Ein Jahr ist es her, dass Tobias R. in Hanau insgesamt zehn Menschen ermordete. Es war ein rassistisch motivierter Anschlag, ein rechtsextremer Terrorakt.

Zum Jahrestag am 19. Februar haben Organisationen zu einem entschiedenen Eintreten gegen Rassismus und Rechtsextremismus aufgerufen.

Rassistischer Anschlag in Hanau

Am 19. Februar 2020 tötete Tobias R. neun Menschen mit Migrationshintergrund in und vor zwei Shisha-Bars, einem Kiosk und einer Bar in Hanau. Danach erschoss er sich selbst und seine Mutter. Zuvor hatte der Attentäter Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Die Türkische Gemeinde in Deutschland und der Zentralrat der Juden mahnten anlässlich des Jahrestags nachhaltige Unterstützung für die Hinterbliebenen der Opfer an.

„Denn für Betroffene ist Hanau potenziell immer und überall“, sagte der TGD-Bundesvorsitzende, Atila Karabörklü in einer Mitteilung. Rechtsextremismus und Rassismus würden auf politischer Ebene mittlerweile zwar ernster genommen, sie hätten aber immer noch einen zu geringen Stellenwert in Deutschland. „Viele Betroffene leiden noch heute unter den Spätfolgen des Anschlags. Ihnen gilt unsere Solidarität und unser Mitgefühl“, sagte zudem der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster. Er forderte konkrete Maßnahmen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.

Offene Fragen

Ein Jahr nach dem Mord an Mercedes Kierpacz, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu und Vili Viorel Păun, gibt es für die Angehörigen noch immer viele offene Fragen. Wie etwa die Tatsache, dass Tobias R. eine Waffenbesitzkarte führte, obwohl bereits Ermittlungsverfahren gegen ihn liefen. Auch, wieso der polizeiliche Notruf in der Tatnacht nicht richtig funktionierte, ist nicht geklärt.

Laut polizeilicher Kriminalstatistik sind mehr als die Hälfte der 41.177 politisch motivierten Straftaten im Jahr 2019 der rechtsradikalen Szene zugeordnet. Rassismus in Deutschland ist ein zunehmendes Problem.

Gedenkfeier

Am 19. Februar wird in Hanau mit einer Gedenkfeier der Opfer des rassistischen Anschlags vom Februar 2020 gedacht. Neben den Angehörigen der Toten werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier erwartet.