20 Jahre 9/11: Hinterbliebene schicken ihren verstorbenen Liebsten Sprachnachrichten
Zum 20. Gedenktag der Terroranschläge am 11. September 2001 hat der Sender NPR eine rührende Aktion gestartet. Hinterbliebene schicken darin ihren verstorbenen Verwandten und Freunden eine Sprachnachricht.
In diesen erzählen sie von ihrem Leben nach den Anschlägen.
Berührende Geschichten von Hinterbliebenen
„Ich weiß, dass du jetzt Frieden gefunden hast. Ich wünschte nur, dass…
Weißt du, ich möchte einfach nur deine Stimme wieder hören. Ich möchte nur, dass du mir sagst, dass du mich lieb hast. Ich wünschte, du könntest mir einfach ein weiteres Zeichen geben, dass ich weiß, dass alles in Ordnung ist. Aber ich liebe dich und vermisse dich und wir sprechen uns bald wieder.“ Diese Worte hinterlässt Matthew Bocchi seinem Vater John in einer Telefonzelle in New York.
Matthew hat seinen Vater bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 verloren. 20 Jahre später schickt er ihm im Rahmen einer Gedenkaktion jetzt diese Sprachnachricht, um so wieder Kontakt zu seinem Vater zu haben.
Initiiert wurde die Aktion vom Sender NPR. Rund um den 20. Gedenktag von 9/11 stellte der Sender eine Telefonbox in New York auf und suchte anschließend Hinterbliebene, die ihre Geschichte teilen und symbolisch noch einmal ihre Liebsten kontaktieren wollten .
In dem so entstandenen Video schicken sechs Hinterbliebene ihren Liebsten eine Sprachnachricht. Neben Matthew Bocchi, der bei den Anschlägen erst neun Jahre alt war, spricht auch Trish Straine. Ihr Ehemann verstarb nur sechs Tage nach der Geburt ihres zweiten Sohnes im Nordturm des World Trade Centers.
Sprachnachrichten als wichtiges Medium bei 9/11
Der Grund für die Telefonbox: In einer Zeit vor Social Media und Smartphones waren an 9/11 vor allem Sprachnachrichten auf der Mailbox ein wichtiges Mittel, um seine Liebsten zu kontaktieren. „An jenem Tag im Jahr 2001, als die Menschen in ganz New York City versuchten, ihre Freunde und Angehörigen zu erreichen, waren die Mobilfunknetze überlastet. Und für einige der Opfer in den Flugzeugen und Türmen war das Hinterlassen einer Voicemail die letzte Möglichkeit, mit ihren Angehörigen zu kommunizieren„, erklärt NPR.
Bei den koordinierten Anschlägen am 11. September 2001 trafen zwei Flugzeuge das World Trade Center in New York City. Eine weitere Passagiermaschine kam über dem Pentagon zum Absturz, während ein viertes entführtes Flugzeug in Pennsylvania abstürzte. Fast 3,000 Menschen verloren an diesem Tag ihr Leben. Alle von ihnen hatten Familie, Freunde oder Bekannte, die sie zurückließen.
Die Gedenk-Aktion soll 20 Jahre später verdeutlichen, welchen Einfluss diese Anschläge auch heute noch auf die Hinterbliebenen haben. „Ihre individuellen Erfahrungen geben einen Einblick in die Natur der Trauer und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert – oder auch nicht“, heißt es seitens NPR.
Inspiriert von japanischem Wind Phone
Inspiriert wurde die Aktion zum 9/11 Gedenktag übrigens von dem japanischen „Wind Phone„. Die Telefonzelle hat der Gartenarchitekt Itaru Sasaki als Reaktion auf die Erdbeben und den Tsunami in Tohoku um Jahr 2011 aufgestellt.
Durch das Erdbeben und den Tsunami kollabierten damals mehrere Kühlsysteme im japanischen Atomkraftwerk Fukushima. Hinterbliebene können in dem Wind Phone seitdem mit denjenigen kommunizieren, die sie bei der Katastrophe verloren haben.