Nach Kritik an“Game of Thrones“: Prequel „House of the Dragon“ will keine sexuelle Gewalt zeigen
„Game of Thrones“ war jahrelang unter anderem durch seine expliziten und brutalen Gewaltszenen bekannt. Vor allem jene Szenen der sexuellen Gewalt gegen Frauen blieben dem Publikum noch lange nach der Ausstrahlung im Gedächtnis. Doch in der kommenden Prequel-Serie „House of the Dragon“ soll eben dieses Merkmal der Serie nicht länger vorkommen.
Denn die Serienverantwortlichen wollen für die Prequel-Serie einen neuen Weg einschlagen.
„House of the Dragon“ verändert Thematisierung von Gewalt gegen Frauen
Von 2011 bis 2019 war „Game of Thrones“ international die wohl größte und einflussreichste Serie. Schlagzeilen machte sie aber nicht nur mit ihrem enorm großen Publikum. Vor allem die extrem expliziten und sensiblen Inhalte schockierten international. Denn die Show scheute nicht davor zurück, auch die brutalsten Szenen zu zeigen.
Sei es die Ermordung der Prostituierten Ros oder die Vergewaltigung von Daenerys Targaryen, Cersei Lannister oder Sansa Stark. Es sind Szenen, die die Show bekannter machten, für die die Show aber auch viel Kritik bekam. Besonders die Vergewaltigung von Sansa Stark sorgte in der fünften Staffel für Aufregung. Und auch die Stars selbst äußerten sich später teils kritisch zu den Szenen. Emilia Clark, die in der Serie Daenerys Targaryen spielt, nannte ihre Nacktszenen in der Serie etwa „furchtbar“. Ihr Co-Star Nikolaj Coster-Waldau, der Jaime spielt, betonte in einem anderen Interview, dass die Vergewaltigungsszene von Daenerys in der ersten Folge der Show „wirklich hart und entwürdigend“ war.
Es ist Kritik, die offenbar ihre Spuren hinterlassen hat. Denn in dem Prequel „House of the Dragon“ soll es deutlich anders zugehen, verrät jetzt die Autorin und ausführende Produzentin Sara Hess. Im Interview mit „Variety“ erklärt sie nämlich, dass die Prequel-Serie einen anderen Zugang zur Darstellung von sexueller Gewalt habe. „Ich möchte klarstellen, dass wir in der Serie keine sexuelle Gewalt darstellen. Wir behandeln einen Fall aus dem Off und zeigen stattdessen die Folgen und Auswirkungen auf das Opfer und die Mutter des Täters“, erklärt sie.
„House of the Dragon“ zeigt keine explizite sexuelle Gewalt
Sexuelle Gewalt spielt in der Show also sehr wohl eine Rolle, die Darstellung ist jedoch anders. Denn das Team rund um die Serie habe sich entschieden, sich auf „die Gewalt gegen Frauen zu konzentrieren, die einem patriarchalischen System inhärent ist“, betont Hess. Gewalt im Allgemeinen – auch gegen Frauen gerichtet – sei aber weiterhin ein Teil der Serie.
Offenbar soll mit dieser neuen Richtung das Ziel erreicht werden, ein historisch korrektes Bild der Beziehungen der Zeit darzustellen. „Es gibt viele ‚historische‘ oder auf der Geschichte basierende Sendungen, die mächtige Männer in sexuellen/ehelichen Beziehungen mit Frauen romantisieren, die eigentlich nicht im Alter waren, um zuzustimmen, selbst wenn sie ‚willig‘ waren“, betont Hess nämlich. „Wir bringen das auf den Bildschirm, und wir schrecken nicht davor zurück, dass unsere weiblichen Hauptdarsteller in der ersten Hälfte der Serie gezwungen und manipuliert werden, den Willen erwachsener Männer zu befolgen. Dies geschieht nicht unbedingt durch diejenigen, die wir als Vergewaltiger oder Missbraucher bezeichnen würden, sondern oft durch allgemein wohlmeinende Männer, die nicht in der Lage sind zu erkennen, dass das, was sie tun, traumatisch und unterdrückend ist, weil das System, in dem sie alle leben, dies normalisiert. Es ist weniger offensichtlich als Vergewaltigung, aber genauso heimtückisch, wenn auch auf eine andere Art und Weise.“
„Das sollte nicht verharmlost und nicht verherrlicht werden“
Wer sich an Charaktere wie Kleinfinger aus der Originalserie erinnert, erkennt da vielleicht erste Muster. Denn eine ähnliche Strategie verfolgte dieser Charakter über knapp acht Staffeln hinweg. Ob aber eben solche Figuren vermehrt in der Prequel-Serie vorkommen, bleibt abzuwarten. Denn konkrete Details, welche Charaktere zu diesen „heimtückischen“ Männern gehören, verrät die Autorin selbstverständlich nicht.
Eines scheint wenige Wochen vor dem Start der Serie am 22. August also klar zu sein: In dem Prequel wird sich einiges ändern. Denn auch der Regisseur und Showrunner Miguel Sapochnik betont gegenüber dem „Hollywood Reporter“ , dass man im Vergleich zur Originalserie von der Darstellung sexueller Gewalt zwar „nicht zurückschreckt“, da „Gewalt gegen Frauen immer noch ein Teil der Welt“ sei. Doch es wird eindeutig weniger explizit dargestellt. „Man kann die Gewalt, die in dieser Zeit von Männern an Frauen verübt wurde, nicht ignorieren. Das sollte nicht verharmlost und nicht verherrlicht werden“, erklärte er.