Klage gegen „Love is Blind“: Bei der Datingshow sollen „menschenunwürdige“ Zustände herrschen
Bei der Datingshow „Love is Blind“ sollte es eigentlich nur um eines gehen: die wahre Liebe. Doch wie ein ehemaliger Kandidat jetzt behauptet, ist es hinter den Kulissen alles andere als romantisch. Denn die Zustände am Set empfand er so schlimm, dass er jetzt Klage gegen die Produktion einreicht.
Jetzt fordert er Schadenersatz.
Ex-Teilnehmer verklagt „Love is Blind“
Es ist wohl eine der erfolgreichsten Dating-Shows der vergangenen Jahre. In „Love is Blind“ suchen Kandidat*innen nach der großen Liebe. Der einzige Haken: sie können einander dabei nicht sehen. Erst nach einer Verlobung erfahren die Teilnehmer*innen, wie der Zukünftige beziehungsweise die Zukünftige aussieht.
Auch Jeremy Hartwell suchte in der zweiten Staffel der Serie sein Glück. Doch wie jetzt bekannt wird, war seine Erfahrung in der Show offenbar alles andere als schön. Und zwar nicht, weil er seine Traumfrau nicht gefunden hat, sondern weil die Zustände am Set offenbar ziemlich hart waren. Hartwell reicht deshalb jetzt gegen Netflix, die Produktionsfirma von „Love is Blind“ – Kinetic Content – und die Castingfirma Delirium TV Klage ein.
Der Grund: Am Set sollen „menschenunwürdige“ Zustände geherrscht haben. Konkret spricht Hartwell in seiner Klage davon, dass die Teilnehmer*innen „stundenlang allein, ohne Zugang zu einem Telefon, Essen oder irgendeiner anderen Art von Kontakt mit der Außenwelt“ waren, „bis sie zur Arbeit an der Produktion zurückkehren mussten“. In der Klage ist von zahlreichen arbeitsrechtlichen Verstößen die Rede, die während dem Dreh passiert seien.
Kandidat*innen zu exzessivem Alkoholkonsum ermutigt
Vor allem beim Thema der Versorgung beklagt Hartwell einige Mängel. Denn ihm zufolge wurden Essen und Trinken „zu jeder Tageszeit“ eingeschränkt, zitiert das „People“-Magazin die Klage. Dem Cast wurde also „regelmäßig Essen und Wasser“ verweigert. Nur eines gab es immer: Alkohol. Und dieser wurde den Kandidat*innen richtig angepriesen, heißt es in der Klage.
Denn der Cast wurde dazu ermutigt „den ganzen Tag über Alkohol zu konsumieren“; der Ex-Teilnehmer spricht davon, dass alle Kandidat*innen „mit einer unbegrenzten Menge an Alkohol überschüttet wurden, ohne dass sie regelmäßig Zugang zu angemessenem Essen und Wasser hatten, um ihre unvermeidliche Trunkenheit zu mäßigen“.
Zusätzlich dazu sollen die Teilnehmer*innen auch an Schlafentzug gelitten haben. „Die Kombination aus Schlafentzug, Isolation, Nahrungsmangel und übermäßigem Alkoholkonsum, die von den Beklagten entweder gefordert, ermöglicht oder gefördert wurde, trug zu den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und dem veränderten Geisteszustand der Darsteller bei“, heißt es in der Klage.
„Love is Blind“ Wurden die Kandidat*innen nicht ausreichend bezahlt?
Hartwell ist sich sicher: All das geschah mit Absicht. Denn er behauptet, dass diese Kontrolle der Verantwortlichen bewusst eingesetzt wurde, um „das Verhalten der Darsteller so zu lenken, dass sie manipulierte Entscheidungen zugunsten des Unterhaltungswerts der Show treffen.“
Zusätzlich dazu, beklagt Hartwell, wurde der Cast auch unter dem Mindestlohn bezahlt. Denn pro Woche bekamen alle Teilnehmer*innen 1.000 Dollar. Das mag zwar auf den ersten Blick wie viel wirken, doch Hartwell betont in der Klage, dass alle Kandidat*innen bis zu 20 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche arbeiteten. Es gab also einen Stundenlohn von rund sieben Dollar. In dem zuständigen County in Los Angeles liegt der Mindestlohn jedoch bei 15 Dollar pro Stunde.
Produktion wehrt sich gegen Vorwürfe
Doch Netflix und Co wehren sich gegen die Vorwürfe. Gegenüber „Variety“ betont die zuständige Produktionsfirma Kinetic etwa, dass die Anschuldigungen falsch sind. „Mr. Hartwells Mitwirkung in Staffel zwei von ‚Love is Blind‘ dauerte weniger als eine Woche. Leider endete seine Reise für Herrn Hartwell frühzeitig, nachdem es ihm nicht gelungen war, eine signifikante Verbindung zu einem anderen Teilnehmer aufzubauen“, heißt es in dem Statement.
„Wir wollen nicht über seine Motive für die Einreichung der Klage spekulieren, aber die Behauptungen von Herrn Hartwell sind absolut unbegründet, und wir werden uns energisch gegen seine Ansprüche verteidigen.“
Hartwell bleibt jedoch bei seinen Anschuldigungen und spricht auch in einem Statement auf Instagram von einer „missbräuchliche Umgebung“ am Set. Medienberichten zufolge fordert der Amerikaner jetzt, dass er nicht gezahlte Löhne nachträglich erhält sowie eine finanzielle Entschädigung für verpasste Essens- und Ruhepausen. Auch zusätzlicher Schadenersatz soll Teil der Klage sein.