
Nach den letzten ereignisreichen Tagen, in denen wir von Farmern und Mechanikern zu Partylöwen und Co-Piloten wurden, hieß es nach einer legendären Partynacht mitten im Nowhere – Back on Track! Gemeinsam mit den anderen Zirkus-Artisten verließen Lady Beard, Magic Walter und Ginger The Black Lion William Creek.
Das bedeutete wieder viele weitere Stunden auf der Dirt-Road, mitten durchs Nichts – immer tiefer in die endlosen Weiten des Outbacks hinein. Inmitten der Wüste hielten wir an und unsere Hippie-Mama aka Cara zeigte uns den legendären Zaun, der durch ganz Australien geht und die wilden Dingos auf einer Seite des Landes hält. Der Zaun ist übrigens mit einer Länge von um die 5.500km das längste ununterbrochene Bauwerk der Welt.
Es ging weiter mit der „Free-Massage“ auf der Dirt-Road und die Landschaft um uns herum veränderte sich deutlich – flache, karge und endlose orangefarbene Weiten. Nach einer schier endlosen Fahrt kamen wir endlich in Coober Pedy an, die weltberühmte Minen- und Opalstadt mitten in der Wüste. Unsere Unterkunft war umhüllt von Gestein, Staub und mitten unter der Erde erstreckte sich eine völlig neue – bis dato unbekannte – Welt für uns: eine Mine.
Nach einer kurzen Verschnaufpause hatte unsere Hippie-Mama Cara wieder eine Überraschung für uns, sie brachte uns zu Josephine’s Gallery, einer Künstler-Galerie & Känguru-Farm, wo Kängurubabies aus dem Outback aufgelesen werden und wo man sich um sie kümmert. Feuchte Augen und Mädchengekreische erfüllten die Luft und jeder einzelne von uns genoss die Zeit mit der kleinen Sophie und den anderen jungen Kängurus. Mit Nüssen bewaffnet machten wir uns daran, die Kleinen zu füttern, beobachteten die kleine Sophie, wie sie tollpatschig umher hopste und wollten diesen Ort einfach nie wieder verlassen.
Nach diesem herzergreifenden Start in dieser Stadt ging es für uns direkt weiter und zwar unter die Erde, in eine echte Opal-Mine. Die Bewohner von Coober Pedy leben heute noch unter der Erde, zwar moderner als früher, aber das Prinzip ist seit jeher dasselbe. Im Grunde kauft man sich ein Stück Berg, gräbt sich hinein und schafft sich seine eigenen Räume.
Was passiert, wenn zu wenig Platz ist? Tja, dann gräbt man einfach tiefer oder höher und weiter. Es gibt nur zwei Regeln beim „Hausbau“ in Coober Pedy: 1.: Jeden Opal-Stein, der beim Graben gefunden wird, darf man behalten und 2.: Zum Nachbarn müssen immer vier Meter Gestein sein und diese Grenze darf nicht überschritten werden.
Nach einer Riesenpizza und unserer ersten Nacht in einer Mine ging es für uns – wie gewohnt vor Sonnenaufgang – weiter, hinaus in den dunklen und eiskalten Morgen in Richtung King’s Canyon. Uns stand eine zehnstündige Fahrt mitten durch die Wüste bevor. Den Sonnenaufgang sahen wir uns wieder mitten im Nirgendwo auf einer verlassenen Straße an, bevor wir das Northern Territory und die Heimat der Dingos erreichten. Um die Nacht bei Minusgraden unter dem Sternenhimmel im Freien und ohne Zelt zu überstehen, benötigten wir Feuerholz, das wir natürlich eigenhändig mitten in der Wüste sammelten: Die Heimat vieler Schlangen und Spinnen… Je nördlicher wir ins Northern Territory vorrückten, umso dichter wurde das Landschaftsbild und Bäume zierten die endlosen Weiten der Wüste.
Durch die Wüste führte uns unser Weg weiter in Richtung Westen und nach einer Zeit erreichten wir schlussendlich King’s Creek und unseren Schlafplatz für die Nacht. Es gab einen Schuppen, einen Wasserhahn in einer offenen Küche – da bekommt „offene Küche“ gleich eine ganz neue Bedeutung – und eine Feuerstelle. Nach unserem ersten offiziellen Aussie-BBQ machten wir uns daran, unsere Schlafplätze für die Nacht vorzubereiten und spielten noch Scharade, bevor es für uns in den SWAG und in eine schlaflose, eiskalte Nacht ging.
