Russischer TV-Protest: Journalistin hat jetzt deutschen Arbeitgeber
Mit einem Protestplakat im russischen Staatsfernsehen wurde Mariana Owsjannikowa zur weltweit gefeierten Heldin und zu Putins „Staatsfeindin Nummer eins“. Seitdem bangt die Journalistin um ihre Sicherheit. Ein neuer Job als freie Korrespondentin für die deutsche „Welt“ könnte ihre Situation jetzt verbessern.
Seit ihrer Protestaktin im russischen TV steht das Leben von Marina Owsjannikowa Kopf.
Ein von Hand gekitzeltes Plakat im Russischen live TV machte die Journalistin weltberühmt
Im März hatte die Journalistin in den Hauptnachrichten des Senders „Perwy Kanal“ ein Protestplakat gegen Russlands Angriffe auf die Ukraine in die Kamera gehalten. Auf dem Plakat stand: „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“. Mit dieser Aktion sorgte die 43-Jährige für weltweite Anerkennung. Der Kreml verurteilte die Aktion mit einer Geldstrafe. Eine zweite soll bereits drohen. Zudem könnte die Aktion noch fatalere Folgen für sie und ihre Familie haben.
So zeigte sich ihr Rechtsanwalt besorgt, die zweifache Mutter könnte wegen „Diffamierung“ einem neuen umstrittenen Gesetz in Russland für 15 Jahre ins Gefängnis wandern. „Natürlich habe ich Angst, sogar große. Ich bin ja ein Mensch“, erklärte die Journalistin kurz nach ihrer Freilassung nach zehnstündiger Einvernahme in einem Interview mit dem deutschen Spiegel. Das Land zu verlassen, war und ist für Owsjannikowa aber keine Option. Viel lieber wolle sie weiterhin ihren Beruf für die Wahrheit einsetzten.
Marina Owsjannikowa ist künftig Korrespondentin für „Welt“
Wie der Medienkonzern Axel Springer am Montag nun mitteilte, wird Marina Owsjannikowa künftig Korrespondentin für „Welt“. Die Journalistin werde unter anderem aus der Ukraine und Russland berichten. Dabei werde sie sowohl für die Zeitung als auch im gleichnamigen TV-Sender zugeschaltet sein. Ulf Poschardt, Chefredakteur der WELT-Gruppe und Sprecher der Geschäftsführung der WeltN24 gehe davon aus, dass sich dadurch die Sicherheitslage der Journalistin in Russland verbessere „weil sie durch uns mehr Visibilität bekommt“. Die 43-Jährige hat bereits einen Meinungsbeitrag über die Folgen ihres TV-Auftritts auf der Online-Seite der „Welt“ veröffentlicht. Demnach scheint die zweifache Mutter in ihrer Heimat weiterhin Anfeindungen ausgesetzt zu sein.