
Wofür ist Australien – abgesehen von Kängurus, Koalas und Krokodilen – noch bekannt? Und was wäre dein schlimmster Alptraum nach einer eskalierten Feier-Nacht? Wein… Noch mehr Wein. Mehr Wein, als man gestern Abend hatte, nur jetzt eben zum Frühstück – und dieses mal ohne Tanzen und Feiern, sondern mit viel Wichtigschauen, Korken beschnuppern und dabei die originellsten Assoziationen erschmecken. An alle, die (wie wir) nach durchzechten Nächten nur an Döner und Burger denken und die uns jetzt schon ihr ganzes Mitgefühl schenken wollen: Wir müssen gestehen, der Wein in Australien ist so unglaublich gut – den kann man sogar verkatert trinken!
Und mal ganz ehrlich – man sollte wirklich nicht unbewaffnet ins Outback starten. Also durften sich zu unseren ATEIA Sonnencremes und Nikon Kameras auch noch zwei Flaschen Wein kuscheln, bevor wir endgültig die Zivilisation verließen.
Was genau das allerdings bedeuten sollte, war uns zu Beginn dieses Abenteuers nicht mal im Entferntesten bewusst.
Als unsere Happy-Hippie-Outback Mama aka G-Adventure-Guide Cara uns zu Anfang Stifte und ein Mikrophon gab, wir uns vorstellen mussten und uns als Zirkuscharakter an die Fensterscheibe im Bus malen sollten, ahnten wir zwar, dass wir uns auf eine Reise ins Ungewisse machten – wussten allerdings weder, was „Outback“ nun wirklich bedeutet, noch warum wir in einem lila Zirkusbus namens „Gilbo“ saßen – und wie das schlussendlich dann doch alles wieder Sinn machen sollte.
Was uns allerdings von vornherein nicht geheuer war, war dieser Superstart in den Tag – nach einem Winetasting Breakfast muss es schließlich fast einen Haken geben… Tja, und der kam dann auch: In Form eines gesamten Berges. DEVIL’S PEAK, ein Berg in der Nähe von Quorn, 700 erbarmungslose Meter hoch und in schweißtreibenden 2,7 km zu erreichen – so sieht Arbeit nach dem Vergnügen aus. Oben angekommen zitterten sogar unsere „Steirerwadln“, denn was für Australier wandern ist, ist bei uns unter „Bergsteigen“ bekannt.
Die schräge, schroffe Spitze des Berges reiht sich an weitere Bergspitzen und schließt sich somit einer Kette an, die unter dem Namen FLINDERS RANGES bekannt ist. Und dort oben auf dem Devils Peak in den Flinders Ranges wurde uns vielleicht das erste Mal bewusst, dass wir uns auf direktem Weg ins Herz von Autralien befanden. Die Aussicht auf schier unendliche Weiten, rote Erde, einsame Straßen und felsiges Brachland klingt geschrieben etwas kahl – ist aber für alle, die gerne auch mal träumen und zwischen Hochhäusern oft fluchen, weil sie den Himmel vermissen, ein Augenschmaus, der es in sich hat und Lust auf mehr macht.
Achja – und vorallem hungrig! An alle Vegetarier/Veganer – bitte hier mal kurz drüber lesen… Wir probieren wirklich liebend gern Neues aus und finden es immer wieder spannend, was verschiedene Kulturen so servieren – in diesem Fall Känguru! Bei uns zuhause isst man Hirsch und in Australien dann eben Känguruburger – es hat geschmeckt, blieb aber beim einmaligen Genuss.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion, beinahe schlafwandelnd, wurde am nächsten Morgen alles um 5 Uhr in den Bus geladen, und wir lernten so unseren neuen Rhythmus für die nächsten Tage kennen. Um einen Sonnenaufgang zu sehen, muss man nämlich vor Sonnenaufgang aufstehen, sich waschen, frühstücken, zusammenpacken und auf den Weg machen – uns war das völlig neu und auch noch nie so wichtig, aber unserer G-Adventure Guide-Mama war es umso wichtiger, dass wir in den nächsten 9 Tagen keinen Sonnenaufgang verpassen würden.
Und auch hier bitte kein Mitleid! Wir müssen wieder gestehen – hart war’s nur die ersten Tage und rückblickend betrachtet war es jede Mühe wert! Und wie so oft im Leben war’s das erste Mal, das uns tief im Gedächtnis geblieben ist.
Unser erster Sonnenaufgang im Outback war im Vergleich zu den anderen eher schlicht und einfach: Wir stoppten am Pannenstreifen des Stuart Highway und schauten einfach gerade aus, balancierten den Mittelstreifen einer scheinbar unendlichen Straße lang und sahen zu, wie die Sonne sich hinter den Bergen blicken ließ; sich das Rot mit Gelb zu einem kräftigen Orange vermischte und dem Outback seine einzigartige Farbe schenkte.
Wer hier noch nicht sprachlos war, wurde es spätestens auf dem Weg zurück zum Bus, denn direkt hinter uns, gegenüber des Sonnenaufgangs, spannte sich plötzlich ein Regenbogen über die Straße. Herzsprünge! Kinnladen klappen!
