3-fache Mutter darf nicht Bürgermeisterin werden
Manchmal hat man das Gefühl, wir leben im Jahre 2016 – VOR der christlichen Zeitrechnung. Vor allem dann, wenn jungen Müttern politische Führungspositionen versagt bleiben, aus dem einfachen Grund, weil sie eben Mütter sind.
Seit heute steht also fest, dass das 3.500 Einwohner-Dorf Egg wieder einen Bürgermeister hat: Nach Theresia Handler (57), die seit 2012 im Amt war und dieses nach ihrer Wiederwahl 2015 laut Medienberichten am 1.2.2016 wegen Mobbing niedergelegt hat, ist nun der 54-jährige Anwalt und Fraktionsoberhaupt Paul Sutterlüty Eggs neuer Bürgermeister.
Eigentlich hätte Carmen Willi (35) das Amt übernehmen sollen. Diese sah sich jedoch gezwungen, nicht zur Wahl anzutreten, da sie massiv angefeindet, blockiert und sogar via Telefon bedroht wurde – und durch diesen Schritt ihre Familie schützen wollte. „Einige anonyme und auch mediale Angriffe, die ich inhaltlich völlig zurückweise, haben mich derart verletzt, dass ich mich nicht mehr in der Lage sehe, Familie und Bürgermeisteramt auf gute Art und Weise zu vereinbaren“, soll sie laut Medienberichten gesagt haben.
Sutterlüty zeigte sich über Willis Kandidatur-Rückzug empört, da der Ort aber bereits mehr als vier Wochen ohne BürgermeisterIn war und dies nicht gesetzeskonform ist, stand der Ort unter Beobachtung der Bezirkshauptmannschaft in Bregenz. Sutterlüty selbst sei über sein neues Amt weniger erfreut, da er das Bürgermeisteramt nicht angestrebt hatte. Aber ja, was muss, das muss eben, so sieht das auch der neue Bürgermeister.
Bleibt nur die Frage: Hatte man in Egg einfach keine Lust auf eine Frau an der Gemeindespitze? Oder traut man ihnen nicht zu, Familie und politische Funktion gut zu jonglieren? Man möchte gerne glauben, dass dem nicht so ist. Carmen Willi wird jetzt im Gemeindevorstand mitbestimmen, nicht ganz an der Spitze, aber fast.
Schade, dass man sich in Österreich als Frau wohl doch noch zu oft mit Platz 2 zufrieden geben muss, um das patriarchale Monster nicht zu sehr zu reizen. Aber das bleibt reine Spekulation. Wir fragen uns nur, ob Herr Sutterlüty auch mit Vorwürfen zu kämpfen hatte, weil ja, Bürgermeister sein ist anstrengend und schließlich hat Sutterlüty ebenfalls vier Kinder. In einem Interview hat er gesagt, dass er am Wochenende Zeit für seine Familie haben wolle: man möchte sich gar nicht ausmalen, welche Anrufe Frau Willi nach so einer Aussage bekommen hätte.