Müssen wir in der Liebe eigentlich immer auch leiden?
Eine richtig guter, romantischer Film hat immer auch ein bisschen Drama. Zwei Menschen verlieben sich ineinander, es braucht eine Weile, bis sie endlich zusammenkommen, danach passiert meistens irgendetwas – ein Hindernis, das sie überwinden müssen – und schlussendlich sind sie glücklich zusammen. Und wie ist das in der echten Liebe?
Muss man wirklich immer leiden, wenn es um die Liebe geht? Wieso gehen Liebe und Leid seit jeher Hand in Hand durchs Leben?
Liebe und Leid: Eine Liebesbeziehung?
Egal ob im Theater, im Kino, in Büchern oder in Realityshows: Eine wirklich fesselnde Liebesgeschichte ist gespickt von Hindernissen und Stolpersteinen. Liebe wird uns nie als unkompliziert verkauft. Liebe ist nie einfach. Denn wo starke Gefühle sind, da ist auch starkes Leid, oder? Die wohl bekannteste Liebesgeschichte der Welt ist jene von Romeo und Julia. Und wir alle kennen das Schicksal dieses Liebespaares.
Wie kommt es zu diesem Mythos der tragischen Liebe? Ist es im wahren Leben auch so, dass Liebe und Leid ständige Begleiter sind? Muss man sich für eine Beziehung aufopfern und liebe erkennen? Die Wissenschaftlerin Helen Fisher versuchte bereits 2005 dem Phänomen der romantischen Liebe auf dem Grund zu gehen. Sie untersuchte verliebte Gehirne von tausenden Menschen mittel Magnet-Resonanz-Tomographie. Dabei kam sie zu dem Schluss, dass es drei verschiedenen Aspekte von Liebe gibt, die sich alle an verschiedenen Orten des Gehirns befinden: Sex, Bindung und Romantik. Jedes dieser drei Systeme habe eine spezielle evolutionäre Bedeutung und alle drei haben das Ziel, DNA an einen Nachkommen weiterzugeben. Bei der Bindung gehe es laut der Anthropologin darum, den Partner zu tolerieren. Doch früher oder später würde das Verlangen nach mehreren Partnern das Bedürfnis besiegen, nur mit einer Person zusammen zu sein. Ein potenzielles Rezept für Leid und Liebeskummer? Wohl kaum, denn sonst gebe es keine Beziehungen, die über 50 Jahre lang halten und noch immer glücklich sind.
Menschen, die wir am meisten lieben, können uns am stärksten wehtun
Dass Liebe und Leid Hand in Hand gehen, ist eigentlich klar: Der Mensch, den wir am meisten lieben, kann uns nun mal genau deswegen auch am stärksten enttäuschen und verletzen. Dort, wo die Liebe besonders groß ist, ist es auch der Schmerz besonders stark, wenn die Liebe wieder geht. Und die Tatsache, dass in Songs, Bücher und Filmen vor allem die (leiden)schaftliche Liebe thematisiert wird, rührt wohl daher, dass keiner einer langweilig glücklichen Liebesgeschichte Aufmerksamkeit schenken würde.
Das bedeutet aber nicht, dass alle unsere Beziehungen wie in Filmen zuerst einmal ein großes Hindernis überwinden müssen, bevor die Partner endlich zueinander finden können. Denn egal, was die Pop-Kultur uns vorlebt: Liebe und Leid gehören nicht zusammen. Die schönste Beziehung von allen ist wohl noch immer jene, die durch scheinbar langweilige Liebe, Kommunikation und ständige Arbeit wächst und immer stärker wird.