Wir lagen unter dem Sternenhimmel, der Mond leuchtete und wir blickten in die stille schwarze Nacht und in tausende von leuchtenden Sternen, die das Himmelszelt schmückten. Wir hatten -1°C in dieser Nacht und das Feuer ging nach zwei Stunden aus. Die Nacht schien endlos zu sein und niemals zu enden. Um 05:00 Uhr war Tagwache und in der Finsternis schlüpften wir aus unseren Schlafsäcken und stiegen in die eisige Kälte, denn wir wollten den Sonnenaufgang auf dem King’s Canyon bestaunen.
Während wir die steinigen Stufen hinauf wanderten, tauchte der Himmel die Landschaft in ein sattes Orange. Mit jedem Schritt und jedem Meter, den wir hinauf kletterten, wurde aus einem satten ein knalliges Orange und oben angekommen, blickten wir in eine feuerorange beeindruckende Landschaft und die endlosen Weiten des Kings Canyon.
Vier weitere Stunden marschierten wir am King’s Canyon entlang bis wir uns mit Gilbo weiter auf den Weg in Richtung Uluru – Ayers Rock machten. Nach einem erneuten Feuerholz-Stopp und das Beziehen unseres neuen Zuhauses, einem Campingplatz neben dem Uluru/Kata Tjuda Nationalpark, ging es direkt weiter zum atemberaubenden Uluru und zum Mala-Walk.
Nach zwei großen Wanderungen und einer langen Fahrt waren wir wirklich erschöpft, doch wir ließen es uns nicht nehmen, gemeinsam mit unserer G-Adventures-Familie die Ankunft an diesem magischen Ort gebührend zu zelebrieren. Mit Champagner und Tortillas bewaffnet, suchten wir uns ein schönes Plätzchen vor dem Uluru, um den Sonnenuntergang zu bestaunen, bevor es dann zum Dinner und zurück zum Campingplatz ging, um eine weitere Nacht im Freien unter dem Sternenzelt zu verbringen.
Da ein Sonnenuntergang nicht genug war, weckte uns Hippie-Mama Cara wieder um 05:00 Uhr aus den Schlafsäcken, um den Sonnenaufgang beim Uluru auch noch zu sehen. Frühstück gab es in der Dunkelheit und in der eisernen Kälte, doch der Ausblick auf den Uluru, wie er in unendlich viele verschiedene Farben getaucht wurde, war das Frieren eindeutig wert.
Nach dem Sonnenaufgang ging es zum kurzen Zwischenstopp ins Cultural Center, bevor wir unseren 10 Kilometer langen Hike rund um den Uluru starteten. Ayers Rock ist gigantisch und traumhaft schön, mit all seinen Höhlen, Ecken und Kanten, verborgenen Plätzen und den schönen Strukturen im Felsen. Wir sammelten mit unseren Nikon-Kameras unendlich viele Uluru-Puzzle-Teile, denn es war unmöglich, dieses imposante Mysterium in einem einzigen Bild festzuhalten. Der Hike hatte etwas Magisches an sich, etwas Verborgenes, Geheimnisvolles und man fühlte sich ständig beobachtet. Eine Ruhe legte sich über diesen Ort und wir genossen jeden Schritt, die imposante Landschaft und die Märchen rund um diesen Ort.
Völlig erschöpft vom frühen Aufstehen, dem langen Walk und der prallen Sonne gab es erstmal Lunch, bevor es direkt weiter zum nächsten Hike ging: zum Kata Tjuta, der benachbarten Gruppe von 36 Bergen. 30 Kilometer vom Uluru entfernt umschließen diese beiden felsigen Monumente den Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark. Wir wanderten durch das Tal und bestaunten die schier endlos hohen Felsen, die sich um uns herum in den Himmel erstreckten.
Gemeinsam mit unserer G-Adventures-Familie zelebrierten wir den letzten Abend und den letzten Sonnenuntergang im Outback und verabschiedeten uns von diesen wundervollen Mysterien. Die letzte Nacht unter dem Sternenzelt war angebrochen und bei -6°C hatten wir auch diese Nacht überstanden. Bei Sonnenaufgang erwachten wir aus unserem eisig kalten Schlaf und beobachteten die Sonnenstrahlen vom Schlafsack aus, wie sie das Land in unendlich viele schöne Farben tauchten. Und mit den Sonnenstrahlen und dem angebrochenen Tag machten wir uns bereit, die endlosen Weiten des Outbacks zu verlassen und zurück in die Zivilisation zu kehren: nach Alice Springs.