5 Mythen zum Thema Unfruchtbarkeit aufgeklärt!
Auch wenn wir glauben, dass wir perfekt aufgeklärt sind: rund um das Thema Sexualität und insbesondere die Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit gibt es einige Fragen und Bereiche, die oftmals für Unsicherheiten sorgen. Denn auch heute ist das Thema noch stark tabuisiert.
Wir haben mit dem Gynäkologen und Kinderwunsch-Experten Dr. Alexander Just einige Mythen aufgeklärt.
Mythos 1: Unfruchtbarkeit ist ein seltenes Phänomen
Dr. Alexander Just: Wenn man sich die Statistik ansieht, haben 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung ein Problem mit ihrer Fruchtbarkeit. Es ist also eher selten. Wenn die Menschen allerdings älter werden, sind doch auch mehr Leute betroffen. Wenn man die Statistik altersbezogen ansieht, verändern sich diese Prozent also. Und es wäre wichtig, sich das anzusehen, vor allem deshalb, weil das Alter bei Frauen eine wichtige Rolle spielt, wenn es um die Fruchtbarkeit geht.
Mythos 2: Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit sind Bereiche, die nur Frauen betreffen. Im Gegensatz zu Frauen gibt es bei den Männern nämlich keine tickende „biologische Uhr“
Dr. Alexander Just: Mittlerweile nicht mehr; man kann eigentlich sagen, dass es 50:50 ist! Es stimmt, die Eizelle ist immer der bestimmende Part. Die Qualität der Samenzellen wird aber auch nicht besser. 1970 hatte der Mann beispielsweise noch durchschnittlich 100 Millionen Samenzellen in einem Milliliter; heute sind es 40 Millionen. Bei Männern spielen dahingehend Lifestyle-Entscheidungen eine größere Rolle.
Wer seine Partnerin unterstützen will, sollte also auf jeden Fall auch die Spermaqualität kontrollieren. Auch wenn sich manche Männer auch heute noch davor sträuben. Der Unterschied ist, dass Männer den gesellschaftlichen Druck nicht so sehr spüren. Kein Mann wird mit 32 Jahren gefragt, wo denn die Kinder bleiben; Frauen schon. Es gibt aber auch eine tickende Uhr beim Mann. Sie tickt aber später und nicht so laut.
Mythos 3: Wer seine Periode bekommt, ist fruchtbar
Dr. Alexander Just: Das stimmt nicht! Einen regelmäßigen Zyklus zu haben ist gut. Aber er ist nicht der Beweis für Fruchtbarkeit oder für einen Eisprung. Das hat nicht unbedingt miteinander zu tun. Auch der Ovulationstest kann einen Eisprung nicht nachweisen. Er kann nur den LH Wert nachweisen; ein Signal, das bedeutet, es sollte ein Eisprung stattfinden. Wenn aber keine Eizelle im Follikel ist, kann auch kein Eisprung stattfinden. Das LH-Hormon ist nicht der Beweis für eine Eizelle!
Mythos 4: Ernährung hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit
Dr. Alexander Just: Sie hat einen Einfluss, aber leider dauert es Jahre, bis sich ein positiver Lifestyle auf die Gesundheit des Körpers auswirkt. Ein kurzfristiger Lebensstil-Wandel oder wenn man einmal für drei Monate Folsäure einnimmt; so etwas hat noch nie etwas für den Organismus bewirkt. Die Devise ist, je früher ich anfange und je länger ich die für mich passenden Nahrungsergänzungsmittel nehme, desto mehr kann ich Veränderungen in einigen Jahren erwarten.
Mythos 5: Unfruchtbarkeit ist immer eine permanente Diagnose
Dr. Alexander Just: Ich habe mir in meinen 25 Jahren Erfahrung abgewöhnt, Dinge zu sagen wie, „Sie werden nie Kinder bekommen“. Unfruchtbarkeit kann eine permanente Diagnose sein, etwa wenn ich mir nach mehreren Eileiterschwangerschaften meine Eileiter habe entfernen lassen. Aber in anderen Fällen gibt es durch künstliche Befruchtung Möglichkeiten, zu helfen. Auf dem natürlichen Weg gibt es einige Limits; die Fruchtbarkeit ist in meinen Augen limitiert durch das Alter und die Eizellenqualität; aber auch die künstliche Befruchtung hat Limits. Sie kann auch nicht alles lösen. Unfruchtbarkeit kann also heute eine permanente Diagnose sein; muss sie aber nicht.