Es ist so weit: nach kurzer Reality-TV-Pause kehren die Kardashians mit ihrer neuen Show „The Kardashians“ zurück. Doch zumindest in den ersten beiden Folgen stellen wir uns nur eine Frage: Warum haben wir das alles schon einmal gehört?

Es schleicht sich die Vermutung an, die Kardashian/Jenners sind für ihre Show einfach zu präsent geworden.

„The Kardashians“: Neue Reality-Show – altes Konzept

Ganz egal, unter welche Newsmeldung der Kardashian/Jenner-Familie man schaut, irgendwo findet sich immer ein Kritiker, der betont, er oder sie habe keine Ahnung, wer diese Familie eigentlich ist und was sie berühmt gemacht hat. Dass die Kardashians jedoch seit mittlerweile mehr als 15 Jahren fixer Bestandteil des Reality-TVs sind und sich Multimillionen bis hin zu Milliarden schwere Vermögen erarbeitet haben, ignorieren eben diese Kritiker dabei gerne.

Wenn wir jetzt einmal alle ehrlich sind, wissen wir doch alle deutlich mehr über diese Familie, als wir eigentlich jemals wissen wollten. Wir kennen ihre Namen, wissen, mit wem sie verheiratet waren und warum die Beziehungen gescheitert sind und kennen im Extremfall sogar all die Namen ihrer Kinder.

Quasi im Stundentakt gibt es neue Kardashian-News. Sei es über ihre Firmen, ihre Kontroversen oder ihre zukünftigen Projekte. Zugegeben, vielleicht kommt dieses Wissen berufsbedingt auf. Denn wer sich länger mit Lifestyle- und Star-Themen beschäftigt, kommt an den Kardashians nun mal einfach nicht vorbei. Aber auch online fragen sich immer mehr Menschen: Warum wissen wir so viel über diese Familie?

Keine neuen Dramen

Und genau deshalb drängt sich in der neuen Reality-Show „The Kardashians“ auch immer wieder eine Frage auf: Wer ein so präsentes und öffentliches Leben führt – braucht man da wirklich noch eine Reality-Show?

Denn wenn man sich die ersten beiden Folgen von „The Kardashians“- das am 14.April auf Disney+ erscheint – so ansieht, fehlt im Vergleich zu der früheren Show „Keeping Up With The Kardashians“ vor allem eines: Das Drama.

Zugegeben, ein bisschen spannend ist es schon, als Kim die Drohung bekommt, dass bisher ungesehene Teile ihres Sextapes mit Ray J veröffentlicht werden. Aber spätestens seit Kanyes Twitter-Rants und Ausbrüchen Anfang des Jahres wissen wir darüber doch ohnehin schon Bescheid. Und nachdem bis heute kein neues Material veröffentlicht wurde, gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass sich diese Situation im Laufe der Staffel noch auflösen wird.

„The Kardashians“ aka Kourtney und Travis in Love

Auch Kourtneys neue Beziehung zu Travis Barker ist teilweise unterhaltsam, vor allem, weil Travis ein richtiger Profi im Reality-TV ist. Schließlich hatte er Anfang der 2000er-Jahre mit seiner zweiten Frau seine ganz eigene Show auf MTV „Meet the Barkers“. Nach zwei Staffeln endete die Show mit der Scheidung des Paars. Aber jetzt bekommt er mit Kourtney die Chance auf seine ganz eigene Version von „Sarah & Marc in Love“. Einziger Unterschied: Es ist deutlich expliziter.

Denn so süß Kourtney und Travis vor der Kamera auch sind, irgendwie steigt mit jeder Szene der beiden auch der Cringe-Faktor. Denn wenn sogar „Momager“ Kris Jenner sagt, dass es schon fast zu viel öffentliches Geknutsche ist, dann weiß man, dass es echt extrem ist (Könnt ihr euch noch erinnern, als sie Kim bei ihrem Playboy-Shooting von der Seite angefeuert hat? Also entweder Kris wird langsam prüde; oder Kourtney und Travis übertreiben es mit dem öffentlichen Geschmuse wirklich ein bisschen!)

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Die Kardashians sind einfach zu publik

Letztlich ist jeder Aspekt, der in den ersten beiden Folgen vorgestellt wird, ein Thema, das in den vergangenen Wochen und Monaten in den Medien oder auf Social Media schon die Runde gemacht hat. Denn während Kim noch überlegt, ob Kanye ihr Musikgast bei „Saturday Night Live“ sein soll, wissen wir unfreiwilligen Kardashian-Experten natürlich schon längst, dass Halsey auftreten wird und Kim an dem Abend ihre Beziehung zu Pete Davidson beginnt, die in einigen Twitter-Schimpftiraden von Kanye eskalieren wird.

