
Mit salzigen Haaren, sandiger Haut und absolut keinem Zeitgefühl mehr war es höchste Zeit, wieder zurück in die Realität zu reisen.
Falls du gerade deinen Freunden abgesagt hast, da du auf „quando“ gesehen hast, dass du zweimal umsteigen müsstest, um am besagten Treffpunkt zu sein, kommt hier die Route, die deinen seriensüchtigen inneren Schweinehund eventuell ein bisschen motivieren kann.
Nach zwei flotten Stunden Schlaf riss uns der Wecker zur menschenverachtenden Zeit von 04:30 Uhr aus unseren Inselträumen und es ging in kompletter Finsternis (ohne Kaffee!) auf der Ladefläche unseres Pick-Up-Taxis zum Hafen. Durchgeschüttelt und wachgerüttelt verfrachteten wir uns und unser Gepäck auf die Fähre zurück nach Koh Samui. Wieder mit festem Boden unter den Füßen ging es diesmal in einem herkömmlichen Taxi direkt zum Flughafen. Im finalen Sprint schleppten wir uns in den nächsten Flieger nach Bangkok, um den Anschlussflug nach Ho Chi Minh City zu erwischen. Hätte uns das Hotel nicht einen Fahrer geschickt, der filmreif unser Namensschild in der Menge hochhielt, uns einsammelte und zum Hotel brachte, wären wir wohl einfach am Flughafen eingeschlafen. Direkt im Stadtzentrum untergebracht lernten wir als allererstes mal die Moped-Horden von Vietnam kennen.
Von 11 Millionen Vietnamesen fahren nämlich 7 Millionen mit dem Moped – dieses Spektakel ist eine Mischung aus Genie und Wahnsinn. Transportiert wird alles: Kinder, ganze Familien, Schränke, Palmen – alles zischt vor und hinter dir vorbei. Als Fußgänger teilt man sich die Gehwege mit Bikes – und Zebrastreifen bedeuten nur, dass du dich an der markierten Stelle Zentimeter für Zentimeter über die Straße hangeln darfst. Die rasenden Zweiräder umzingeln einen ständig und haben ganz eindeutig das Sagen in der Stadt. Wir wollten natürlich sofort zur Gang gehören und schnappten uns je einen Taxi-Moped-Fahrer. Die besagten Herren überreichten uns eine helmartige Kopfbedeckung – und ab ging’s!
Valeries Fahrer beschloss das Rennen zur „Jade Emperor Pagode“ gleich in den ersten Minuten für sich zu entscheiden und hängte Kathi plus Kameramann in einer fluchtartigen Geschwindigkeit gleich bei der ersten Kreuzung ab. Der Sog an Moped-Fahrern verschlingt einen förmlich: Bei jeder Ampel setzen sich hunderte Blecheimer in Bewegung! Es trennen einen nur Zentimeter vom Moped davor, daneben und dahinter. Trotz leichter Panik und Mamas Schimpfen im Ohr: Eine unglaubliche Erfahrung und ein Must-Do in Vietnam.
Die Jade Emperor Pagode ist ein heiliger Ort: Klein und hinter einer riesigen Baumkrone zwischen den Wolkenkratzern und Häusern der Großstadt versteckt. Wenn man die Pagode betritt, hat man das Gefühl, in eine völlig andere Welt einzutauchen. Das gedämpfte Licht und der dichte Rauch der unzähligen Räucherstäbchen hängt in der Luft und umhüllt einen friedlich.
Von der Pagode ging es auf unseren flotten Flitzern weiter zum Ben-Thanh-Markt. Der Markt ist genau so, wie man sich einen asiatischen Riesen-Flohmarkt vorstellt: überfüllt, hektisch, laut, eng – und jeder ist dein bester Freund und will dir etwas verkaufen. Zwischen den engen Gängen der unzähligen Stände, unter erstickender Hitze und erdrückender Luftfeuchtigkeit drängten wir uns von Stand zu Stand. Von Krims-Krams, Souvenirs, Geschirr, Klamotten, Schuhen und Taschen bis hin zu verschiedensten Imbissständen – am Ben-Thanh-Markt findet man wirklich alles, das man braucht, nicht braucht und trotzdem kauft. Ein paar kitschige Reise-Souvenirs für die Daheimgebliebenen dürfen schließlich auch nicht fehlen!
Durch die überfüllten Straße im hektischen Verkehr der Moped-Horde ging es weiter mit unserer Entdeckungsreise. Immer Valeries unersättlichem Hunger folgend gingen wir von süßen Cafés und hippen Restaurants weiter zur fancy Chill-Rooftop-Bar. Mit einer atemberaubenden Aussicht zelebrierten wir das Leben, machten unseren Kameramann Tariq betrunken und genossen die letzte Nacht in Ho Chi Minh City.