
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Bangkok, bei dem wir in unserem Wahl-Daheim – dem Sofitel-Hotel – noch einmal Luxus tanken durften, hieß es wieder mal Kofferpacken! Unsere nächste Reise führte uns weiter durch Asien – ein Stückchen weiter weg in das Land, in dem die Sonne aufgeht: Japan.
Ein Land das so weit weg ist, so sagenumwoben und so fremd scheint, dass unsere Faszination und Vorfreude im Bereich der Unendlichkeit lag. Mit jeder Menge neuer Stempel im Pass, jeder Menge Benefit-Concealer über den Augenringen und unserer unersättlichen Abenteuerlust gings mit dem Zug vom Flughafen in unser Appartment. Die Aussicht auf grüne Reisfelder, die unendlichen Höhen der Wolkenkratzer und Menschenmassen (die man in Wien höchstens beim Praterstern-Billa beim sonntäglichen Chipskauf erlebt), kündigten einen weiteren Culture-Crash an.
Im Apartment angekommen sammelten wir uns erst mal – und das typisch japanische Schlafzimmer mit Reismatten, Matratze am Boden und Tee-Tisch wurde begutachtet. Mit der nötigen Portion Matcha-Tee zelebrierten wir nicht nur unseren Jetlag, sondern auch den für Japan typischen Green-Tea. Von Kissa Tea reisefreundlich verpackt und einfach zubereitet, gönnten wir uns eine Verschnaufspause von der Hektik der 37 Millionen Stadt. Matcha hilft zwar nicht gegen die Monster-Augenringe, aber sagt der Müdigkeit den Kampf an und unterstützt somit jeden Entdecker auf Reisen.
Schon nach den ersten vorsichtigen Schritten in Richtung U-Bahn wurde uns bewusst, dass dieses Land viele Überraschungen für uns bereit halten würde. Die blitzblank sauberen Gehwege wurden von den Einheimischen in geordneten Reihen und Richtungen begangen, Treppen hatten wie Straßen Richtungsmarkierungen zum Rauf- und Runtergehen, überall stellten sich Menschenmassen tip top organisiert in Schlangen an – jede noch so vermeintlich nichtige Kleinigkeit ist bis ins Detail geregelt und automatisiert.
Ist man das Gewusel, den Dreck und das alltägliche Chaos von Bangkok, Vietnam und Kambodscha gewohnt, muss man sich erst wieder an Ampeln gewöhnen – dieses Szenario sprengte jegliche Vorstellungskraft. Dazu muss man sich eine Geräuschkulisse vorstellen, die nicht etwa von klingelden Handys, japanischen Tratsch und Klatsch und Autohupen geprägt ist, sondern die absolute Stille. In den öffentlichen Verkehrsmitteln könnte man eine Stecknadel fallen hören, so diszipliniert halten sich die Japaner an das strikte Handy- und Lärmverbot der U-Bahn Linien. Wir stachen nicht nur durch unsere Kleidungswahl – sommerlich und Valerie wie immer farbenfroh – aus der anzugtragenden, schwarzweißen Menge hervor, sondern auch, da uns das surreale Szenario das ein oder andere Mal zum Schmunzeln brachte.
Im Zentrum von Tokio angekommen verschluckten uns Häuserschluchten, Leuchtreklame-Fluten, Anime- und Manga-Werbungen, kilometerweite Kreuzungen, Sushi-Himmelpforten, Spiel-Tempel und Karaoke Bars. Was man dort alles auf einem Quadratmeter unternehmen und erleben kann, überstieg selbst unsere fantasievolle Vorstellungskraft! Natürlich wurde erstmal Sushi und Sake getankt, bevor wir uns endgültig vom pulsierenden Strom der Stadt mitreißen ließen.
Wir überquerten die weltberühmte Kreuzung im Viertel Shibuya, eroberten kleine Gassen voller orangener Lampions und Lichterketten, stolperten durch das berühmte und berüchtigte Barviertel Golden Gai, das mitten zwischen den wachsenden Hochhäusern tapfer das alte Japan verteidigt. Die kleinen Häuser in den verwinkelten, dunklen Gassen sind winzig kleine Bars, die Platz für maximal 5-10 Leute bieten. Kaum durch die Tür spaziert, fließt der starke Reiswein schon in Strömen und man sitzt zusammen mit 70-jährigen Japanern sowie jüngeren Studenten – aber auch Rucksacktouristen und Wahl-Japanern – um den Tresen und wird sofort in die Bar-Familie aufgenommen.
Will man das echte Tokio kennen lernen, sollte man sich trauen, dieses verruchte Viertel in Shinjuku zu besuchen, ordentlich Durst mitzunehmen und sich bewusst sein, dass man den letzten Zug sowieso verpassen wird und sich am nächsten Tag einfach mit Aspirin bewaffnet wieder ans Werk machen. Gesagt, getan – schön war’s!