Wenn der „Handynacken“ schmerzt
Kein Wunder, dass es für die durch Displayfixierung ausgelösten Nackenprobleme schon ein eigenes Wort gibt. Glaubt man dem New Yorker Wirbelsäulenchirurg Kenneth K. Hansraj, kommen viele Nutzer täglich auf vier Stunden und mehr an Smartphone und Tablet. Das kann zu einer Fehlhaltung führen. „Wir sprechen seit einigen Jahren in solchen Fällen vom Handynacken“, sagt der Betriebsarzt Wolfgang Panter. Erst intensives Nutzen von Smartphones und Tablets führe aber zu Problemen.
Hansraj vom New Yorker Klinikum für Wirbelsäulenchirurgie und Rehabilitation hat 2014 in einer Modellstudie ermittelt, dass der etwa 4 bis 6 Kilo schwere Kopf eines Erwachsenen mit rund 13 Kilo zusätzlich auf der Halswirbelsäule lastet, wenn er etwa 15 Grad nach vornüber geneigt ist. Je weiter wir den Kopf neigen, desto stärker wird die Belastung. Beim Schauen aufs Display senkt der Nutzer seinen Kopf aber nicht um 15 sondern meist um die 60 Grad. Kräfte von 27 Kilogramm wirken auf Nacken und Rücken.
Je länger und öfter jemand in dieser Position verweilt, desto eher fallen die Schultern nach vorn, überdehnen die Halsmuskeln, verkürzen die Brustmuskeln und wird die Wirbelsäule belastet. Die Folgen: Verspannungen und Kopfschmerzen, im schlimmsten Fall ein frühzeitiger Verschleiß der Bandscheiben.
Der Mensch braucht Bewegung
„Der Mensch ist ein Lauftier und kein Faultier“, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg Bernd Kladny. „Er braucht Bewegung, und da tut ihm jede Form gut.“
Zwar kann man das Smartphone noch eine Weile ohne Krämpfe in den Armen auf Augenhöhe bringen, doch bei den schwereren Tablets wird das schon schwieriger. Sie landen dann auf Knien und Tischen, die Köpfe darüber gebeugt. „Laptops sind da ergonomischer, wenn sie in vernünftiger Höhe aufgestellt werden“, urteilt Betriebsarzt Panter. Er plädiert für möglichst häufige Ausgleichsbewegungen. „Zum Beispiel öfter mal in die Ferne schauen, um Augen- und Nackenmuskulatur zu trainieren“.
Der Trick
Schmerzen und Fehlhaltungen zu verhindern ist eigentlich ganz einfach. Und doch fällt es den meisten schwer. Der Trick ist es, sich oft genug zu bewegen. „Statt zwanghaft Ausgleichsbewegungen zu machen, sollte man besser einen Sport ausüben, der Spaß macht“, sagt Kladny.
Auf ein paar Dinge sollte man bei der seiner Wahl-Sportart aber achten – Spaß hin oder her. Bei Wassersport sollte man wegen der Gefahr von Überstreckung der Wirbelsäule lieber kraulen statt brustschwimmen. Auch krumm auf dem Rennrad zu sitzen, ist nicht der ideale Ausgleich für stundenlanges Sitzen mit Blick nach unten. Auf eine andere Alternative weisen alle drei Experten hin: Smartphone und Tablet einfach öfter ausschalten.