Fleischerei Tönnies: Ex-Mitarbeiter spricht von katastrophalen Arbeitsbedingungen
Nach dem großen Corona-Ausbruch in der Fleischerei Tönnies in der deutschen Stadt Gütersloh, gibt es laut offiziellen Angaben des Krisenstabes mittlerweile 1.553 Mitarbeiter, die positiv auf das Virus getestet wurden.
Nun sprach ein rumänischer Ex-Mitarbeiter, der zwei Jahre in der Fleischerei tätig war, im Interview mit dem deutschen Rundfunk Deutsche Welle offen über seine Zeit in dem Betrieb.
Tönnies: Ex-Mitarbeiter berichtet von geschwollenen Händen und weinenden Kollegen
Demnach herrsche in dem Betrieb sehr hoher Druck. Zudem seien die vereinbarten acht Arbeitsstunden pro Tag meist überschritten worden. Oft habe man 12 bis 13 Stunden täglich gearbeitet. „Wir haben die Überstunden aufgeschrieben. Doch auf dem Gehaltszettel war am Ende nichts davon zu sehen„, erklärte der Ex-Mitarbeiter gegenüber der Deutschen Welle. Auch die allgemeinen Arbeitsbedingungen, die in dem Betrieb herrschen, seien laut dem Mann sehr schlecht. Demnach seien die Räume, in denen sich die Mitarbeiter aufhalten sehr kalt und feucht. Und auch die Fließbänder laufen den Aussagen des Mannes zufolge permanent übermäßig schnell. Er habe nachts Kollegen weinen hören, weil diese so starke Schmerzen und geschwollene Hände hatten. Doch der Druck auf die Mitarbeiter soll nicht gelockert worden sein. Lediglich bei behördlichen Kontrollen habe man das Fließband verlangsamt. Zudem seien die Mitarbeiter dazu aufgefordert worden, sich bei einer Kontrolle still zu verhalten und nichts zu sagen.
Unterkünfte überfüllt: Wohnung von 14 Leuten bewohnt
Habe sich ein Mitarbeiter einmal krank gefühlt, sei man angebrüllt worden, bloß nicht mit einer Krankmeldung in die Arbeit zu kommen, schilderte der Ex-Angestellte die Umstände. Die Unterkünfte, die man für die Arbeiter zur Verfügung stellte, seien außerdem stets überfüllt gewesen, was das Risiko für eine Corona-Infektion erhöhte. „Es war immer sehr eng, manchmal waren 10, 12 oder zeitweise sogar 14 Leute in einer einzigen Wohnung.“
Alle Beschäftigten des Betriebes befinden sich derzeit in Quarantäne. Der Ex-Mitarbeiter habe laut eigenen Aussagen Kontakt zu zwei Personen, die noch bei der Fleischerei angestellt sind. Diese seien aktuell verunsichert darüber, wie es nun weitergeht. Denn noch ist nicht klar, was mit dem Betrieb und seinen Mitarbeitern in naher Zukunft passiert. Mittlerweile ist die Zahl an Mitarbeitern, die positiv auf das Virus getestet wurden, auf 1.553 angestiegen, wie der Leiter des Krisenstabes am Montag (22. Juni) bei einer Pressekonferenz in Gütersloh mitteilte.