Darum sind Onlinedating-Plattformen völliger Unsinn
Man weiß viel über die Liebe. Zum Beispiel, dass Partner, die sich ähnlich sind, optisch, in der Persönlichkeit, in ihren Werten, glücklichere Beziehungen führen als einander unähnliche. Man weiß auch, welche Art von Partner sich Frauen am ehesten wünschen und nach welchem Typ Frau Männer sich am ehesten umdrehen.
Aber warum ein Mensch beim Anblick eines bestimmten Partners Schmetterlinge im Bauch hat und bei einem anderen nicht? Das ist noch immer ein großes Rätsel.
Zwar landen die meisten Menschen bei einem Partner, der ihnen ähnlich ist, der die gleichen Werte hat, ähnliche Lebensziele, ein ähnliches Persönlichkeitsprofil. Aber bei Weitem nicht alle Singles, die sich ähnlich sind, verlieben sich auch ineinander. Auch die Angaben zu Vorlieben, etwa dazu, wie der Traummann oder die Traumfrau sein sollte, helfen überhaupt nicht weiter.
Simpler Trick der Natur
Es sind also andere Faktoren im Spiel, die darüber entscheiden, wen man anziehend findet und wen nicht. Ein paar davon kennt man schon. Karl Grammer, ein Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe, der an der Universität Wien arbeitet, hat sich jahrzehntelang mit dieser Frage beschäftigt. Wenn man sich wie er vor allem die biologischen Grundlagen der Liebe ansieht, kann man erklären, welche Frauen und Männer schnell in eine engere Auswahl kommen. „Das Verlieben, so romantisch und magisch es auch scheinen mag, ist ein simpler Trick der Natur“, sagt Grammer gegenüber welt. Es stehe im Dienst der Reproduktion. Der Sexualtrieb ermuntere Menschen, sich erst einmal grundsätzlich nach potenziellen Partnern umzusehen, mit denen man Nachkommen zeugen könnte. Das Verlieben bündelt die Aufmerksamkeit und das Bemühen um einen Partner auf eine einzige Person. Sie wird idealisiert, erhöht, vergöttert, mithilfe „eines wilden Cocktails aus Hormonen.
Das ist die Grundlage für Treue, was in der Sprache der Biologie heißt: für ein exklusives sexuelles Verhältnis. Und später, wenn man Erfolg hatte und mit dem Partner Kinder bekommen hat, entwickelt sich eine tiefe emotionale Bindung, um den Partner und seine Marotten zumindest so lange zu tolerieren, bis die Kinder selbstständig sind.
Männer suchen Östrogen, Frauen Testosteron
Weil das Verlieben dazu da ist, die Chance auf Nachkommenschaft zu erhöhen, finden Frauen Männer anziehend, die gesund und genetisch fit sind, die Status, Einfluss und finanzielle Ressourcen haben, deren tiefe Stimme und markantes Kinn auf viel Testosteron hinweisen. Männer dagegen mögen Frauen, die mit schmalem Kinn, großen Augen und hoher Stimme zeigen, dass sie viel Östrogen in sich tragen und jung genug für Kinder sind.
Weil es aber viele Männer und Frauen gibt, auf die das alles zutrifft, erlaubt sich der Mensch noch, darauf zu achten, dass das Immunsystem des Partners möglichst verschieden ist vom eigenen. Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön fand 2008 heraus, dass Menschen am Geruch eines potenziellen Partners erkennen, ob dessen Erbgut das eigene ergänzt und dem Nachwuchs eine gute genetische Ausstattung mitgibt. Wenn man sich in jemanden verliebt, sagte Milinski, dann wegen seines Duftes.