Netflix verliert 200.000 Abonnenten und will jetzt gegen Account-Sharing vorgehen
Das erste Quartal verlief für den Streaming-Riesen Netflix offenbar alles andere als gut. Denn das Portal kämpft zurzeit mit sinkenden Nutzerzahlen. Rund 200.000 Abonnenten soll Netflix alleine in diesem Jahr verloren haben – und die Zahl der User dürfte noch weiter sinken.
Jetzt will der Streaming-Dienst noch aktiver gegen die rückläufigen Nutzerzahlen und im Zuge dessen vor allem gegen geteilte Konten vorgehen.
Netflix: Zahl der Nutzer sinkt immer weiter
Eigentlich zählte die Streaming-Plattform Netflix zu den großen Gewinnern der Pandemie, doch jetzt steckt das Unternehmen selbst in der Krise. Denn zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren kämpft das Portal mit sinkenden User-Zahlen. Alleine im ersten Quartal dieses Jahres verlor der US-Streaming-Marktführer rund 200.000 Abonnenten – Tendenz steigend. Insgesamt sank die Anzahl der Bezahlabos damit auf etwa 221,6 Millionen. Das teilte die Plattform am Dienstag mit. Auf der Börse hat das bereits erste Auswirkungen und der Aktienkurs des Unternehmens sank daraufhin um mehr als 25 Prozent.
Ein Grund für den Rückgang der bezahlten Abos solle unter anderem der Stopp des Geschäfts mit Russland sein. Denn dadurch fielen gleich 700.000 Kunden auf einmal weg. Dennoch hätte man die eigene Prognose von 2,5 Millionen Usern im ersten Quartal auch mit einem Zuwachs von 500.000 Abonnenten nicht erreicht. Ganz im Gegenteil: Netflix rechnet für das laufende Quartal sogar mit zwei Millionen weiteren Kündigungen. Trotz einiger erfolgreicher Serien und Filme, wird die Konkurrenz durch andere Streaming-Dienste immer stärker. Ein weiteres großes Problem: User, die ihre Login-Daten mit anderen teilen.
Streaming-Dienst will gegen geteilte Accounts vorgehen
Mit einer Strategie, mit der das Unternehmen bereits seit einigen Jahren immer wieder droht, will Netflix nun versuchen, gegen die sinkenden Userzahlen vorzugehen. Die Rede ist davon, gegen geteilte Accounts vorzugehen – und dieses Mal wirklich. Denn vor allem die Tatsache, dass sich viele User die Accounts mit Freunden oder Familienmitgliedern teilen, um Geld zu sparen, ist dem Unternehmen ein Dorn im Auge. Schätzungen zufolge sind etwa mehr als 100 Millionen Haushalte als Trittbrettfahrer auf Netflix unterwegs.
Eigentlich sind solche geteilte Konten ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen. Denn es ist zwar erlaubt, dass man sich auf bis zu vier Geräten gleichzeitig auf dem Account einloggen darf, allerdings müssen sich diese Geräte im selben Haushalt befinden. Überprüft wird das zurzeit jedoch nicht – ein Schlupfloch, von dem weltweit Millionen Zuschauer profitieren. Doch wer weiß, wie lange noch. Angesichts der sinkenden Abo-Zahlen will Netflix nun nämlich wirklich hart durchgreifen.
Überprüfung der IP-Adresse
Bislang habe man aufgrund der immer steigenden User-Zahlen im Fall von geteilten Accounts ein Auge zugedrückt. Die fehlenden Einnahmen habe man stattdessen durch erhöhte Abo-Preise reingeholt. Doch das soll sich jetzt bald ändern. Eine Möglichkeit, das Teilen von Login-Daten einzuschränken, wäre die Überprüfung der IP-Adresse, über die man auf den Netflix-Account zugreift. Bis dieses System ausgereift und weltweit eingesetzt werden kann, könnte es allerdings noch ein Jahr dauern, so Netflix-Produktchef Greg Peters in einem Statement.
Neben dem Plan, gegen geteilte Konten vorzugehen, zieht Netflix außerdem auch in Betracht, künftig auf Werbung zu setzen. Ein Modell, das für den Streaming-Dienst bislang eigentlich tabu war. Bereits in der Vergangenheit kam das Thema der Werbeeinschaltungen jedoch immer wieder auf. Konkret könnte ein mögliches Modell so aussehen, dass User ein günstigeres Abo wählen, dafür aber Werbeclips eingeblendet bekommen. Netflix sei nun offen für neue Möglichkeiten und man werde sich in den kommenden ein bis zwei Jahren anschauen, wie man Werbeformate in die Plattform integrieren kann, so das Unternehmen.
Zudem arbeite man auch an kostenpflichtigen Zusatzpaketen, die bereits in Costa Rica, Peru und Chile getestet werden. Dabei können User zusätzliche Profile kaufen, die auch in anderen Haushalten zugänglich sind.
Elon Musk wettert gegen Netflix
Unterdessen spekuliert Tesla-Chef via Twitter über die Gründe für den Nutzerschwund und macht unter anderem die „woke mind“ des Unternehmens für den User-Rückgang verantwortlich. Er kritisiert damit die Versuche des Streaming-Dienstes, sein Programm inklusiver und diverser zu gestalten. Seiner Meinung nach mache man demokratischen Dialog damit unmöglich. Eine Meinung, mit der er bereits in der Vergangenheit ordentlich aneckte. Allerdings hinderte das den Unternehmer nicht daran, mit Netflix zusammenzuarbeiten. 2021 erschien auf der Streaming-Plattform nämlich eine Mini-Dokureihe über sein Luftfahrtunternehmen SpaceX.