Heels mehr aus!
Wir parkten vorm Restaurant, saßen am Tisch bestellten, plauderten, hielten Händchen, starrten abwechselnd im zwei Minuten-Takt auf unsere Handys um uns zu versichern, dass die kindersittende Tante alles im Griff hatte. Vorm Essen wollte ich noch kurz auf die Toilette um das Näschen zu pudern (ok, ich geb’s ja zu – eher doch aufs Klo, der Wein machte sich bemerkbar). Elegant stolzierte ich den Gang entlang, schloss die Türe und lehnte mich an die Wand und starrte dabei fassungslos auf meine Lieblingspumps. „Neeeiiiinnnn! Das darf nicht wahr sein, ich halte keine High Heels mehr aus! Diese Schuhe können nicht drücken, niemals, ich habe sie vor Jahren selbst eingetanzt, sie haben mich auch mit zu vielen Drinks stets sicher über das Kopfsteinpflaster nachhause gebracht ohne Druckstellen“. Während ich meine Gedanken sortierte, stand ich bereits barfuß auf den kühlen Fliesen. „Das ist nicht fair, immerhin sitze ich nur bei Tisch und alles schmerzt. Was soll ich mit den restlichen 60 Paar Absatzdingern in meinem Schuhschrank anfangen, ich bin ein Turnschuhmensch geworden, es ist einfach passiert.“
Die einzigen Schuhe ohne Absätze waren meine Laufschuhe
Ich hatte früher ein läppisches Paar Laufschuhe, an jedem Schuh war irgendwas absatzartiges dran, Wedges waren quasi meine Ballerinas. Je mehr ich drüber nachdachte, kam ich zu dem Entschluss, dass es wohl ein schleichender Übergang war, der in der Schwangerschaft begonnen hat. Mit einem kugelrunden Bauch stöckelt „Frau“ ja nicht zum Gynäkologen, ich hab mir Sneakers gekauft. Zwei Kinder später stöckle ich auch nicht morgens ins Büro und schon gar nicht in den Kindergarten oder in die Krabbelstube, auch die morgendliche Runde mit unserem Hund absolviere ich in Laufschuhen oder Gummistiefeln. Wenn ich danach zum Einkaufen fahre, dann mache ich das ebensowenig auf Absätzen, wie auch die nachmittäglichen Ausflüge mit den Kindern. Soso, der Schaden ist also angerichtet – meine Füße sind zu Fußbettfetischisten geworden.
Ich versuchte mich zu fassen und humpelte möglichst elegant zurück zu unserem Tisch, M. lächelt mich an, streichelte meine Hand und flüsterte mir zum fünften Mal zu, wie umwerfend ich aussehe. Der Abend war fantastisch, zweimal musste ich noch aufstehen, um es zum Auto und zur Haustüre zu schaffen, dann war ich die Dinger los! Endlich, ich legte M. meine gepeinigten Füße auf den Schoß, er kümmerte sich um die Folterwunden. Der Tag darauf stand im Zeichen des Schuhschranks, die High Heels wurden in verschiedene Säcke aufgeteilt und meinen noch Tanz-Ausgeh-Single-Freundinnen bzw. Büro-Stöcklerinnen gespendet. Zurück blieben etwas Wehmut, zehn „dieHoffnungstirbtzuletzt“-Absatz-Paare und jede Menge neu gewonnener Platz für neue Turnschuhe.