
Nach zwei aufregenden Monaten haben wir bislang so einiges erlebt, gesehen, gefühlt und vor allem sehr viele neue Menschen kennengelernt und neue Freunde gefunden. Nach zahlreichen Momenten und atemberaubenden Erlebnissen, die uns von Wien nach Thailand, Vietnam und Kambodscha über Japan, Australien und die Fijis nach Amerika geführt haben, war es nun Zeit, unsere Mitbringsel und Erinnerungen aus aller Welt in unsere Koffer zu packen und zurück in Richtung Europa zu reisen – zurück auf unseren Kontinent und ein Stückchen näher zur Heimat. Mit dem Gedanken an Heimat kommen nicht nur unzählige Glücksmomente mit Familie und Freunden und eine riesige Vorfreude auf Buschenschankjausen, Bratlfettbrote und (vor allem) Kürbiskernöl in uns hoch, sondern auch das Gefühl, zurück in die Realität zu kommen, die uns wie ein Schlag ins Gesicht treffen wird. Das Ende der Reise ist nun tatsächlich in Sicht und mit gemischten Gefühlen geht es ab zum Flughafen, hinauf und hinüber in den hohen Norden von Europa: nach Island!
Wir landeten völlig fertig mitten in der Nacht in Island und bereits am Flughafen mussten wir feststellen, dass wir nicht mehr im sonnigen Hawaii waren. Die Jacken wurden rasch aus dem Koffer hervorgeholt und Zähne knirschend und Knie schlotternd ging es für uns nach einer gefühlten Ewigkeit in Richtung Reykjavik – in unser erstes Apartment unseres Island-Roadtrips. Wir versuchten, erst mal ein paar Stunden Schlaf nachzuholen, bevor wir am späten Vormittag aufbrachen, um Reykjavik zu erkunden. Völlig am Verhungern, nicht in der Lage zu denken und mit leerem Magen ging es erst mal Valis Nase nach in ein entzückendes, kleines einheimisches Lokal mitten in Reykjavik. Völlig überfordert mit der Karte bestellten wir einfach schnell aus dem Bauch heraus – was in Kathis Fall ein wenig in die Hose ging. Sie bestellte sich ein typisch isländisches Frühstück, das Fladenbrot, Schinken, ein bisschen Lamm und Black Pudding versprach. Als das Essen dann hingestellt wurde, alles schön angerichtet und Instagram-gerecht festgehalten wurde, probierte sich Kathi durch – denn sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich bestellt hatte. Nachdem sie Black Pudding probiert hatte und feststellen musste, dass es sich hierbei um Schafsinnereien handelte, wurde ihr doch flau im Magen und der Hunger war abrupt vergessen. Vali kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus und ließ sich ihren frisch gefangen Lachs sichtlich schmecken. Nach dem ersten Schock ging es gleich wieder raus auf die kleinen süßen Straßen von Reykjavik, um die Stadt zu erkunden.
Nachdem die Reykjavik keine Weltmetropole wie etwa Tokio ist, hat man die kleine schnucklige Stadt nach einem Tag gesehen und die Zeit, die bleibt, nutzt man für ausgiebige Spaziergänge am alten Hafen, zwischen den kleinen Gassen oder in den süßen isländischen Shops. Nach einer kleinen Shoppingtour ging es direkt weiter in den Süden. Raus aus der Stadt und rein in die endlosen Weiten, die das Land zu bieten hat. Sommer in Island bedeutet meistens Grau in Grau, sehr windig und vor allem regnerisch. Mit etwas Glück ziehen die Wolken hier und da ein wenig auf und färben das Land in wunderschönen Farben. Das schwarze Vulkangestein hebt sich besonders gut bei klarem Wetter in der saftig-grünen Landschaft hervor. Es gibt im Grunde genommen nur eine einzige große Hauptstraße, auf der man das ganze Land im Kreis abfahren kann. Das flache Landschaftsbild wird oft durch Felder aus Vulkangestein oder von Gebirgszügen durchbrochen, an denen kleine Wasserfälle herunter fließen.
