Gestohlene Kinder: Australien will Ureinwohner entschädigen
Australien blickt auf eine traurige Geschichte zurück: Während des 20. Jahrhunderts wurden viele Aboriginal-Kinder aus ihren Familien gerissen, um sie zwangsweise zu assimilieren. Jetzt kündigt die australische Regierung an, Betroffenen eine Entschädigung zu zahlen.
Diese Schicksalsgemeinschaft wird als „Gestohlene Generation“ bezeichnet.
Australien zahlt Betroffenen der „Gestohlenen Generation“ Entschädigung
In Australien wurden zwischen 1910 und 1970 tausenden Ureinwohnern ihre Kinder weggenommen, um sie in Heimen und christlichen Missionen nach den Vorstellungen weißer Einwanderer „umzuerziehen“. An den Folgen leiden die „Gestohlenen Generationen“ bis heute. Nun will Australiens Regierung Betroffenen eine Entschädigung zahlen.
Anfang des Jahres habe sich Premierminister Scott Morrison mit Betroffenen unterhalten und zugesagt, sich mit dem Thema zu befassen: „Heute erfüllen wir diese Verpflichtung mit praktischen Maßnahmen, die sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Überlebenden von ‚Stolen Generations‘, ihrer Familien und Gemeinschaften auswirken werden.“, so der Premierminister.
Ureinwohner bekommen persönliche Entschuldigung
Ab März 2022 können Ureinwohner einen Antrag stellen und eine einmalige Zahlung von umgerechnet rund 47.000 Euro erhalten. Außerdem bekommen sie die Möglichkeit, auf Wunsch vertraulich ihre Geschichte einem leitenden Beamten der Regierung zu erzählen, diese anerkennen zu lassen und eine persönliche oder schriftliche Entschuldigung für ihre Entführung und das daraus resultierende Trauma zu erhalten.
„Viele von uns hätten nie gedacht, dass dieser Tag kommen würde.“
Interessensvertreter der australischen Ureinwohner begrüßen den Schritt und sprechen von einem „sehr emotionalen“ Tag. „Es war ein langer Kampf, um dieses Stadium zu erreichen“, so Maisie Austin, die Leiterin der „Stolen Generations Aboriginal Corporation“. Weiters sagt sie: „Viele von uns hätten nie gedacht, dass dieser Tag kommen würde.“
Bei den Leidtragenden handelte es sich oft um gemeinsame Kinder von australischen Ureinwohnern und Europäern, die ihren Eltern entrissen wurden und sich heute weder in der weißen Kultur noch in der Kultur der Ureinwohner heimisch fühlen. Zwischen 10 und 30 Prozent der indigenen Bevölkerung waren schätzungsweise davon betroffen.