Weil es so schön war, dass man Berge versetzen könnte wurde wieder einer bestiegen. Diesmal Mount Ohlssen-Bagge, den wir nach 6 Kilometern klettern und schwitzen erfolgreich erklommen hatten und wo wir zur Belohnung die Aussicht auf Wilpena Pound genießen konnten.
Die Fleißigen unter euch wissen, wie sehr man sich nach einem Hike auf die heiße Dusche und ein warmes Bett freut – ihr könnt euch vielleicht aber auch vorstellen, dass man sich so gar nicht über einen Reifenplatzer freut. Als alle dann noch staubiger und verschwitzer waren als vorher, konnte die Reise endlich weitergehen.
Allerdings auf den sogenannten „Dirt Roads“ – unbefestigte Straßen, die Reifen zerstören, den ganzen Bus scheppern lassen und alles hin- und herrütteln.Aber das ist der einzige Weg zum Ziel – Willkommen bei der Outback-Massage!
Um einer Gehirnerschütterung zu entkommen, empfiehlt es sich, hier Pausen zu machen – besonders empfehlenswert ist der Stopp in der Beltana Sheep Station. Eine Farm wie aus dem Bilderbuch und unsere Herberge für die Nacht.
Während wir den Sonnenuntergang genießen, mit unseren Nikons jeden Winkel abfotografieren (praktischerweise lassen sich die Fotos direkt auf das Handy überspielen) und mit Schaf- und Ziegenbabies kuscheln, wird in der Gaststätte aufgedeckt. Für uns, die Viehtreiber und die Farmarbeiter – ein Essen für alle, das unser kulinarisches Highlight auf unserer Reise war. Mit viel Liebe zubereitet, fast wie daheim, nur eben am anderen Ende der Welt.
PENG! Fünf Schotterstraßen-Stunden von Beltana entfernt verabschiedete sich dann der nächste Reifen von uns. Kein Problem, dachten wir – wir fühlten uns schließlich quasi schon als KFZ-Mechaniker, da wir ja den ersten Platten schon mitwechseln „durften“. Aber nix da, es half kein Schreien, Springen, Schimpfen – die Schrauben lösten sich nicht und der Reifen konnte nicht gewechselt werden. Weit und breit nichts außer ein paar Büsche, verrostete Gleisteile, getrocknete Kamelkacke und Steine: Alles, was 5 Stunden vor oder hinter uns lag, war eine einzige staubige Dirt-Road.
Und dann erschien er uns, der Engel des Outbacks, Familienvater im Urlaub mit Gattin und den zwei Kids: Ein echter KFZ-Mechaniker und der einzige Autofahrer weit und breit, der uns innerhalb von wenigen Minuten den Reifen wechselte und uns so vor Hitze und Hungertod rettete – mindestens!
Um den Schock zu verdauen, ging es für ein kleines „Spaziergangerl“ auf den Salt Lake Eyre South – weißer Sand glitzert in der Sonne und knirscht unter den Füßen, der Horizont verschmilzt mit dem Himmel und nach einer kleinen Kostprobe „Salzsanddreck“ waren wir uns sicher, dass es dieses Mal ein Salzsee war. Eine salzige Sandwüste so weit das Auge und der Kamera-Speicherplatz reicht.
Hat man den Salzsee erstmal gefunden, kann man William Creek nicht mehr verfehlen. Diese Metropole sticht durch die Vier-Häuser-starke Skyline aus dem umliegenden Brachland hervor und das einzige Pub dort lädt herzlichst zum Verweilen ein. Mit einer Einwohnerzahl von 15 Personen herrscht hier reges Treiben während der Hauptsaison, während man in der Nebensaison nur auf vier Menschen trifft und William Creek zum Ausruhen einlädt.
Wir, die Zirkus G-Adventures Gruppe aus dem lila Gilbo-Bus, sahen das als Einladung, den Einheimischen dort eine Show der Extravaganz zu bieten. Um wirklich zu garantieren, dass jeder auf seine Kosten kommt, wurde verkleidet, geglitzert, eingeschenkt – nachgeschenkt, bis wir schlussendlich sogar unseren Kameramann verkauften.
Lady Beard, Magic Walter und Ginger The Black Lion sprengten gemeinsam mit dem G-Adventures Rudel jeglichen Rahmen. Falls es noch nicht auf eurer Bucket-List steht, würden wir diese definitiv ergänzen: Kostümparty in William Creek.
Als wäre die ganze Geschichte nicht schon märchenhaft genug, wurde unsere Show am nächsten Morgen dann auch noch königlich belohnt: Mit einem Flug über den Salt Lake Eyre, dem Salzsee mitten im Outback von Australien.
Als der Pilot nach einer kurzen Einführung Valerie dann das Steuer zum Fliegen übergab, war sich kurz niemand sicher, ob wir den Trip nach Alice Springs jemals fortsetzen können.
… Aber nicht mal das konnte unsere Reise zum Red Center stoppen. Here we go – Fortsetzung folgt!