Laut einem Bericht zwingt China hunderttausende Frauen der muslimischen Minderheiten der Uiguren zur Sterilisation und Verhütung. Auch unter Kasachen möchte die Regierung mit diesen schrecklichen Mitteln die Geburtenrate möglichst gering halten.

Unter den Uiguren und Kasachen ist die Geburtenrate in der chinesischen Provinz Xinjang in den vergangenen Jahren sehr stark gesunken. Der Forscher Adrian Zenz wollte wissen, wieso das so ist und hat deshalb offizielle Regierungsdokumente ausgewertet.

Zwangssterilisation von Uiguren und Kasachen in China

Demnach beschränkt die Regierung der Volksrepublik China die Geburtenraten von Minderheiten im muslimisch geprägten Nordwesten des Landes. Auch werden jungen uigurischen und kasachischen Müttern Verhütungsmittel verabreicht oder Spiralen eingesetzt. Zudem zwinge man sie zu gynäkologischen Untersuchungen und führe Zwangssterilisation und Zwangsabtreibungen durch. Das geht aus der Studie des deutschen Sozialwissenschaftlers und Xinjiang-Fachmanns Adrian Zenz hervor. Experten sprechen bereits von einem „demografischen Genozid“. Auch die Nachrichtenagentur AP recherchierte zu dem Thema. Die Journalisten konnten offizielle Statistiken und Dokumente einsehen und mit Betroffenen sprechen. Demnach ist der Einsatz von Zwangssterilisation und Abtreibung heutzutage weitaus stärker verbreitet als man bisher angenommen hat.

So ließen die chinesischen Behörden den Berichten zufolge Frauen aus Minderheiten regelmäßig auf eine mögliche Schwangerschaft untersuchen. Zudem würden sie zu Hunderttausenden gezwungen, sich Spiralen einsetzen oder sterilisieren zu lassen und sogar ihre Schwangerschaften abzubrechen. Das zeigen auch Zahlen die belegen, dass die Verwendung von Spiralen und die Zahl der Sterilisationen von Frauen in China insgesamt zurückgegangen, während sie in der Provinz Xinjiang zuletzt stark angestiegen ist. Denn die Region bildet den Siedlungsschwerpunkt der Uiguren in China. Den Recherchen von Xinjiang-Forscher Zenz nach, ist die Geburtenrate in Xinjiang zwischen 2015 und 2018 dramatisch eingebrochen, durchschnittlich um 24 Prozent, in zwei Präfekturen sogar um 84 Prozent. Gleichzeit habe der chinesische Staat Millionen in neue Maßnahmen der Geburtenkontrolle investiert. Xinjiang, dessen Bevölkerung jahrzehntelang rasch wuchs, zähle inzwischen zu den Regionen mit den niedrigsten Geburtenraten. „Diese Art von Rückgang ist beispiellos“, erklärte Zenz gegenüber der AP. „Das ist Teil einer umfassenden Kontrollkampagne, um die Uiguren zu unterwerfen.“

Masseninhaftierungen

Diese Maßnahmen der Bevölkerungskontrolle werden zudem von Masseninhaftierungen begleitet. Das soll als Drohung und als Strafe für zu viele Geburten gelten. Im Bericht der Nachrichtenagentur AP erzählen 30 ehemalige Insassinnen von Internierungslagern, deren Familienmitglieder und Ausbilderinnen über ihre Schicksale. So erzählte eine Frau etwa, dass man ihr Injektionen verabreicht habe, bis ihre Periode aussetzte. Außerdem habe man ihr bei Verhören in den Unterleib getreten. Eine weitere berichtet, dass Frauen in ihrem Lager zu Abtreibungen gezwungen worden seien. Einen siebenfachen Vater verurteilte man zu sieben Jahren Haft- ein Jahr pro Kind.

Eigentlich endete die chinesische Einkind-Politik, die man Ende der 70er eingeführt hatte, 2015. Inzwischen wird die Geburtenkontrolle jedoch systematisch gegen einzelne ethnische und konfessionelle Gruppen eingesetzt. Offiziell gilt aber für alle Ethnien die gleiche Familienplanungspolitik. Dennoch würden manche Muslime auf dem Land selbst dann bestraft, wenn sie drei Kinder haben. Gesetzlich ist ihnen das aber erlaubt.

„Demografischer Genozid“

Menschenrechtler sprechen bei der Situation in Xinjiang von einem „demografischen Genozid“. Chinas Regierung bestreitet alle Vorwürfe. Außenamtssprecher Zhao Lijian beschuldigte außerdem westliche Medien „falsche Informationen aufzukochen“. Laut ihm sei die Lage in der Provinz „harmonisch und stabil“.