Die Netflix-Serie 13 Reasons Why hat in den USA innerhalb von drei Monaten zu einem Anstieg der Suizid-Rate geführt. Das haben nun Forscher der Medizinischen Universität Wien herausgefunden.

Am stärksten betroffen sollen Mädchen zwischen 10- und 19 Jahren sein.

13 Prozent mehr Selbstmorde in den USA wegen „13 Reasons Why“

Bereits seit der Erstausstrahlung im März 2017 wird die Netflix-Serie „13 Reasons Why“ wegen ihrer Auseinandersetzung mit Selbstmord von Jugendlichen immer wieder kritisiert. Eine Studie ergab nun, dass die Serie in den USA zu einer erhöhten Selbstmord-Rate von 13 Prozent geführt hat. Im Rahmen der Studie, die nun in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde, analysierten die Wissenschaftler die Suiziddaten in den USA von 1999 bis 2017.  Das Ergebnis: Innerhalb drei Monate nach der Veröffentlichung der Serie stieg die Selbstmordrate unter Jugendlichen in den USA um rund 13 Prozent an.

Erhöhte Suizid-Rate unter 10- bis 19-Jährigen

In den drei Monaten nach der Erstausstrahlung der Serie in den USA gab es 94 mehr Suizide unter Jugendlichen. Statt üblicherweise rund 720 Selbstmorden in drei Monaten, stieg die Zahl auf 800, so die Studienleiter Thomas Niederkrotenthaler und Benedikt Till von der MedUni Wien. Besonders interessant: Der Anstieg fand lediglich in der Gruppe der 10- bis 19-Jährigen statt. Zudem waren Mädchen eher betroffen. Die Forscher führen das darauf zurück, dass die Hauptdarstellerin der Serie ebenfalls weiblich ist. Vorangehende Studien aus den USA untermauerten die Ergebnisse der neuesten Untersuchung.

 

„13 Reasons Why“: Probleme werden zu aussichtslos dargestellt

Die Serie gibt zu wenige Lösungsvorschläge und zeigt nicht, dass es immer einen Ausweg gibt. Das macht die Serie problematisch, so die Forscher. Die Alltagsprobleme werden oft zu aussichtslos dargestellt und mit Selbstmord in Verbindung gebracht. Dabei sei das „Wie“ im Umgang mit der Darstellung von Suizid im TV besonders wichtig, betonen die Wissenschaftler: „Die Darstellung der Suizid-Problematik im Fernsehen ist wichtig für die Entstigmatisierung.“

Zudem würden die Hilfsmöglichkeiten in Bezug auf Suizid entweder gar nicht oder sogar als völlig nutzlos dargestellt werden, so die Studienleiter. Bereits vor Veröffentlichung der Serie hätte man auf die Problematik der Serie hingewiesen: „Wir haben gemeinsam mit nationalen und internationalen Organisationen bereits kurz nach der Veröffentlichung darauf hingewiesen, dass so der falsche Eindruck entstehen kann, dass man sich keine Hilfe bei Suizidgedanken holen soll oder, dass das nichts bringt.“, so Niederkrotentahler.  Sich bei Suizidgedanken Hilfe zu suchen ist allerdings immer wichtig. Die Forscher fordern deshalb eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Unterhaltungsindustrie und sozialen Einrichtungen und Experten. Zudem müsse man offener mit Jugendlichen über ihren Medienkonsum reden, Hilfsangebote aufzuzeigen und klar machen, dass es immer Wege gibt, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Hier findest du Hilfe

Österreich:

Telefonseelsorge

Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr

Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten.

Online unter www.telefonseelsorge.at.

 

Kinder- und Jugendliche

Die Website bittelebe richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche.

Online unter bittelebe.at.

 

Rat auf Draht

Tel.: 147 (Notruf), täglich 0-24 Uhr

Online unter www.rataufdraht.at.

 

Deutschland:

Telefonseelsorge

Tel.: 0800/111 0 111 , 0800/111 0 222, täglich 0–24 Uhr

Online unter www.telefonseelsorge.de.