3 Cosplayerinnen erzählen, wie das Rollenspiel ihr Leben verändert hat
Das Wort „verkleiden“ trifft es nicht ganz, wenn man beschreiben möchte, was Cosplay eigentlich ist. Es geht darum eine selbst ausgewählte, meist fiktionale Figur möglichst genau zu imitieren. Nicht nur das Kostüm und das Make-up muss stimmen, auch die Mimik und Gestik wird originalgetreu nachgeahmt. Vorbilder für die Cosplayer sind dabei die Protagonisten aus Mangas und Animes, Filmen oder Videospielen. Vor allem Superhelden sind sehr beliebt. Aber auch freie Interpretationen, das Vermischen von Charakteren oder Darstellungen des anderen Geschlechts sind möglich. Der Begriff stammt ursprünglich aus Japan コスプレ ( kosupure) und setzt sich aus den Wörtern „costume“ und „play“ zusammen, wodurch die Bedeutung schon recht klar wird. In den 90er Jahren schwappte der Trend aus Japan auch nach Amerika und Europa über. Wir haben drei Cosplayerinnen getroffen, die uns ein bisschen etwas über die Szene erzählt haben: Harley Quinn, Power Girl und Super Girl.
Wie kommt man zum Cosplay?
Die Gründe anzufangen können ganz unterschiedliche sein, wie wir im Interview erfahren haben. Die Liebe zum Nähen ist einer davon, wie uns Isabelle Magrian alias Power Girl verraten hat: „Bei mir hat es eigentlich mit dem Nähen begonnen und dann hab ich irgendwie diesen Absprung geschafft von normalen Faschingskostümen in die Cosplayer Szene zu kommen.“ Für Nina Nagl alias Harley Quinn war es dagegen die Leidenschaft für Anime, die sie letztendlich in die Szene gebracht hat: „Ich hab Spielemagazine und Anime/Mangamagazine gesammelt und hab dann zuerst Bilder gesehen von deutschen Conventions und das war einfach das, was ich auch machen wollte.“ Fiona Tappeser alias Super Girl teilte bzw. teilt immer noch beide Leidenschaften: „Bei mir war es eigentlich auch die Nähecke, aber auch die gemeinsame Leidenschaft mit einem Mädchen aus meiner Klasse, die auch Manga und Anime geliebt hat. Sie hat mir dann erzählt, dass es in Wien sowas auch gibt und so bin ich mit dem Ganzen in Berührung gekommen.“
Kostüme selber nähen oder kaufen?
Es muss nicht immer ein selbst genähtes Kostüm sein. „Mittlerweile gibt es auch schon viele gute Kostüme zu kaufen“, erzählt uns Super Girl. Früher als sie angefangen hat, war das noch anders: „Die Qualität der gekauften Kostüme war nicht besonders gut und sie ähnelten eher Faschingskostümen. Heutzutage kann man auch gebrauchte Kostüme auf Flohmärkten, Conventions oder im Internet bekommen. Man muss nicht mehr alles selber machen, der Zwang ist nicht mehr so da wie früher.“
Wofür stylt man sich?
Cosplay wird überwiegend zum eigenen Vergnügen für Conventions oder für Shootings, aber auch für Wettbewerbe betrieben. Nur ein kleiner Teil der Cosplayer betreibt das Hobby, um damit Geld zu verdienen. In Wien ist das größte Event die Vienna Comic Con, welche dieses Jahr am 17. und 18. November stattgefunden hat. Die Szene in Wien ist allerdings noch recht klein, wie wir erfahren haben. Im Vergleich zu Deutschland gibt es noch einiges aufzuholen. „Ich war überwältigt von meiner ersten Convention in Deutschland“, erzählt uns Harley Quinn. „Es ist immer noch ein anderes Feeling als bei uns in Österreich. Aber die Szene wächst auf jeden Fall.“ Mit Japan kann natürlich nicht mal Deutschland mithalten.
Wie läuft ein Wettbewerb ab?
Harley Quinn, Super Girl und Power Girl nehmen nicht nur an Wettbewerben teil, sie sitzen auch selbst in der Jury. Super Girl klärt uns auf, wie so etwas abläuft: „Du gehst in einen Raum, in dem du alleine mit der Jury bist und deinen Charakter präsentierst. Die Jury besteht immer aus einer ungeraden Zahl, meistens 3 oder 5 Personen. Dein Kostüm wird genau begutachtet und danach werden dir Fragen gestellt. Meine persönliche Lieblingsfrage als Jurymitglied ist: ‚Worauf bist du am meisten stolz? Was möchtest du am meisten hervorheben?‘ Und danach gibt es einen Bühnenpart. Je nachdem, wie der Wettbewerb aufgebaut ist, besteht dieser aus einem 2-4 Minuten Sketch oder einem kurzen Modeling. Harley Quinn begeistert es immer sehr, was man alles lernt, wenn man selbst in der Jury sitzt: „Es ist verrückt, auf was für Ideen die Leute kommen, auch welche Materialien sie benutzen.“ Power Girl hebt besonders den Motivationsschub hervor, denn sie jedes Mal aufs Neue bekommt: „Jedes Mal, wenn ich aus der Jury rauskommen, denke ich mir, ich muss jetzt etwas Neues starten – ein großes Projekt.“
Nimmt man etwas von den Charakteren mit, die man verkörpert?
Harley Quinn, Super Girl und Power Girl haben durch die vielen Charaktere, die sie im Laufe der Zeit verkörpert haben, an Stärke gewonnen: „Ich kann definitiv sagen, dass ich für meinen Teil von vielen Charakteren ein bisschen was mitgenommen habe, auch Selbstvertrauen. Ich würde mal sagen dieses ‚in ein Kostüm schlüpfen‘ bringt einen auch immer in Verbindung mit einer anderen Seite von einem selbst“, teilt uns Power Girl mit. Auch Harley Quinn ist durch ihre Rollen gewachsen: „Es gehört viel Selbstbewusstsein dazu, aber man wächst auch dadurch. Alleine, wenn man mal einen Mann darstellt. Die bewegen sich anders, die werden anders geschminkt, sie verhalten sich einfach anders.“ Und so hat sich auch Super Girl durch ihre Rollen weiterentwickelt: „Es geht schon viel Herzblut hinein und man entwickelt sich auch weiter.“