Der 7. September 2012 war für Jonathan und Ruth Scully aus Maryland, USA, ein ganz besonderer Tag – denn da erblickte der kleine Nolan das Licht der Welt. Er war von Anfang an ein Sonnenschein, strahlte jeden an und war voller Lebensfreude. So war für die kleine Familie – Jonathan, Ruth, die neunjährige Leila und Nolan – das Leben perfekt.

Bis sich im Oktober 2015 alles änderte: Der dreijährige Nolan klagte über eine verstopfte Nase – das schien nicht weiter schlimm. Doch anders als bei einem Schnupfen verschlimmerte sich dieser Zustand. Nolan fing an zu schnarchen und bekam in der Nacht kaum mehr Luft. Ärzte vermuteten eine Kieferhöhlenvereiterung. Nolan musste Antibiotika und einen speziellen Nasenspray nehmen, doch nichts half. Nachdem auch noch geschwollene Nasenpolypen diagnostiziert wurden, musste Nolan operiert werden, um diese entfernen zu lassen.

Doch auch diese OP half dem kleinen Nolan nicht. Nach einem weiteren Ärzte-Marathon erfuhren die Scullys die schreckliche Diagnose: Nolan hat ein Rhabdomyosarkom, das ist eine seltene Krebsart, die das Weichgewebe des Körpers befällt.

Für die kleine Familie war es ein Schock. Die Ärzte sprachen Nolan nur geringe Überlebenschancen zu. Er begann sofort mit der Chemo – und für die Familie begann eine lange, schwere Reise. Darüber hinaus war Ruth wieder schwanger. Doch wirklich freuen konnte sie sich nicht über den Nachwuchs – zumal sie wusste, dass sie eines ihrer Kinder bald verlieren würde.

Seit der Diagnose bestand Nolans Alltag aus Krankenhäusern, Chemos, Schmerzen und Tränen. Der Kleine gab nicht auf – jeden Tag versprach er seiner Mutter, es zu schaffen und weiterzuleben. Doch egal wie hart er kämpfte, der Krebs war stärker. Die Behandlungen schlugen nicht an, die Ärzte konnten nichts mehr für Nolan tun. Das letzte CT zeigte große neue Tumore, die auf Nolans Lunge und sein Herz drückten und ihm so große Schmerzen bereiteten. Die Krebszellen verbreiteten sich immer schneller.

An diesem Punkt traf Ruth Scully eine unfassbar schwere Entscheidung: Sie beschloss, Nolan sterben zu lassen. Auf Facebook beschreibt sie den Moment, der ihr die Entscheidung abnahm: „Ich setzte mich mit ihm hin, hielt meinen Kopf an seinen und wir hatten folgende Konversation:

Ich: Poot (Spitzname für Nolan), es tut weh zu atmen, oder?
Nolan: Naja … schon.
Ich: Du hast starke Schmerzen, oder?
Nolan (schaut nach unten): Ja.
Ich: Dieser Krebs ist ätzend. Du musst nicht länger kämpfen.
Nolan (pure Freude): Muss ich nicht??! Aber ich würde es für dich tun, Mama!!
Ich: Nein Poot!! Ist es das, was du die ganze Zeit gemacht hast? Für Mama gekämpft?
Nolan: Naja … ja.
Ich: Nolan Ray, was ist Mamas Job?
Nolan (mit einem breiten Grinsen): Mich zu beschützen!
Ich: Liebling … Ich kann das hier nicht länger machen. Die einzige Möglichkeit, dich zu beschützen, ist im Himmel. (Mein Herz raste.)
Nolan: Also werde ich einfach in den Himmel gehen und so lange spielen, bis du kommst. Du kommst doch, oder?
Ich: Natürlich! Du wirst doch deine Mama nicht so einfach los!
Nolan: Danke Mama!!“

Am nächsten Tag ließen Ruth und Jonathan Nolan auf die Palliativstation verlegen und seine intravenösen Medikamente absetzen. „Ich kann nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, ein DNR-Formular zu unterschreiben.“ Ein Formular, das vorschreibt, dass die Ärzte den Vierjährigen nicht wiederbeleben sollten.

„In den kommenden 36 Stunden haben wir YouTube im Bett geguckt und lächelten uns an so oft wie wir konnten. Eine Stunde vor seinem Tod hat er mir sogar geschildert, wie er sich seine Beerdigung vorstellt, welche Kleidung er sich für die Gäste wünscht, wer seinen Sarg tragen soll und schrieb auf, was er für jeden von uns zurücklässt.“

„Gegen 9 Uhr fragte ich Nolan, ob ich schnell unter die Dusche springen könnte.“  Normalerweise kam Nolan immer mit ins Badezimmer und legte sich auf den Teppich weil er Angst hatte zu sterben, während seine Mutter unter der Dusche war. Doch dieses Mal war er zu schwach. „Ich stand in der Badezimmertür, sah ihn an und sagte: Schau einfach hierher, ich bin in zwei Sekunden wieder da. Er lächelte mich an. Ich schloss die Badezimmertür.“ In dem Moment, machte Nolan seine Augen zu und fiel ins Koma.

„Als ich die Tür wieder öffnete, stand das ganze Team um ihn herum, schaute zu mir und jeder von ihnen hatte Tränen in den Augen. Ich rannte zu ihm ins Bett und legte meine Hand auf sein Gesicht. Dann geschah ein Wunder, das ich niemals vergessen werde. Mein Engel holte noch einmal Luft, öffnete seine Augen, lächelte mich an und sagte: ‚Ich liebe dich, Mama.‘ Er drehte seinen Kopf zu mir und um 23.54 Uhr ging Nolan Scully von uns, während ich ihm leise ‚You are my Sunshine‘ in sein Ohr sang.“

Der kleine Nolan durfte zwar nur vier Jahre auf der Welt sein, doch Ruth wird nie die Freude vergessen, die ihr Sohn der ganzen Familie bereitet hat. Und irgendwann werden sie sich wiedersehen – so wie es Ruth Nolan versprochen hat!

 

Auf der Facebook-Seite NolanStrong hat Ruth Scully Nolans letzte Reise und den langen Kampf festgehalten.