Dadurch fühlt sich „The Kardashians“ ein bisschen so an, als würde man die Story-Highlights der Kardashian/Jenner Instagram-Accounts durchklicken. Egal welche Szene, welches vermeintliche Drama oder welche neue Entwicklung gezeigt wird, irgendwie haben wir das alles schon gehört, gelesen oder in den Postings der Familie gesehen. So richtig spannend wird es deshalb nicht.

Schuld daran ist zum einen natürlich die Zeitverzögerung. Denn „The Kardashians“ startet im Oktober, kurz bevor Kim ihren Auftritt bei „Saturday Night Live“ absolviert. Zum anderen liegt es aber schlichtweg auch am so öffentlichen Lebensstil der Familie.

Kein Bezug zur Realität

Denn in den früheren Staffeln von „Keeping Up With The Kardashians“ gab es zumindest hin und wieder exklusive Dramen. Wie etwa, als Khloés damaliger Freund Tristan sie mit Kylies bester Freundin Jordyn betrog. Als die Situation ans Licht kam, äußerte sich die Familie kaum; das gesamte Drama sah man erst später in der Show.

Auch Kylies erste Schwangerschaft war bis zu einem gewissen Grad ein Thema, das erst in der Reality-Show so richtig behandelt wurde. Fans wussten: Wenn die Kardashian/Jenners über einen Skandal oder eine Situation schweigen, erfahren sie in der Show alle Hintergründe. Doch durch den immer größer werdenden Ruhm der Familie scheint das jetzt einfach nicht mehr möglich zu sein.

Die einzigen Aufreger, die jetzt noch bleiben, sind einige Aussagen der Familie und Freunde, die uns einfach zum Augenrollen bringen. Denn schon klar, nahbar war diese Familie nie wirklich. Aber trotzdem hatte man zumindest irgendwas mit den Stars gemeinsam; bis jetzt. Denn als Kims Freundin den letzten Antritt zu Kims Anwaltsprüfung mit der Brutalität von „Squid Game“ vergleicht (ihr wisst schon, die Show in der Menschen ihr Leben riskieren, um die Chance auf Geld zu haben und bei dem kleinsten Fehler brutal erschossen werden), fragt man sich schon: Haben die Kardashian/Jenners jegliche Verbindung zur Realität verloren?

Ein Gefühl, das sich auch verstärkt, wenn man sich die Promotion zur Show ansieht. Denn als Kim in einem Interview mit „Variety“ einen Ratschlag für Arbeitsmoral und Erfolg gibt, greift sie ordentlich daneben. „Schwing deinen verdammten Arsch hoch und arbeite. Es scheint, dass heutzutage niemand mehr arbeiten will“, erklärt sie nämlich ganz zum Gespött unzähliger Social-Media-Nutzer.

Mit mehr als 300 Millionen Followern braucht man keine Reality-Show mehr

Nach den ersten beiden Folgen bleibt einem also vor allem eine Frage im Hinterkopf: Sind die Kardashians für ihre ursprüngliche Plattform zu groß geworden? Beziehungsweise wofür brauchen sie diese Reality-Show eigentlich noch? Durch ihre Auftritte, Interviews und Social-Media-Präsenz (alleine Kim hat mehr als 300 Millionen Instagram-Follower) hat die Familie doch ohnehin schon ein klares Image von sich gezeichnet. Sie haben sich als richtige Businesswomen positioniert und ein anerkanntes Standing in Hollywood erreicht.

Im Gegensatz zu früheren Staffeln und den Anfängen von „Keeping Up With The Kardashians“ gibt es nichts mehr, wofür sie kämpfen müssen; nichts mehr, was sie rechtfertigen müssen. Wenn die vielen Kontroversen der vergangenen Jahre eines gezeigt haben, dann doch, dass man die Kardashian/Jenner-Familie ohnehin nicht canceln kann. Vielleicht wird es stattdessen aber Zeit, ihre Präsenz im Reality-TV zu canceln.

Wobei, wenn Kris Jenner eines bewiesen hat, dann wohl, dass die Kardashians diejenigen sind, die letztlich über ihre Präsenz entscheiden. Es sieht also ganz so aus, als würden sie uns noch länger mit ihren aufgewärmten Dramen und immer gleichen Skandalen vor dem TV erheitern. Und wer weiß, vielleicht kommt ja zum Staffelfinale dann doch noch ein großes, unerwartetes Drama!