Omphalophobie: Wenn der Nabel zum absoluten Albtraum wird
Gehört ihr auch zu den Leuten, die in Schweiß ausbrechen, sobald sie einen blanken Nabel nur erspähen? Bei uns in der Redaktion geht gerade die Omphalophobie um.
Betroffene leiden unter einer irrationalen und unkontrollierbaren Angst vor Nabeln.
Was ist Omphalophobie?
Neulich in der Redaktionssitzung. Eigentlich wollten wir ja ein Beautythema besprechen. Es sollte um die Nabelpflege mittels bestimmter Öle gehen. Doch nur bei der Erwähnung des Wortes „Nabel“ waren ringsum verzerrte Gesichter zu sehen. Die Angst vor Spinnen und Zahnärzten würde man ja noch verstehen. Aber unser aller sich im Zentrum der Körpermitte befindender Nabel? Wahrscheinlich stellt ihr euch jetzt die Frage wie die ängstlichen Kollegas durch den Sommer kommen? Bzw. wie haben sie die bauchfreien 2000er Jahre überlebt, die zudem jetzt ihr Comeback feiern? Denn alleine der Gedanke an einen Nabel versetzt die beiden betroffenen Kolleginnen in Angst und Schrecken. Ganz egal, ob es sich dabei um ihren eigenen Nabel oder den der anderen handelt. Omphalophobie ist der medizinische Fachausdruck dafür.
Ein Leben mit Nabel-Phobie
Eine Angststörung, bei der es sich um eine seltene und ungewöhnliche Art von spezifischer Phobie handelt. Die Betroffenen haben eine irrationale und unkontrollierbare Angst vor Nabeln. Viele sind nicht mal in der Lage ihren eigenen Bauchnabel anzufassen, geschweige denn fähig sich in der Nähe von offenen Bauchnabeln aufzuhalten. Zu den Angstsymptomen, die dann auftreten, können zählt etwa der Anstieg der Herz- und Atemfrequenz, Herzklopfen, eine ertrinkende Empfindung, übermäßiges Schwitzen sowie Magen- und / oder Kopfschmerzen bis hin zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Die Vermeidung und Flucht gehören daher zu den Hauptverhaltenssymptomen der Nabel-Angsthasen.
Problematisch wird die Sache nicht nur beim Strandausflug. Kollegin S. nickt jetzt zustimmend. Und so mancher musste schon wie etwa Kollegin N. ihren Traumjob als Ärztin knicken. Und auch das Liebesspiel der Nabel-Angsthasen möchte man sich nicht ausmalen. Mal anzunehmen, dass die Sache für den unwissenden Partner nicht gut ausgeht, sollte dieser auf die Idee kommen den Nabel des Partners oder der Partnerin zu streicheln oder gar seine Zunge darin zu versenken. Beide Kolleginnen werden jetzt kreidebleich. Und auch das duschen oder die Pflege dürfte für Omphatophobiker relativ kompliziert ausfallen. Die Kolleginnen beginnen zu würgen.
Der Nabel war mal unser Strohhalm zum Schlaraffenland
Dabei war der Nabel vor der Geburt DAS Feature unserer Nahrungsversorgung. Das Ungeborene ist über den Bauchnabel und die Nabelschnur mit der Plazenta der Mutter und deren Blutkreislauf verbunden. Er lieferte uns Blut, Sauerstoff und sämtliche Nährstoffe. Also das zentralste Element zur Versorgung und so gesehen unser einstiger Strohalm zum Schlaraffenland. Nach der Geburt löst sich die Nabelschnur nach ein paar Tagen ab. Zurück bleibt der Bauchnabel als kleine Geburtsnarbe und ein Erinnerungsstück daran wie sehr wir mal mit unserer Mutter verbunden waren.
Hm vielleicht liegt darin ja der Hund begraben? Ein Mutterkonflikt? Die betroffenen Kolleginnen verneinen nicht. Interessanterweise haben beide eine umgedrehte Mutter-Tochter-Beziehung. Also sie fühlen sich in ihrer Beziehung zu ihrer Mutter mehr in die beschützende, die Verantwortung übernehmende Mutterrolle gedrängt. Eine wissenschaftlich untersuchte Ursache ist bei der Omphalophobie nicht bekannt. Es wird aber vermutet, dass negative oder traumatische Erfahrungen während der Kindheit im Zusammenhang mit der Nabel-Phobie stehen könnten.
Sein Aussehen ist so einmalig wie ein Fingerabdruck
Das Aussehen des Bauchnabels ist so einmalig wie ein Fingerabdruck. Manche haben einen tiefen Bauchnabel, der nach innen gewölbt ist, während andere einen hervor gewölbten, also nach außen zeigenden Bauchnabel haben. Die altbekannte Story, dass die Ausrichtung des Nabels damit zu tun habe wie dieser bei der Geburt geschnitten wurde stimmt nicht. Tatsächlich hänge es aber viel mehr damit zusammen wie die Nabelschnur am Körper angewachsen ist. Übrigens je mehr Bauchfett, desto tiefer wird das Nabelloch.
Als Behandlungsansatz bei dieser Angststörung gilt die Psychotherapie. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie soll hohe Wirksamkeitsraten bei der Intervention von phobischen Ängsten haben. Dabei lernt der Patient sich dem Angstobjekt kontrolliert zu nähern, um sich daran zu gewöhnen und die Angst zu überwinden. Der Therapeut kann dabei helfen den Bauchnabel anders zu betrachten. Klingt nach einem guten Tool zur Bewältigung dieses Problems.