Unser Weg durch die Weiten des Südens endete am Black Sand Beach „Reynisfjara“. Der Strand zeichnet sich durch die unzähligen feinen schwarzen Steine aus und die harten Wellen, die daran brechen. Die Wellen scheinen völlig harmlos, doch bitte aufpassen und nicht zu nahe ans Wasser treten: Die Wellen haben schon einige Leben gekostet. Mit eiskaltem Wind und peitschendem Regen wurden wir auf typisch isländische Art und Weise begrüßt. Doch das hielt uns nicht davon ab, am legendären schwarzen Strand entlang zu spazieren und die Aussicht zu genießen. Als das Wetter dann schlimmer wurde, suchten wir Schutz in einer Höhle und beobachteten die petischenden Wellen, lauschten dem Heulen des Windes und spürten die eisigen Regentropfen in unseren Gesichtern. Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit in der Höhle entschieden wir uns dann doch weiterzuziehen.
Nur ein paar Minuten entfernt liegt das sagenumwobene Plane Wrack am Sólhemasandur Strand. Dabei handelt es sich um ein Flugzeug der United States Navy, die Douglas Super DV-3, die am 24. November 1973 notlanden musste. Der Besatzung geschah dabei nichts und konnte gerettet werden. Das Innenleben, sowie Getriebe und Flügel wurden von den USA zurückgefordert, während die leblose Hülle in Island zurück gelassen wurde. Seitdem ist das Wrack ein bekanntes Ziel für Fotografen und zieht viele Touristen magisch an. Das Flugzeug hat tatsächlich etwas Magisches an sich: Es hat tatsächlich kein Innenleben und man kann es aus nächster Nähe bestaunen. Es befindet sich mitten im Nirgendwo, umgeben vom schwarzen Strand.
Nach einem 45-minütigen Fußmarsch zurück zum Auto und gefühlten 200 Fotos mehr auf den Speicherkarten ging die Erkundungstour weiter und zwischen Regen, Nebel und kurz aufblitzenden Sonnenstrahlen am Horizont führte uns unser Weg zum Skógafoss Wasserfall. Völlig perplex von seiner Größe und Schönheit öffnete sich zu unserem Glück auch noch der bedeckte Himmel, die Sonnenstrahlen erleuchteten dieses atemberaubende Bild und färbten das Land in ein wunderschönes Grün. Um das Ganze auch noch aus einer anderen Perspektive zu sehen, bestiegen wir das Ende des Gebirgszugs und kletterten die unzähligen Stufen hinauf.
Den Sonnenstrahlen und der atemberaubenden Aussicht nach fuhren wir dem Horizont entgegen und nach so viel Wind, Regen und Kälte war es eindeutig an der Zeit für eine der legendären heißen Quellen in Island. Wir machten uns also auf die Suche nach Seljavellir, einer heißen Quelle, die sich inmitten eines Gebirgszugs befinden soll. Irgendwo mitten in einem Tal neben süßen Bächen und kleinen Wasserfällen soll sich ein sagenumwobener, vermoster Stein-Pool befinden, der mit heißem Wasser gefüllt ist. So folgten wir den Koordinaten und Spuren bis zu einem kleinen Parkplatz, an dem wir nur eine Hand voll Autos vorfanden. Wir gingen also wieder auf Entdeckungsreise und marschierten einfach darauf los, bis uns immer mehr Menschen mit nassen Haaren und Handtüchern über den Schultern entgegen kamen. Wir waren auf einer heißen Spur und nach dem kleinen Spaziergang blickten wir auf den steinernen Pool und waren hin und weg. Anfangs etwas zaghaft wagten wir uns dann doch hinein und waren überrascht, dass er eher warm als heiß war – beinahe kalt, doch die Luft draußen war um einiges kälter. Ein einziges Fleckchen im Pool war heiß und angenehm und machte uns den Ausstieg dann doch um einiges schwerer als gedacht. Nichtsdestotrotz mussten wir den Süden weiter erkunden und so ging es für uns fröstelnd und mit nassen Haaren durch die Kälte zurück zum Auto.
Dem Sonnenuntergang entgegen machten wir uns auf dem Weg zum legendären Wasserfall. Er ist überwältigend und gigantisch und das peitschende Wasser füllt die Luft mit einem feinen Nebel. Seljalandsfoss ist wohl einer der bekanntesten Wasserfälle in Island und durch den Nebel wagten wir uns auf die Rückseite, um einen gigantischen Eindruck dieses Naturwunders zu bekommen. Natürlich gibt es noch viele weitere wunderbare Ecken im Süden zu erkunden, doch wir richten unseren Blick weiter in Richtung Norden und so geht es für uns durch die endlosen Weiten auf direktem Wege in den Westen.