Im September 2021 wurde der einstige Musikstar R. Kelly von einer Jury in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen – unter anderem wegen sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Erpressung und Kidnapping. Nun steht auch das Strafmaß fest: Der R&B-Star muss für 30 Jahren hinter Gitter.

Kelly hatte die Vorwürfe während des Prozesses stets zurückgewiesen.

30 Jahre Haft für R. Kelly


Jahrzehntelang soll R. Kelly minderjährige Frauen zum Sex gezwungen haben, nun wird der Musiker dafür zur Rechenschaft gezogen. Bereits im September 2021 sprach ihn eine Jury vor Gericht einstimmig in allen neun Anklagepunkten schuldig, darunter auch Menschenhandel für Missbrauchszwecke und Erpressung. Die Verkündigung des Strafausmaßes wurde nach dem Schuldspruch allerdings mehrmals verschoben. Am Mittwochabend war es dann aber soweit: Der frühere Popstar ist in dem aufsehenerregenden Missbrauchsprozess zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden, wie unter anderem The New York Times berichtet.


Kellys Verbrechen seien „kalkuliert, sorgfältig geplant und über einen Zeitraum von fast 25 Jahren regelmäßig ausgeübt worden“, sagte die zuständige Richterin Ann Donnelly am Mittwoch an einem Gericht in New York. Zu der Haftstrafe verhängte sie zudem eine Geldstrafe von 100.000 Dollar (umgerechnet etwa 95.000 Euro).

Opfer an Sänger: „Du bist schamlos, du bist ekelhaft.“

Bevor die Richterin das Strafmaß verkündete, schilderten sieben Opfer von Kelly teilweise unter Tränen ihre Geschichten. „Ich bin nicht hier wegen des Geldes und schon gar nicht für Hollywood“, sagte eine der Frauen vor Gericht. „Ich bin hier, weil ich Gerechtigkeit suche.“ Ein anderes Opfer erzählt, dass der Sänger einen „Gotteskomplex“ habe und „Millionen Menschen manipuliert“ haben soll. „Du bist ein Missbrauchstäter, du bist schamlos, du bist ekelhaft und du bist selbstgerecht“, so eine andere Frau zu dem Sänger. Laut Berichten soll der R&B-Sänger den Opfern dabei keines Blickes gewürdigt haben.

Bereits bei dem sechswöchigen Prozess im September 2021 kamen wahre Horror-Storys ans Licht. Vor Gericht hatten mehrere Frauen ausgesagt, sie seien vergewaltigt, geschlagen, eingesperrt und unter Drogen gesetzt worden. Manchmal sei ihnen sogar Essen oder der Gang zur Toilette verweigert worden. Besonders tragisch: Sechs der mutmaßlichen Opfer waren noch minderjährig, als der Rapper den Missbrauch begonnen haben soll. Einige Opfer berichteten auch, der Sänger habe den Sex regelmäßig gefilmt.

Seit 2019 in Haft

R. Kelly selbst äußerte sich bei der Urteilsverkündung am Mittwoch nicht. Im Sommer 2019 wurde der „I Believe I Can Fly“-Interpret festgenommen, als er gerade mit seinem Hund „Believe“ spazieren ging. Seitdem sitzt er in Haft. Und nun sieht es ganz danach aus, dass der einstige Musikstar noch lange Zeit hinter Gitter verbringen wird. Der tiefe Fall des Superstars ist damit aber wohl noch nicht zu Ende. Auch in den US-Staaten Illinois und Minnesota ist der 55-Jährige angeklagt. Ein weiterer Prozess in Chicago soll bereits Mitte August beginnen.

„Surviving R. Kelly“

Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. Rechtliche Konsequenzen konnte der Sänger allerdings lange abwehren. Den Fall neu ins Rollen brachte dann allerdings die aufsehenerregende Dokumentation „Surviving R. Kelly“ aus dem Jahr 2019. Die Doku fasst die letzten 25 Jahre mit schockierende Berichte von Opfern und Augenzeugen zusammen. Nach der Veröffentlichung distanzierten sich daraufhin immer mehr Stars von R. Kelly. Sogar Sänger-Kollege John Legend kam in „Surviving R. Kelly“ zu Wort und kritisiert die Musikindustrie und auch sich selbst scharf: „Wir haben viel zu lange weggeschaut.“